Coronavirus: CSI-Projektländer sind besonders gefährdet

Das Coronavirus hat Europa mit voller Wucht erfasst. Doch was ist, wenn sich das Virus in Windeseile in Ländern mit einem maroden Gesundheitssystem ausbreitet, in denen auch Social Distancing kaum möglich ist?

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CSI ist sehr besorgt und unterstützt wichtige Aufklärungskampagnen der Partner wie in Indien, Bangladesch, Nepal und Sri Lanka.

Unser Alltag wird durch die Corona-Pandemie empfindlich eingeschränkt. Die persönliche Sicherheit gerät ins Wanken. Wir drohen, in den Strudel von gesundheitlichen und wirtschaftlichen Sorgen mitgerissen zu werden. «Dies ist eine Zeit, die für viele mit grossen Ängsten und Verunsicherung verbunden ist. Die vollen Konsequenzen dieser Pandemie können wir noch nicht abschätzen», so CSI-Geschäftsführer Dr. John Eibner.

Trotz aller Ängste können wir auf ein gut funktionierendes Gesundheitssystem zurückgreifen. Anders sieht es jedoch in vielen Ländern aus, in denen sich CSI für verfolgte Christen und andere Minderheiten einsetzt.

Indien: Vernachlässigte Gesundheitsversorgung

In Indien würde eine rasante Ausbreitung des Coronavirus verheerende Auswirkungen haben, wie Thiagarajan Sundararaman, ehemaliger Direktor des Nationalen Gesundheitszentrums, gegenüber der NZZ bemerkt: «Die öffentliche Gesundheitsversorgung wurde jahrelang vernachlässigt, das wird sich jetzt rächen.» Covid-19 würde Indien auch deshalb bedrohen, weil die Bevölkerung eine hohe Rate an Vorerkrankungen aufweist. So leiden etwa 77 Millionen Inder an Diabetes. Zudem beklagt das Land wegen der starken Luftverschmutzung der letzten Jahre einen hohen Anstieg an Lungenerkrankungen.

Zwar hat Premierminister Narendra Modi die Bevölkerung aufgerufen, Menschenansammlungen zu vermeiden und Distanz zu wahren. Doch wegen mangelnder Disziplin werden viele Inder dieser Aufforderung kaum Folge leisten. Zudem bleibt es fraglich, ob Modis Appell auch die einfachen Menschen auf dem Land erreicht, wo Analphabetismus weit verbreitet ist und oft kein Internetzugang besteht. Gegenwärtig geht man in Indien von einigen hundert Corona-Erkrankungen aus, wobei die Dunkelziffer um einiges höher sein wird.

Unsere Partner in Indien setzen sich unermüdlich für die Prävention ein. Sie haben mit der Verteilung von Informationsblättern begonnen. Auch über WhatsApp werden Aufklärungsflyer verbreitet. Kinder erhalten zudem ein buntes Comic, das auf verständliche Art die wichtigsten Verhaltensregeln aufzeigt und ihnen die Angst vor dem Coronavirus nehmen soll. Auf 20 Seiten erklärt der Superheld Vaayu drei verunsicherten Kindern, wie sie sich selbst und andere vor dem Coronavirus schützen können.

Pastoren leisten bei der Verteilung von Präventionsmaterial grossen Einsatz. Das Netzwerk der CSI-Partnern ist hierfür sehr hilfreich. Dies ist ein Segen für die ganze Bevölkerung.

Bangladesch: 500’000 Info-Broschüren

Bangladesch hat eine der grössten Bevölkerungsdichte weltweit. Vielfach ist es dort kaum möglich, Social Distance einzuhalten. Millionen von verarmten Menschen verfügen nicht einmal über das Nötigste, geschweige denn über Rückzugsmöglichkeiten.

Trotz starker Bemühung der Regierung, die Bevölkerung über die Verhaltensregeln aufzuklären, haben viele den Ernst der Lage nicht erkannt, auch wegen fehlendem Zugang zum Internet. «Es ist schwierig das Leben auf Stillstand zu legen. Die Menschen müssen zur Arbeit, weil sie sonst gar nichts zu Essen hätten», so Projektpartner William Samadder. Zugleich droht die Gefahr, dass die Angst vor dem Coronavirus in Gewalt umschlägt. So wurde kürzlich ein Corona-Patient von einem Mob getötet, offensichtlich aus Angst vor einer Ansteckung.

Dieser tragische Fall zeigt, wie dringend nötig rasches Handeln ist. Der einheimische Projektpartner von CSI hat schnell reagiert. Er liess 500’000 Aufklärungsbroschüren drucken. Diese zeigen mit einfachen Texten und Bildern, wie sich die Menschen vor der Pandemie schützen können. Etwa 50 Freiwillige, vor allem Pastoren, helfen mit, die Flyer vor Moscheen, Kirchen und Tempeln zu verteilen. Damit erreichen sie tausende von Menschen mit der überlebenswichtigen Botschaft.

Verheerende Kollateralschäden in Nepal

In Nepal hat das Coronavirus weitreichende Folgen. Die Grenze zu Indien und China sind geschlossen. Da aber die meisten Lebensmittel aus Indien importiert werden, leidet das Land gegenwärtig unter einer Nahrungsmittelknappheit. Ebenso herrscht ein akuter Mangel an Medikamenten. Auch Gas, das sonst ebenfalls von Indien nach Nepal gelangt, ist nun zu wenig vorhanden.

Die Preise für Produkte des täglichen Bedarfs sind für viele unerschwinglich geworden. Zugleich haben unzählige Menschen wegen der Corona-Krise ihre Arbeit verloren. Dies hat für die Betroffenen verheerende Konsequenzen, da Nepal über kein soziales Auffangnetz verfügt.

In Nepal dauert der Shut Down bis mindestens 30. April 2020 an. Die Bevölkerung leidet und ist verängstigt, weil die medizinischen Vorkehrungen in den Spitälern sehr prekär sind. Im Falle einer Pandemie wäre Nepal nicht in der Lage, dies aufzufangen.

Selbst die Informationen über die Pandemie fliessen spärlich, da es beim Internet immer wieder zu Unterbrüchen kommt. Vor allem in den entlegenen Gebieten wissen die Bewohner kaum Bescheid, wie sie sich verhalten sollen.

Umso wichtiger und wertvoller ist der Einsatz unserer Partner vor Ort, um eine Ausbreitung des Virus möglichst einzudämmen. CSI-Partner Stephen Adhikari* wird in den kommenden Tagen tausende von Aufklärungsflyern über das Coronavirus drucken und möglichst im ganzen Land verteilen, solange er noch reisen kann. Ebenso soll eine Verteilungsaktion von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Hilfsgütern wie Moskitonetzen stattfinden.

Bis vor kurzem wurde die Präventionsarbeit anhand von Workshops durchgeführt. Nepals Regierung hat unseren Partnern für das Engagement bereits gedankt.

Auch in Sri Lanka, das wegen des Coronavirus unter einem dramatischen wirtschaftlichen Einbruch in der Tourismusbranche leidet, engagieren sich unsere Partner in der Prävention. Mit Informationsblättern wollen sie u.a. auf die wichtigsten Verhaltensregeln aufmerksam machen.

Es ist wichtig, dass unsere christlichen Partner vor Ort durch ihr Engagement ein Licht für ihre ganze Nation sein können.

Pakistan: Wenn Traditionen die Gesundheit gefährden

Bis heute sind gut 200 Fälle von Ansteckungen in Pakistan bekannt. Bei den meisten der offiziell Betroffenen handelt es sich um schiitische Pilger, die aus dem Iran heimgekehrt sind. In der westpakistanischen Provinz Balochistan, nahe der iranischen Grenze, wurden Isolationslager für die infizierten Pilger eingerichtet, ohne medizinische Versorgung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.

Problematisch ist die Lage auch wegen der Schwierigkeit, mit Traditionen des Clanlebens zu brechen, was in Zeiten der Pandemie sehr wichtig wäre. «Kommt ein Verwandter aus dem Ausland zurück, wird er vom ganzen Clan abgeholt. Das können hunderte von Leuten auf engstem Raum sein», erklärt die CSI-Projektverantwortliche für Pakistan. Ein ähnliches Bild präsentiert sich beispielsweise bei einem Krankenbesuch im Spital.

Nicaragua: Betriebe schliessen von sich aus

Die Lage in Nicaragua ist wirklich sehr beängstigend. Dies besonders, die Gefahr des Coronavirus heruntergespielt und dringend benötigte Massnahmen für den Schutz vor Ansteckung in der Bevölkerung nicht durchgesetzt werden. Hinzu kommt, dass die Landesgrenzen für alle Touristen weiterhin offen sind, so dass das Virus unkontrolliert in das Land hineingebracht wird.

Trotz scharfer Kritik und dringlicher Warnung aus dem In- und Ausland bekräftigt die Regierung, bereits wichtige Massnamen getroffen zu haben.

Die Bevölkerung ist sehr verängstigt und ergreift selbst Massnahmen. Viele Institutionen, Schulen, Restaurants, Bars und Kirchen haben demnach freiwillig ihren Betrieb geschlossen und ihre Veranstaltungen abgesagt.

Die öffentlichen Schulen müssen auf Geheiss vom Staat weiterhin geöffnet bleiben.

Reto Baliarda

Quelle: NZZ

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

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