29. November 2016

Als Dreijährige entführt und versklavt

Zu jung, um versklavt zu werden? Akuol Garang Deng war dreijährig, als sie von arabischen Milizen verschleppt wurde. 15 Jahre lang musste sie als Sklavin einer großen Familie dienen. Zudem wurde sie zwangsverheiratet. Akuol ist dankbar, dass sie nun als freier Mensch im Südsudan leben kann.

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Selbst wenn die Entführung mehr als 15 Jahre her ist und sie damals noch ein Kleinkind war, hat Akuol erstaunlich gute Erinnerungen an den fatalen Tag. Sie war auf dem Weg zu ihrer Großmutter, als sie zwischen die Fronten der Sudanesischen Befreiungsarmee SPLA und arabischen Milizen geriet. Das kleine Mädchen wurde von den Arabern gekidnappt und zusammen mit anderen gefangenen Dinkas in den Norden des Sudans verschleppt. Für Akuol war die mehrtägige Entführung eine riesige Qual.

Erniedrigt und zur Heirat gezwungen

Im Sudan angekommen, wurde das unschuldige Mädchen an den arabischen Bauern Hessian Ahmed verkauft. Zwei Frauen mit insgesamt zehn Kindern bildeten seine Großfamilie. Rücksicht auf ihr zartes Alter konnte Akuol keine erwarten. Ständig musste sie das Haus putzen. Als sie heranwuchs, wurden ihr andere strenge Arbeiten zugeteilt. Sie musste Brennholz fürs Kochen sammeln oder auch Kleider waschen.

Hessian und seine Familienangehörigen demütigten die junge Sklavin bei jeder Gelegenheit. «Häufig beschimpften sie mich mit ‹Sklavin› oder ‹Jiengi› (Neger). Auch zwangen sie mich, Muslimin zu werden.» Doch damit nicht genug: Der rücksichtslose Sklavenhalter nötigte Akuol, einen alten Mann namens Mohammed zu heiraten. «Er ist Vater meiner Tochter Fedie, die ich im Sudan zurücklassen musste», sagt sie resigniert. Denn die Flucht mit dem Sklavenbefreier Adam erfolgte Hals über Kopf.

Seit dem 25. Juni 2016 ist Akuol Garang Deng ein freier Mensch. Dafür ist sie unendlich dankbar. Und selbst wenn ihre Kindheitserinnerungen an ihre Heimat sehr blass sein müssen, meint sie frohlockend: «Ich könnte nicht glücklicher sein, dass ich wieder im Südsudan bin.» Akuol hofft immer noch, dass sie hier Verwandte finden wird. CSI, das ihr einen Startsack und eine Ziege gegeben hat, arbeitet mit örtlichen Kirchgemeinden zusammen, um durch die Entführungen auseinandergerissene Familien wieder zusammenzuführen.»

Reto Baliarda