100 Kinder haben dank Schulbildung eine Zukunft

In Bangladesch mangelt es an staatlichen Schulen. Viele Kinder besuchen Koranschulen, die häufig von Saudi-Arabien finanziert und entsprechend radikal sind. CSI unterstützt eine Primarschule, um christlichen und muslimischen Kindern eine ganzheitliche Schulbildung zu ermöglichen.

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Dhankura liegt je nach Verkehr zwei bis fünf Fahrstunden nördlich von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka entfernt. Kaum verlässt man die chaotische 20-Milllionen-Stadt, ist man von grünen, saftigen Feldern umgeben.

Doch die Idylle trügt, denn viele Menschen leben auf dem Land in großer Armut. Die Reis- und Zuckerrohrfelder gehören Großgrundbesitzern. Die große Mehrheit der ländlichen Bevölkerung arbeitet als Tagelöhner und verdient wenige Franken pro Tag. Viele sind gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen, um in den riesigen Textilfabriken, welche die Hauptstadt Dhaka wie einen Gürtel umgeben, für den europäischen Markt Kleider zu nähen – zu Dumpinglöhnen und ohne Arbeitsrechte.

Alternative zu Koranschule

Besonders prekär ist die Situation für die Kinder. Die große Armut führt oft zu Kinderehen und Kinderarbeit. Staatliche Schulen gibt es viel zu wenige, Schulbildung kostet Geld. Saudi-Arabien nutzt diese Situation aus: Im ganzen Land schießen von Saudis finanzierte Madrasas (Koranschulen) wie Pilze aus dem Boden, auch in Dhankura und Umgebung. Die islamischen Schulen bieten den Kindern freien Unterricht im Lesen und Schreiben des Korans und kostenlose warme Mahlzeiten. Allgemeinbildende und diskriminierungsfreie Schulen sind dringend nötig – gerade auch für Christen, damit sie eine Zukunft in Bangladesch haben.

Seit vier Jahren finanziert CSI eine christliche Schule in Dhankura. Die Eltern bezahlen ein symbolisches Schulgeld, Schulmaterial und Uniform werden kostenlos abgegeben. Ebenfalls erhalten die Kinder zweimal pro Woche eine warme Mahlzeit. So können nun auch Kinder sehr armer Eltern zur Schule gehen.

Die Lehrer kümmern sich um ganze Familien

Zurzeit besuchen etwa 100 Kinder vom Kindergarten bis zur fünften Klasse die Schule. Ein motiviertes fünfköpfiges Lehrerteam setzt sich stark für die Bildung der Kinder ein. Es ist den jungen Lehrerinnen und Lehrern ein Anliegen, den Kindern ein Vorbild in gegenseitigem Respekt und gleichberechtigtem Zusammenleben von Christen und Muslimen zu sein. Sie besuchen die Familien zu Hause, sehen nach, wenn ein Kind längere Zeit nicht zum Unterricht erscheint und führen klärende Gespräche mit Eltern, die ihre Kinder lieber zur Arbeit als in die Schule schicken.

Ashio, einer der Lehrer, erzählt: «Es ist nicht immer einfach, die Eltern zu motivieren. Oft sind sie selber Analphabeten und sehen nicht ein, wieso ihr Kind zur Schule gehen sollte, wenn es doch zu Hause als Mitverdiener dringend gebraucht wird. Da braucht es sehr viel Feingefühl. Für uns ist es immer wieder eine Freude, wenn wir es schaffen, die Eltern zu überzeugen und dann das glückliche Kind im Schulzimmer wieder willkommen heißen können. Die Situation ist schon viel besser als noch vor fünf Jahren. Damals gab es Kinder, die täglich zwei Stunden zu spät kamen, weil sie noch auf dem Feld arbeiten mussten. Heute sieht man Mütter, die ihre Kinder selber zur Schule begleiten.»

 


 

Lima soll eine Zukunft haben

Die Christin Lima besucht die vierte Klasse. Sie hat drei ältere Brüder, die kaum Schulbildung genießen konnten und bereits seit Jahren als Tagelöhner oder im Service arbeiten.

Limas Mutter wünscht sich für ihre Tochter ein besseres Leben, als sie es hat: «Ich konnte die Schule nur bis zur siebten Klasse besuchen, meine Tochter soll mindestens zehn Schuljahre abschließen können. Meine Söhne haben die Schule früh verlassen.»

Jetzt sieht Limas Mutter, wie schwierig es für ihre Söhne ist: «Ich hoffe, dass wenigstens meine Tochter eine bessere Zukunft haben wird. Ich bin dankbar, dass die Schule so nah ist und meine Tochter einen nicht zu langen Schulweg hat. Auch bin ich sehr dankbar, dass die Schule für die Uniform und das Schulmaterial aufkommt. Mein Mann ist Tagelöhner. Mit seinem unregelmäßigen Einkommen könnten wir uns all die Schulausgaben nicht leisten. Die Schule ist für uns ein Segen.»

Schamir will Polizist werden

Der muslimische Junge Schamir ist ein aufgestellter Fünftklässler. Sein Traum ist es, Polizist zu werden. Zusammen mit seinem Brüderchen und seinen Eltern lebt er in einer einfachen Lehmhütte. Wie so viele andere müssen auch sie ihr Haus jedes Jahr nach dem starken Monsunregen wieder neu aufbauen. Schamirs Vater ist Tagelöhner. Er verdient knapp so viel, wie zum Überleben nötig ist.

Schamirs Mutter ist überaus glücklich, dass ihr Sohn die Schule besuchen darf: «Ich selber bin Analphabetin, da mich meine Eltern nie zur Schule geschickt haben. Mir ist es ein Anliegen, dass meine Kinder eine bessere Zukunft haben als ich. Es ist ein großes Geschenk, die Schule so nah zu haben. Ansonsten wäre es schwierig für Schamir. Ich bin froh, dass mein Sohn in einem guten Umfeld aufwächst. Was er in einer Madrasa lernen würde, kann ich ihm auch zu Hause beibringen. Es ist wichtig, dass er ein Allgemeinwissen bekommt und lernt, sich in der Gesellschaft zu einzubringen. Ich bin sehr dankbar dafür.»

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