Bisher kaum Corona-Patienten – Präventionsarbeit für befreite Sklaven

Die Anzahl Corona-Infizierter im Südsudan kann gegenwärtig an einer Hand abgezählt werden, zumindest offiziell. Dennoch hat die Regierung drastische Vorkehrungen gegen eine Ausbreitung des Virus getroffen. Auch CSI engagiert sich vor Ort in der Prävention und klärt befreite Sklaven über die Gefahr einer Pandemie auf.

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Der Südsudan gehört weltweit zu jenen Ländern, die gegenwärtig von einer Ausbreitung des Coronavirus am wenigsten betroffen sind. Bis 14. April 2020 waren offiziell vier corona-infizierte Personen bekannt.

Auch unter den befreiten Sklaven, die dank CSI zu über 100‘000 vom Sudan in den Südsudan zurückgekehrt sind, war das Coronavirus bis anhin kaum ein Thema. Ebenso wenig schienen sich bis vor kurzem die Menschen in Aweil, der grössten Stadt im Herkunftsgebiet der befreiten Sklaven, um eine Corona-Pandemie Sorgen zu machen. «Ich habe mit einigen Menschen aus Aweil gesprochen. Ihr Alltag hat sich bisher überhaupt nicht verändert», berichtet Franco Majok. Der CSI-Projektmanager geht allerdings von einer nicht zu unterschätzenden Dunkelziffer aus, denn: «Im Südsudan mangelt es an der nötigen Infrastruktur, um Corona-Verdachtsfälle gezielt zu testen.»

Nächtliche Ausgangssperre

Die schnelle Ausbreitung des Coronavirus könnte im jüngsten Staat der Welt verheerende Auswirkungen haben. Die Regierung hat daher verschiedene Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So wurde von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Ausserdem wurden die Grenzen zu den Nachbarstaaten dichtgemacht und sämtliche internationale Flüge gestrichen.

Corona-Workshop für befreite Sklaven

CSI nimmt die Gefahr einer Corona-Pandemie im Südsudan sehr ernst. Pflegefachmann Daniel Deng, der jeweils die medizinische Erstversorgung für zurückgekehrte Ex-Sklaven mit Beschwerden vornimmt, führt daher im Auftrag von CSI für befreite Sklaven Workshops über die Gefahren des Coronavirus durch.

Mit ungezuckertem Tee das Virus stoppen?

Solche Aufklärungskampagnen dienen auch dazu, den Menschen einen ausgewogenen Umgang mit der Gefahr der Pandemie aufzuzeigen und ihnen eine irrationale Angst vor dem Virus zu nehmen. CSI-Projektmanager Franco Majok schreibt, wie kürzlich Menschen in Dörfern von verschiedenen nördlichen Bundesstaaten des Südsudans frühmorgens aufwachten, unter Trommelwirbel ein Feuer entfachten und mit lauten Gesängen Gott anflehten, sie vor dem Coronavirus zu verschonen. Der Dorfälteste befahl darauf diesen Menschen, zur Vertreibung des Virus ungezuckerten Tee zu trinken.

Reto Baliarda

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