06. Juni 2013

Bischof Michael Nazir-Ali fordert Gleichheit für Christen und Frauen nach dem „Arabischen Frühling“

Der erste nichtweiße Bischof der anglikanischen Kirche in England, Bischof Michael Nazir-Ali, warnte auf einer CSI-Veranstaltung am 30. Mai in Zürich vor der Gefahr einer „Tyrannei der Mehrheit“ in den Ländern der arabischen Revolten. Als Teil der CSI-Diskussionsreihe zur „Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen Osten“ sprach Nazir-Ali über den „Arabischen Frühling“ und dessen Auswirkungen auf die muslimisch-christlichen Beziehungen.

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In seiner Rede „Die muslimisch-christlichen Beziehungen nach dem sogenannten Arabischen Frühling“ rief der ehemalige Bischof von Rochester und Parlamentarier Bischof Michael Nazir-Ali am 30. Mai den Westen dazu auf, sich zur Gleichberechtigung von religiösen Minderheiten im Nahen Osten zu bekennen.

Demokratie allein nicht genug

Er kritisierte den Westen dafür, dass er zu einseitig auf die Förderung von Demokratie in diesen Ländern fokussiert sei. Demokratie alleine genüge nicht, um Frieden und Gleichberechtigung in der Region durchzusetzen, vor allem solange der Einfluss der Scharia nicht abnehme, nach deren Tradition Frauen, Christen und Angehörige religiöser Minderheiten als Menschen zweiter Klasse angesehen werden. Westliche Versuche, Demokratie einzuführen, seien im Irak, in Syrien und in Afghanistan gescheitert, weil die grundlegenden Menschenrechte nicht eingefordert wurden. Der Bischof warnte vor einem „umfassenden Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten in der Region“, der das Schicksal der christlichen Minderheiten des Nahen Ostens bestimmen werde.

Ein Gesetz für alle

Um erfolgreich eine Demokratie zu etablieren, müssten die Länder des „Arabischen Frühlings“ grundlegende Menschenrechte wie Gleichheit vor dem Gesetz akzeptieren. Dazu brauche es auch „ein Gesetz für alle“, anstatt unterschiedliche Gesetzgebungen für die verschiedenen religiösen Gruppen.
Bischof Michael Nazir-Ali ist der erste nichtweisse Bischof der anglikanischen Kirche in England. Er engagiert sich seit langem im muslimisch-christlichen Dialog. Nazir-Ali hat bisher elf Bücher verfasst, darunter: 

  • Conviction and Conflict: Islam, Christianity and World Order (Continuum, 2006)
  • Triple Jeopardy for the West: Aggressive Secularism, Radical Islam and Multiculturalism (Bloomsbury, 2012)

Die Veranstaltung war Teil der Diskussionsreihe „Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen Osten“ von Christian Solidarity International (CSI)
Interview auf Livenet, 30. Mai 2013 Interview in den Zürcher Regionalzeitungen, 17. Juni 2013

 

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