Akuach betete immer wieder um ihre Freiheit

Die heute 30-jährige Akuach Adal Agany war noch ein kleines Kind, als sie von islamistischen Milizen in den nördlichen Teil des Sudans entführt wurde. Sie wurde zwangsislamisiert und über 20 Jahre lang als Sklavin beschimpft und misshandelt. Der erste Befreiungsversuch schlug fehl.

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Akuach erinnert sich, wie sie an einem heissen Morgen mit Nachbarskindern ein heiteres Spiel ausgedacht hatte, als plötzlich arabische Kämpfer auftauchten und die Gruppe umzingelten: «Wir weinten und schrien um Hilfe.» Doch auch die anderen Dorfbewohner wurden von den Islamisten gefangen genommen und in Richtung nördlicher Sudan entführt.

 So gehörten auch Akuachs Eltern zu den Verschleppten. «Doch als wir nach tagelangem, qualvollem Fussmarsch im Norden ankamen, wurden wir voneinander getrennt. Ich habe seitdem meine Eltern nie mehr gesehen», seufzt Akuach.

Das junge Mädchen wurde dem arabischen Sklavenhalter Musa Adam übergeben, der zwei Frauen und viele Kinder hatte. «Musas Kinder beleidigten mich und schlugen mich immer wieder. Ich war voller Angst und weinte ständig.» Doch von Musa konnte sie keine Hilfe erwarten. Vielmehr beschimpfte auch er das wehrlose Mädchen.

Als Akuach heranwuchs, musste sie täglich stundenlang auf der Farm arbeiten und Musas Frauen beim Kochen helfen. Sie durfte sich nicht frei bewegen und fühlte sich deshalb wie eine Gefangene auf Lebzeiten. Musa missbrauchte sie regelmässig und zwang sie, den Islam anzunehmen.

Befreiung klappte nicht auf Anhieb

Lange gab Akuach ihre Hoffnung nicht auf, eines Tages wieder frei zu sein: «Ich betete täglich und bat Gott, er möge mich zurück in den Südsudan bringen.» Doch als sie an einem sonnigen Tag im Herbst 2020 sah, wie ein arabischer Sklavenbefreier stundenlang mit Musa sprach und danach unverrichteter Dinge wieder abzog, vergoss Akuach bittere Tränen. «Ich glaubte, ich müsste den Rest meines Lebens als verachtete Sklavin verbringen.»

Zwei Tage später besuchte Akuach, die während ihrer Versklavung Mutter geworden war, mit ihrem Baby den Markt, um für Musas Familie einzukaufen. Dort traf sie den Befreier. «Er nahm mich mit in sein Lager, wo ich anderen befreiten Sklaven von meinem Stamm der Dinka begegnete.» Auf dem langen Weg zurück in den Südsudan erhielt Akuach seit Jahren wieder einmal genug zu essen.

Akuach ist dankbar, als freier Mensch in ihrer Heimat zu sein. Mit dem Startsack mit wichtigen Utensilien, dem Nahrungsmittelpaket und der Milchziege, die sie bei der Ankunft von CSI erhielt, will sie sich ein neues Leben aufbauen.

Reto Baliarda

 

Akuach Adal Agany mit ihrem kleinen Jungen. Sie ist dankbar, dass sie auch ihr Kind mit in die Freiheit nehmen konnte. (csi)
Akuach Adal Agany mit ihrem kleinen Jungen. Sie ist dankbar, dass sie auch ihr Kind mit in die Freiheit nehmen konnte. (csi)
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