Nach der Flucht: Neues Leben für Puppentheater-Künstlerinnen

Anna Mkhoyan war Direktorin des Puppentheaters in Schuschi, der ehemals zweitgrössten Stadt in Berg-Karabach. Ihre Freundin Manya Ghazarian war Produzentin im gleichen Theater. Als Ende September 2020 der Krieg mit Aserbaidschan ausbrach, flohen beide in die armenische Kulturstadt Gyumri.

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Anna besuchte das Schuschi-Theater seit ihrer Kindheit. Sie studierte Schauspielkunst, bevor sie dort zu arbeiten begann und 2014 Direktorin wurde. Annas Freundin Manya arbeitete als Produzentin im selben Theater, das viele Zuschauer anlockte.

Als das Theater während des Krieges im Herbst 2020 von aserbaidschanischen und türkischen Invasoren bombardiert wurde, fühlten sich Anna und Manya, als wäre ihr eigenes Haus angegriffen worden. Dennoch dachten sie keine Sekunde daran, dass sie nicht mehr nach Schuschi zurückkehren könnten. Die beiden liessen deshalb alles stehen, als sie fliehen mussten. Doch weil die Stadt seit dem Waffenstillstand vom 10. November 2020 von Aserbaidschan kontrolliert wird, können sie nicht mehr zurück.

Neuanfang

Anna und Manya blieben nicht untätig, als sie in der armenischen Kulturstadt Gyumri ankamen. Zusammen bereiteten sie monatelang Puppentheater-Aufführungen für verschiedene Zentren und Hotels vor, in denen Flüchtlingskinder aus Berg-Karabach untergebracht waren. Wohl hatten die beiden Puppentheater-Künstlerinnen all ihre Habseligkeiten verloren. Doch ihre Energie, Phantasie und Begeisterung sind geblieben. «Wir brauchten nur ein wenig Starthilfe. Die CSI-Partner gaben uns den nötigen Auftrieb, um unsere künstlerische Tätigkeit wieder aufzunehmen», erklärt Anna dankend.

Durch die Unterstützung konnten Anna Mkhoyan und Manya Ghazaryan (Namen geändert) Stoffe, Näh- und Bastelmaterial besorgen. Jetzt nähen sie Kostüme und stellen Puppen her. Die Figuren tragen typische Muster und Symbole von Berg-Karabach. Schon bald werden Anna und Manya ihre Darbietungen auf Geburtstagen, Geschäftsseminaren und festlichen Anlässen präsentieren.

Ein Einwohner von Gyumri hat ein Haus an Anna vermietet. Es war verlassen und in einem schlechten Zustand, bevor die junge Frau mit ihrer Mutter dort einzog. Manya hat in Gyumri eine Wohnung für sich und ihre Tante gemietet.

Das gemeinsame Projekt wird es den beiden kreativen Frauen ermöglichen, für sich und ihre Familien zu sorgen. Vor allem aber wollen sie den Menschen in Gyumri ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dazu Anna: «In Schuschi bestand unsere grösste Freude darin, dass wir die Menschen um uns herum glücklich machen konnten. Dank den armenischen CSI-Partnern haben wir nun auch hier den Mut gefunden, Menschen zum Lachen zu bringen.»

Reto Baliarda

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Anna Mkhoyan (rechts) und Manya Ghazaryan mit ihren selbst gebastelten Puppen. csi
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