In der Region Berg-Karabach im Südkaukasus werden seit dem 12. Dezember 2022 rund 120’000 armenische Christen belagert. Sie haben kein Gas und nur wenig Strom. Lebensmittel und Medikamente gehen zur Neige. Beim Versuch, ihre Felder zu bestellen, werden Landwirte von Scharfschützen beschossen.
Die Regierung Aserbaidschans will die Karabach-Armenier aus ihrer Heimat vertreiben. Seit dem 12. Dezember blockiert Aserbaidschan die einzige Strasse, die Berg-Karabach mit der Republik Armenien und von dort mit dem Rest der Welt verbindet.
Das Gebiet von Berg-Karabach ist vollständig von der aserbaidschanischen Armee umzingelt. Abgesehen von gelegentlichen Fahrten des Roten Kreuzes oder russischer Friedenstruppen kann niemand das Gebiet verlassen und niemand kann etwas einführen.
Mehrere Menschenrechtsgruppen haben eine Völkermordwarnung für die Armenier in Berg-Karabach herausgegeben.
Auf der Grundlage der 1921 von der Sowjetunion gezogenen Grenzen beansprucht Aserbaidschan Berg-Karabach für sich. In einem Krieg, der auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgte, erlangten die Karabach-Armenier ihre Unabhängigkeit und wurden zu einer freien, wenn auch von der Welt nicht anerkannten Republik.
Aserbaidschan hat sein Ziel aber nie aufgegeben, das Gebiet von Berg-Karabach zu erobern. Inzwischen ist der autokratisch regierte Staat durch das Ölgeschäft reich geworden und hat Milliardengelder in Waffen investiert.
2020 begann Aserbaidschan gemeinsam mit der Türkei einen neuen Krieg, um Berg-Karabach zu erobern und die dort lebenden armenischen Christen zu vertreiben oder zu vernichten.
Sie töteten Tausende von Soldaten, bombardierten zivile Gebiete und zwangen Zehntausende von Menschen, aus ihren Häusern zu fliehen. Armenische Zivilisten, die hinter den feindlichen Linien gefangen waren, wurden erschossen und enthauptet. Ihre Mörder filmten ihre Verbrechen und verbreiteten die Videoaufnahmen in die sozialen Medien, so dass die ganze Welt sie sehen konnte.
Bevor die Armenier vollständig aufgerieben waren, stoppte Russland die aserbaidschanische Invasion. Doch seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat Aserbaidschan seine Aggression wieder verstärkt. Im September 2022 startete es einen massiven zweitägigen Angriff direkt auf die Republik Armenien. Und im Dezember 2022 begann die Belagerung von Berg-Karabach.
In der Vergangenheit hat Aserbaidschan jede Spur armenischer Existenz und Geschichte im gesamten von ihm kontrollierten Gebiet systematisch vernichtet. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew benutzt zur Beschreibung der Armenier Ausdrücke, wie „Hunde“, „Ratten“, „humanoide Kreaturen“. Er spricht offen davon, die Armenier „aus unserem Land zu vertreiben“ und behauptet, nicht nur Karabach, sondern der grösste Teil Armeniens sei „unser historisches Land“, in das „wir auf jeden Fall zurückkehren werden“.
Sollte Aserbaidschan die Kontrolle über Berg-Karabach übernehmen, wird die 1.700 Jahre alte christliche Gemeinschaft für immer vernichtet werden.
Im Jahr 301 nach Christus wandte sich Armenien als das erste Land der Welt dem Christentum zu. In seiner langen Geschichte hat Armenien viele Verfolgungswellen überlebt. Armenien wurde von den persischen, islamischen, türkischen und russischen Grossreichen erobert und wieder zurückerobert. Während des Ersten Weltkriegs beging das Osmanische Reich einen Völkermord und vernichtete über eine Million armenische Christen. Unter dem Sowjetkommunismus wurden alle Kirchen in Berg-Karabach versiegelt und viele Priester in den Gulag geschickt.
Trotz des erlittenen Leides haben die Armenier an ihrem Glauben und ihrer christlichen Identität festgehalten.
Doch heute werden die Weichen erneut gestellt in Richtung armenischer Völkermord.
Werden Sie dazu schweigen?
1915-1923 – Das Osmanische Reich und sein Nachfolgestaat, die Türkei, ermorden über eine Million Armenier. Mehrere Hunderttausend weitere werden versklavt, zum Übertritt zum Islam gezwungen oder ins Exil getrieben.
1918 –Die Republik Armenien erklärt ihre Unabhängigkeit. Die Armenier der Region Berg-Karabach erklären ebenfalls ihre Unabhängigkeit. Das Osmanische Reich fällt in die Kaukasusregion ein und hilft bei der Gründung der Republik Aserbaidschan.
1920 – Aserbaidschanische Truppen massakrieren Tausende von Armeniern in Karabach. Die Sowjetunion erobert Armenien, Aserbaidschan und Berg-Karabach.
1921 – Joseph Stalin, der damalige sowjetische Kommissar für nationale Angelegenheiten, zieht die Grenzen neu. Gegen den Protest der Bevölkerung gliedert Stalin Berg-Karabach in das sowjetische Aserbaidschan ein.
1988 – Die Armenier in Berg-Karabach beginnen, für ihre Freiheit zu kämpfen. Aserbaidschan blockiert die Region und beginnt mit der ethnischen Säuberung armenischer Dörfer.
1991 – Die Sowjetunion bricht zusammen; Aserbaidschan, Armenien und Berg-Karabach erklären ihre Unabhängigkeit. Aserbaidschan belagert und bombardiert die armenische Stadt Stepanakert in Berg-Karabach.
1992-1994 – Ein Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um Berg-Karabach endet mit einem Waffenstillstand; Berg-Karabach wird eine freie Republik. (Kein anderes Land anerkennt dessen Unabhängigkeit.)
2016 – Aserbaidschan greift Berg-Karabach an. Unter anderem wird das Dorf Talish besetzt, wo mehrere ältere Armenier gefoltert und getötet werden. Armenien kann Aserbaidschan zurückdrängen.
2020 – Am 27. September beginnt Aserbaidschan erneut einen Krieg zur Eroberung von Berg-Karabach. Der Angriff dauert 44 Tage und fordert auf beiden Seiten über 7.000 Tote. Die aserbaidschanischen Streitkräfte begehen zahlreiche Kriegsverbrechen gegen die Armenier, darunter fallen die Bombardierung bewohnter Gebiete mit Streubomben und die Hinrichtung ziviler Geiseln. Am 9. November erzwingt Russland mit Aserbaidschan einen Waffenstillstand. Im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens tritt Armenien grosse Gebiete an Aserbaidschan ab, darunter auch ein Gebiet, das Armenien mit Berg-Karabach verbindet. Zehntausende von Armeniern, die in diesen Gebieten leben, müssen ihre Häuser verlassen. Den Armeniern von Berg-Karabach bleibt nur eine einzige Strasse, der Latschin-Korridor, der sie mit Armenien und von dort mit dem Rest der Welt verbindet.
2022 – Am 13. September greift Aserbaidschan das armenische Kernland an. Innerhalb von zwei Tagen werden Hunderte von Armeniern getötet, darunter sieben Soldaten, die massakriert werden, nachdem sie sich ergeben hatten, sowie eine Soldatin, die von aserbaidschanischen Soldaten vergewaltigt und zerstückelt wurde.
2022 – Am 12. Dezember blockiert Aserbaidschan den Latschin-Korridor und beginnt damit die Belagerung von Berg-Karabach.
2023 – Der Internationale Gerichtshof fordert Aserbaidschan auf, den Latschin-Korridor zu öffnen. Die gerichtliche Anordnung wird ignoriert.
2024 – ?
Die Artikel zum Thema
Uzay Bulut: “Sieged and Starved: 120,000 Armenians“
Sohrab Ahmari: “Armenia’s Race for Survival“
Vicken Cheterian: “Armenia: Another Century, Another Genocide?“
Amnesty International: “Blockade of Lachin corridor putting thousands of lives in peril“
OC Media: “Life under blockade“
CBN News: “There Will Be Massacres“