Folge der Blockade: Sechs Kinder von ihrer Mutter getrennt

Die einzige Verbindungsstrasse zwischen Berg-Karabach und der Aussenwelt wird seit 12. Dezember 2022 von Aserbaidschan blockiert. Die Folgen sind verheerend: Familien werden auseinandergerissen, wie jene von Naira Margaryan. Ihre sechs minderjährigen Kinder sind in Armenien, während sie in Berg-Karabach festsitzt. Dank der Hilfe unserer Partner sind sie nicht auf sich allein gestellt.

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Zwei von Nairas sechs Kindern, die Weihnachten ohne ihre Eltern erleben mussten. Immerhin werden sie durch die Betreuungsfachfrau der örtlichen Gemeindeverwaltung mit einem Geschenk getröstet. zvg

 

Nairas Familie verlor den einzigen Sohn während des 44-tägigen Krieges mit Aserbaidschan im Herbst 2020, nachdem sie von Kashatagh in Berg-Karabach ins armenische Dörfchen Mayisyan umziehen musste. Der Vater ist im Gefängnis.

Am 11. Dezember 2022 brach noch mehr Unheil über sie herein. Naira reiste alleine nach Berg-Karabach, um die Bescheinigung über die Entschädigung fürs zurückgelassene Haus zu erhalten. Doch am nächsten Tag startete Aserbaidschan die Blockade des Latschin-Korridors. Seitdem sitzt die sechsfache Mutter in Berg-Karabach fest. Sie muss ihre Kinder in Armenien allein zurücklassen.

Ohne elterliche Fürsorge warten Tatev, Alina, Alisa, Alvard, Lena und Suzy seit über drei Monaten auf ihre Mutter. Das älteste der sechs Mädchen ist 16, das jüngste gerade mal drei Jahre alt. Nairas jüngste Kinder müssen jedes Mal weinen, wenn sie mit ihrer Mutter telefonieren.

Bis die Mutter endlich wieder nach Armenien reisen kann, kümmern sich zwei Betreuungspersonen aus Mayisyan und der regionalen Verwaltung von Shirak um die Kinder. Sie versorgen sie mit Lebensmitteln und geben ihnen Kleidung. «Wir haben, was wir zum Leben benötigen. Aber wir vermissen unsere Mutter sehr!» schluchzt die älteste Tochter Suzanne.

Warten auf die Öffnung

Die CSI-Partner, die armenische Caritas, erfuhren von den derzeit elternlosen Mädchen. Sofort nahmen sie Kontakt mit der Betreuerin auf, um bei den Kindern vorbeizuschauen. Die Partner stellten für die sechs Töchter weitere Lebensmittel und Hygieneartikel bereit. Zudem beschlossen sie, die Stromrechnungen für den Ofen in der Wohnung der Kinder zu übernehmen.

Naira Margaryan dankt der armenischen Caritas und allen Menschen, die ihren Kindern in dieser schweren Zeit zur Seite stehen. Sie wartet verzweifelt darauf, dass sich der Latschin-Korridor zwischen Berg-Karabach und Armenien öffnet und sie endlich zu ihren Kindern reisen kann.

Die älteste Tochter Suzanne, sagt: «Ich bete täglich, dass nicht nur unsere Mutter, sondern alle voneinander getrennten Familienangehörigen kommen und ihre Liebsten in die Arme schliessen können.»

Reto Baliarda

120000 Menschen droht Katastrophe

Am 12. Dezember 2022 schloss Aserbaidschan den Latschin-Korridor – die einzige Strasse, die Berg-Karabach mit Armenien verbindet. Diese Blockade hat bei den 120 000 christlichen Bewohnern, darunter 30 000 Kinder, eine humanitäre Krise ausgelöst. Der Mangel an Gütern wie Nahrungsmitteln, Treibstoff und Medikamenten veranlasste die Behörden von Berg-Karabach, ein Rationierungssystem einzuführen. Überdies können 270 Minderjährige nicht in ihre Häuser zurück oder müssen ohne elterliche Fürsorge auskommen.

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