01. Februar 2017

Jahrzehntelange Haftstrafen für Christen aus Tschechien und dem Sudan

Ein sudanesisches Gericht hat am 29. Januar 2017 den tschechischen Filmemacher Petr Jasek wegen angeblicher Spionage gegen den Staat zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Jaseks sudanesische Freunde, die Pastoren Hassan Tawor und Abdulmonem Abdumalawa, erhielten eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren. Die drei Christen hatten einem jungen Studenten geholfen, der bei einer Demonstration gegen die Regierung verletzt wurde. Jasek hat über den Studenten einen Film gedreht.

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Petr Jasek wurde am 10. Dezember 2015 verhaftet, als er den Sudan verlassen wollte. Die Grenzwächter beschlagnahmten seine Kamera, den Computer und sein Handy. Sie fanden eine Videoaufnahme, in der Jasek die Geschichte des Studenten Ali Omer dokumentiert. In diesem Beitrag erklärt Omer unter anderem, wie er bei einer Studentendemonstration gegen die sudanesische Regierung im Jahr 2013 schwere Brandwunden erlitten hatte. Für Jasek ist dies ein Beispiel von Übergriffen auf Christen im Sudan.

Rückzieher des Opfers

Doch vor den Behörden hatte Omer seine Aussagen zurückgezogen und behauptet, dass er sich die Brandwunden bei einem Unfall zugezogen hätte. Jasek habe seine Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen. Die Ankläger beschuldigen den Tschechen, er hätte Omers Geschichte im Ausland verbreiten wollen, um den Sudan international zu diffamieren.

Bei der Verhaftung hatten die Grenzbeamten auch eine Quittung von 5000 Dollars gefunden. Wie Jasek mitteilte, habe er damit die Kosten für die medizinische Behandlung von Omer übernommen. Doch die Ankläger sehen die anders und behaupten, er hätte damit Rebellengruppen aus verschiedenen Regionen (Darfur, Südkordofan, Blauer Nil) finanziert, die die Abspaltung vom Sudan anstreben.

Fast lebenslängliche Haftstrafe

Im Zusammenhang mit der Unterstützung von Omer wurden am 18. Dezember 2015 auch die beiden Pastoren Hassan Abdelrahim Tawor und Abdulmonem Abdumalawa verhaftet. Sie hatten einen Teil des Geldes für die ärztliche Behandlung von Omer gesammelt und Petr Jasek bei der Filmproduktion mitunterstützt.

Nun wurden am 29. Januar 2017 die Urteile gefällt: Petr Jasek erhielt eine Haftstrafe von über 23 Jahren wegen Spionage und „Kriegsführung gegen den Sudan“. Zudem soll er falsche Gerüchte verbreitet haben, um die Autorität des sudanesischen Staats zu untergraben. Auch habe er unerlaubterweise Fotos gemacht und sei ohne Genehmigung ins Land eingereist. Jasek muss ferner eine Busse von 16‘000 Dollars bezahlen, weil er – so die Behörden – ohne Erlaubnis für eine sudanesische Hilfsorganisation gearbeitet hat.

Die Pastoren Tawor und Abdumalawa wurden wegen Beihilfe zur Spionage je zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Tawors Mutter, die sich ebenfalls im Gerichtssaal befand, erlitt nach dem Urteilsspruch gegen ihren Sohn einen derartigen Schock, dass sie ohnmächtig wurde und aus dem Gerichtssaal begleitet werden musste. Ein weiterer Pastor, Kwa Shamaal, wurde am 2. Januar 2017 freigesprochen. Er war am 18. Dezember 2015 mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert und verhaftet worden.

Internationaler Protest

Das juristische Vorgehen gegen Petr Jasek und seine sudanesischen Freunde hatte internationalen Protest ausgelöst. Im Oktober 2016 hatte das Europaparlament in einem dringlichen Beschluss eine sofortige und bedingungslose Freilassung der damals vier Inhaftierten gefordert. Nach der Verurteilung vom 29. Januar 2017 teilte das tschechische Aussenministerium mit, es werde einen Abgeordneten in den Sudan schicken. Dieser soll mit den zuständigen Behörden vor Ort über die Freilassung von Petr Jasek verhandeln. Notfalls würde auch Aussenminister Lubomír Zaorálek in den Sudan reisen. Zaorálek betont, dass Jasek einzig und alleine im Sudan sei, um den Christen dort zu helfen.

Die Anwälte von Petr Jasek, Hassan Abdelrahim Tawor und Abdulmonem Abdumalawa beabsichtigen, gegen die gefällten Gerichtsurteile Berufung einzulegen.

Der internationale Strafgerichtshof hat wegen der Kriegsverbrechen in der Region Darfur einen internationalen Haftbefehl gegen Sudans Diktator Omar al-Bashir erlassen.

 

Reto Baliarda

Quellen: Morningstarnews, Worldwatchmonitor

 

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