Weiterer Völkermord vorläufig gestoppt – CSI hilft geflüchteten Armeniern

Nach wochenlanger Bombardierung durch aserbaidschanisch-türkische Streitkräfte setzte Russland am 9. November 2020 den Waffenstillstand durch. Viele armenische Gebiete in Berg-Karabach werden nun von Aserbaidschan beherrscht. CSI unterstützt die humanitäre Hilfe vor Ort.

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Die Armenier waren das erste Volk, das im Jahr 301 n. Chr. Zum Christentum konvertierte. Mitten im Ersten Weltkrieg beschlossen die Führer des damaligen Osmanischen Reiches, die christliche Bevölkerung der Türkei zu vernichten. Bei den darauffolgenden Massakern und Deportationen wurden über eine Million Armenier getötet.

Am Ende des Krieges brach das Osmanische Reich zusammen, und Russland eroberte einen der letzten überlebenden Teile des armenischen Heimatlandes, die Republik Armenien im Kaukasusgebirge. Die Region Berg-Karabach war Teil dieser Republik gewesen, und ihre Bevölkerung bestand zu 90 Prozent aus Armeniern.

Der sowjetische Herrscher Josef Stalin integrierte Berg-Karabach in die muslimische Sowjetrepublik Aserbaidschan, das ebenfalls von Russland erobert worden war. Siebzig Jahre lang sahen sich die Armenier von Berg-Karabach in ihrem Heimatland Diskriminierungen ausgesetzt.

Sechsjähriger Krieg

Nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende der 1980er Jahre erlangten Armenien und Aserbaidschan ihre Unabhängigkeit. Weil die Armenier in Berg-Karabach von Aserbaidschan unabhängig werden wollten, versuchte Aserbaidschan, die Region von Armeniern zu säubern. Pogrome im übrigen Aserbaidschan vertrieben Hunderttausende von Armeniern aus ihren Häusern. Der Völkermord hatte wieder begonnen.

Die Armenier von Berg-Karabach wehrten sich und wurden dabei durch die Republik Armenien unterstützt. Die Kämpfe dauerten von 1988 bis 1994 an, forderten Zehntausende von Toten und machten über eine Million Armenier und Aserbaidschaner zu Flüchtlingen. In der prekärsten Phase des Kriegs, als Berg-Karabach vollständig von aserbaidschanischen Streitkräften umzingelt war, transportierte CSI Flugzeugladungen mit Hilfsgütern in das belagerte Gebiet. 1994 beschlossen Armenien, Aserbaidschan und Berg-Karabach einen Waffenstillstand. Berg-Karabach wurde de facto eine unabhängige Republik.

Folgenschwere Angriffe

Am 27. September 2020 startete Aserbaidschan erneut einen Angriff auf Berg-Karabach. Die Türkei unterstützte die Invasion mit Luftangriffen und Drohnen. Zudem schleuste die Türkei Tausende Dschihadisten aus Syrien zum Kampf nach Karabach ein. Diese Islamisten luden Videos hoch, auf denen sie sich mit armenischen Leichen zeigten.

Als Aserbaidschanische Streitkräfte nach Berg-Karabach vorrückten, exekutierten sie armenische Zivilisten und Kämpfer, die zurückgeblieben waren. Über 100 000 der 150 000 Armenier aus Karabach flohen aus dem Gebiet nach Armenien. Als Flüchtlinge in die armenische Hauptstadt Jerewan strömten, schloss sich CSI mit einer Kirchgemeinde vor Ort zusammen, um sie mit Kleidung, Medikamenten, Lebensmitteln und Unterkünften zu versorgen.

Eine Familie erzählte, wie sie am ersten Tag des Kriegs aus der Stadt Schuscha geflohen war. Mitten im Bombenhagel schaffte sie es gerade noch, Lebensmittel einzupacken. Als sie in Richtung Goris auf der anderen Seite der Grenze fuhr, betete die Familie, dass keine der Bomben sie treffen würde. Nach der Ankunft kehrte der Vater allein nach Schuscha zurück, um zu kämpfen.

Leider schaute ein Grossteil der Welt einfach zu, als Tausende von Armeniern und Aserbaidschanern getötet wurden. Sowohl die Türkei als auch Aserbaidschan erhalten viel militärische Hilfe von den Vereinigten Staaten und haben tiefe wirtschaftliche und militärische Beziehungen zu Europa. Eine entschlossene, einheitliche westliche Reaktion hätte die Invasion stoppen können.

Eine ungewisse Zukunft

Als am 9. November dem armenischen Militär der Totalangriff aus Aserbaidschan drohte, schaltete sich Russland ein und erzwang einen Waffenstillstand. Dabei wurden grosse Teile Berg-Karabachs dauerhaft an Aserbaidschan abgetreten.

Für Tausende von geflüchteten Armeniern bedeutete dies, dass sie ihre Heimat an Aserbaidschan verloren hatten. In ihrer Verzweiflung packten viele ihre Habseligkeiten in Autos und setzten ihre Häuser in Brand, damit sie für Aserbaidschaner unbewohnbar wurden. Tausende weitere Armenier, die ihre Heimat nie verlassen hatten, wurden nun zur Flucht gezwungen.

Viele armenische Kirchen wie das tausendjährige Kloster von Dadivank befinden sich auf dem Gebiet, das an Aserbaidschan abgetreten wurde. Die Armenier befürchten, dass die Aserbaidschaner diese Kirchen zerstören werden.

CSI trauert und hilft

Seit Beginn des erneuten Kriegs steht CSI den Armeniern zur Seite, setzt sich bei führenden Persönlichkeiten in den USA und Europa für ihre Anliegen ein und leistet humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen. Nach dem Beschluss des Waffenstillstands vom 9. November 2020 setzt CSI die Unterstützung für die Zehntausenden von obdachlos gewordenen Armeniern fort.

CSI trauert mit den Armeniern. Unerschütterlich bleibt jedoch das Bestreben, ihnen durch humanitäre Hilfe und politische Fürsprache zu helfen, in ihrer Heimat zu bleiben.

Joel Veldkamp

CSI hat eine Online-Petition an Bundesrat Cassis lanciert. Zeigen Sie ihre Solidarität mit den notleidenden Menschen in Berg-Karabach. 

Interview mit John Eibner über den Konflikt in Berg-Karabach in der katholischen Zeitung «Die Tagespost» 

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