Kein weiterer Völkermord in Armenien – CSI ruft die Schweiz zum Handeln auf

CSI wendet sich mit einem Brief an Bundespräsident Ignazio Cassis: Die Schweiz soll eine internationale Initiative lancieren und verlangen, dass jegliche militärische Unterstützung Aserbaidschans bis zum Ende des aktuellen Konflikts ausgesetzt wird. Die Kirchen werden aufgefordert, sich mit den armenischen Christen zu solidarisieren und sich diesem Appell anzuschliessen.

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Kloster aus dem 9. Jahrhundert am Sewan-See in Armenien, einem der ältesten christlichen Länder der Welt. Foto: Pixabay/Denis Streltsov

Am 13. September 2022 griff die Armee von Aserbaidschan die Republik Armenien an. Aserbaidschanische Soldaten drangen tief in armenisches Territorium ein, wo sie Städte und Dörfer bombardierten. Über 100 Soldaten sind bereits gefallen; die tatsächliche Zahl der Toten, Soldaten und Zivilisten, dürfte weit höher sein. Christian Solidarity International (CSI) fordert in einem Schreiben an Bundespräsident Ignazio Cassis die Schweiz auf, alles zu unternehmen, dass der Angriff durch Aserbaidschan und seine Helferstaaten verurteilt und auf eine Verhandlungslösung – auch in der Berg-Karabach-Frage – hingearbeitet wird.

Es ist die Fortsetzung eines Genozid-Prozesses

Der Angriff von Aserbaidschan ist die weitere Etappe eines genozidalen Prozesses gegen die Armenier. Er begann im späten 19. Jahrhundert, als das Osmanische Reich Hunderttausende von armenischen Christen massakrierte, und er erreichte in den Jahren 1915 bis 1923 seinen Höhepunkt, als die Osmanen die christliche Bevölkerung Anatoliens liquidierten und anti-armenische Massaker im Kaukasus unterstützten. Von 1988 bis 1994 führte Aserbaidschan weitere ethnische Säuberungen von armenischen Christen durch. Die jüngste Genozid-Welle erfolgte im Jahr 2020 mit dem Angriff Aserbaidschans auf das armenische Gebiet Berg-Karabach. In diesem 44-tägigen Angriffskrieg wurden Tausende Menschen getötet, und Aserbaidschan führte in den eroberten Gebieten eine ethnische Säuberung der armenischen Bevölkerung durch. Im Krieg von damals und auch beim jetzigen Angriff war für Aserbaidschan die Unterstützung durch die Türkei entscheidend. Die Gewalt wurde erst mit dem Einsatz einer russischen Friedenstruppe unterbrochen.

In Berg-Karabach sind 120’000 Armenier umzingelt

Durch seine jahrelange karitative Tätigkeit in Armenien inklusive Berg-Karabach ist CSI sehr gut vertraut mit der Lage im Kaukasus. 120’000 Armenier sind in der Enklave Berg-Karabach vom aserbaidschanischen Militär umzingelt, das in den letzten Monaten wiederholt armenische Dörfer angegriffen hat. Wie die Welt beim Massaker von Maragha 1992 mitansehen konnte, können sich die Armenier unter aserbaidschanischer Herrschaft nicht sicher fühlen. Sollte Aserbaidschan Berg-Karabach erobern, wird es zu weiteren ethnischen und religiösen Säuberungen in Armenien kommen. Mit dem aktuellen Angriff Aserbaidschans vom 13. September 2022 verlagert sich der Prozess der Vertreibung der armenisch-christlichen Bevölkerung wieder direkt auf das Gebiet der Republik Armenien. Sollten die Kämpfe eskalieren, könnte dies im schlimmsten Fall zur endgültigen Auslöschung der Armenier in ihrer Heimat führen.

Brief an Bundespräsident Cassis: Die Schweiz sollte rasch handeln

In einem Brief an Bundespräsident Ignazio Cassis, den Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, fordert CSI die Schweiz, als gewähltes Mitglied des UNO-Sicherheitsrats auf, alles zu tun, um eine weitere Eskalation im Kaukasus zu verhindern:

  • Der militärische Angriff Aserbaidschans gegen den souveränen Nachbarstaat Armenien ist zu verurteilen.
  • Die Schweiz soll auf ihren guten Ruf setzen und als gewähltes Mitglied des UNO-Sicherheitsrats mit einer internationalen Initiative verlangen, dass jegliche militärische Unterstützung Aserbaidschans bis zum Ende des Konflikts ausgesetzt wird.
  • Nach denselben völkerrechtlichen Grundsätzen wie bei der Anerkennung des Kosovo soll die Schweiz in Erwägung ziehen, auf die Unabhängigkeit von Berg-Karabach hinzuarbeiten.

    Die internationale Gemeinschaft muss und kann reagieren

Christian Solidarity International fordert die Vereinigten Staaten, die NATO und die Russische Föderation auf, jegliche Sicherheitszusammenarbeit mit Aserbaidschan auszusetzen, bis es seine Aggression beendet. Gleichzeitig ruft CSI den UNO-Sicherheitsrat auf, seine Verantwortung wahrzunehmen und mit Nachdruck auf diesen Akt der Aggression zu reagieren und ihm Einhalt zu gebieten. Die Kirchen sind aufgerufen, sich mit den armenischen Christen zu solidarisieren und sich diesen politischen Appellen anzuschliessen.

Brief an Bundespräsident Ignazio Cassis: „Krieg im Kaukasus – jetzt braucht es die Initiative der Schweiz, um noch Schlimmeres zu verhindern“

Medienmitteilung vom 15. September 2022: „Kein weiterer Völkermord in Armenien!“

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Der Protest wurde 19 mal unterzeichnet.
Appelltext anzeigen
Eidgenössisches Departement
für auswärtige Angelegenheiten
Herr Bundespräsident
Ignazio Cassis
Bundesplatz 3
3003 Bern

Sehr geehrter Herr Bundespräsident

100’000 Armenier sind in Berg-Karabach vom aserbaidschanischen Militär umzingelt, das in den letzten Monaten wiederholt armenische Dörfer angegriffen hat.

Wie die Welt beim Massaker von Maragha 1992 gesehen hat, können sich die Armenier unter aserbaidschanischer Herrschaft nicht sicher fühlen. Sollte Aserbaidschan die Region Berg-Karabach erobern, wird es zu weiteren ethnischen und religiösen Säuberungen kommen.

Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, alles zu tun, um dies zu verhindern. Bitte ziehen Sie es auch in Erwägung, auf die Unabhängigkeit von Berg-Karabach hinzuarbeiten. Dabei sind die gleichen völkerrechtlichen Grundsätze wegweisend, wie sie die Schweiz bei der Anerkennung des Kosovo angewandt hat.

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Marianne Fischer
16. September 2022
Ich schliesse alle Mitarbeitenden von CSI und Partner vor Ort - sowie das ganze Armenische Volk in meine Gebete ein. Beim Lesen Ihres Berichtes über das unsägliche Leid, die Brutalität und „die menschlich gesehene Hoffnungslosigkeit“ der dortigen Situation, bricht es mir das Herz, wenn ich an die einzelnen betroffenen Menschen denke. Mein Gott, mein Gott warum? Und trotzdem will ich daran festhalten, das Gott Wundert tun kann und tut. ER hat letztlich alles in SEINEN HÄNDEN. Und ER hat auch die Macht, Regierungen zu lenken. Auch unseren Bundespräsidenten. Ich bin eine alte und behinderte Frau - aber ich werde im Gebet nach meinen Kräften „für alle“ Betroffenen einstehen. In Jesus Christus verbunden Marianne Fischer Egliswil
Maya Nafzger
16. September 2022
Wir beten um Frieden in diesem Konflikt und hoffen das der Bundesrat Ihrer Bitte nachkommt und Stellung bezieht. Freundlich grüsst Kurt & Maya Nafzger
CSI
17. September 2022
Liebe Frau Fischer Herzlichen Dank für all Ihre Gebete! Damit tun Sie das, worum uns unsere Projektpartner und viele bedrängte Christen immer wieder bitten. Gott segne und behüte Sie!
CSI
17. September 2022
Herzlichen Dank für Ihr Mittragen!
joerg.suter-fcg@bluewin.ch
17. September 2022
Danke für euren Einsatz.
Walter Wobmann
17. September 2022
Hier versucht Aserbaidschan, die momentane Bindung Russlands in der Ukraine auszunutzen, um den Armeniern weiteren Schaden zuzufügen. Dass Aserbaidschan sich sogar erdreistet, Armenisches Kernland anzugreifen, sollte die internationale Gemeinschaft aufrütteln und diese zu ähnlichen Sanktionen bewegen, wie das seitens der EU gegen Russland getan wurde. Es besteht grosse Gefahr, dass Aserbaidschan mit Unterstützung der Türkei Armenien angreift und dort Genozid betreibt. Es darf kein 2. Armeniergenozid geben, so wie das 1915/16 im osmanischen Reich geschah!-- Und die Schweiz kann sehr wohl einiges tun.- Da die Schweiz Erdöl von Aserbaidschan abkauft, finanziert sie mit diesen Zahlungen die Kriegshandlungen Aserbaidschans. Die Schweiz kann also Druck ausüben und von Aserbaidschan verlangen, dass es sich SOFORT aus armenischem Gebiet zurückzieht, ansonsten kein Oel mehr gekauft wird.- Die Schweiz sollte jetzt schon Ausschau nach anderen Lieferanten halten, um bei einem Ignorieren seitens Aserbaidschans schnell umsatteln zu können. Wenn das auch noch andere europäische Länder tun, hat das sehr wohl Wirkung.
Walter Wobmann, ZH
16. December 2022
Wenn die Schweiz schon Mitglied des UNO-Sicherheitsrates wird, dann sollte sie auch den Agressor Aserbaidschan benennen und sich dafür einsetzen, dass Aserbaidschan keine Militärhilfe mehr bekommt. Ebenso ist es an der Zeit, die von der einheimischen Bevölkerung Bergkarabachs in einer Volksabstimmung beschlossene Unabhängigkeit im Jahre 1991 international zu anerkennen. Ansonsten es zur Vertreibung und zum Genozid in Bergkarabach kommt, welcher durch Aserbaidschan forciert wird.