
Im Herbst 2020 überfiel die aserbaidschanische Armee das Dorf Ishkhanadzor. Die Familie von Armenuhi Amiryan konnte fliehen. Wenn Armenuhi über ihr Erleben im 44-Tage-Krieg erzählt, staunt man, dass sie trotz allem ihr Lächeln nicht verloren hat. Sie ist dankbar und ein Beispiel dafür, was die Hilfe durch CSI bewirken konnte.
Zum zweiten Mal neu angefangen: Armenuhi Amiryan mit ihrer Nähmaschine. csi
Die Geschichte der Familie Amiryan* ist eine Aneinanderreihung schwerer Schicksalsschläge. Die Amiryans lebten in der armenischen Stadt Gjumri, als sie beim schweren Erdbeben von 1988 alles verloren. Sie zogen in die Kleinstadt Artik, wo sie sich so weit erholten, dass sie 1998 nach Berg-Karabach weiterziehen konnten. Während die beiden Männer der Familie tagsüber in der Baubranche arbeiteten, bauten sie in der Freizeit einen Bauernhof mit grossem Obstgarten auf. Es war Ehefrau und Mutter Armenuhi (56), welche alles zusammenhielt und dafür sorgte, dass der Hof aufblühte. Sie hatten es geschafft. Es ging der Familie wieder gut.
Ihr Glück endete mit dem Krieg um Berg-Karabach im Herbst 2020. Armenuhi Amiryans Sohn Artak (35) griff zur Waffe, um die Heimat zu verteidigen. Doch zusammen mit 20 Kameraden geriet er in einen Hinterhalt. Artak entkam, ist seither aber stark traumatisiert.
Auch Armenuhis Mann unterstützte den Widerstand. In seinem Auto sammelte er die Leichen von gefallenen Freunden, um sie zu bestatten. Es war schrecklich. Die Erinnerungen an Elend und Tod verfolgen ihn noch heute. Dann kam der 10. Oktober: Ishkanadzor, das Dorf, in der die Familie Amiryan lebte, wurde angegriffen. Wieder liessen sie alles hinter sich und flohen in ihre heruntergekommene, alte Wohnung im armenischen Artik.
Finden Menschen die Kraft, zweimal im Leben neu anzufangen? Es braucht dazu die Entschlossenheit einer Frau wie Armenuhi und die Unterstützung von anderen. In diesem Falle waren es die CSI-Partner, die der Familie unter die Arme griffen. «Ohne diese Hilfe hätten wir die Kraft nicht gehabt», sagt Armenuhi. Bei der kalten Wohnung wurden als erstes die Fenster ausgewechselt, was – so strahlt sie – ihre Lebensqualität «revolutioniert» habe. Sie freut sich, dass die Familie ihrer Tochter mit den drei Enkeln aus Eriwan bald zu ihr ziehen wird. Eines der Kinder hat schwere gesundheitliche Probleme und muss regelmässig ins Krankenhaus.
Armenuhi konnte mit Hilfe von CSI eine Nähmaschine, ein Bügeleisen und Stoff kaufen. Nun näht und verkauft sie Tücher sowie Bett- und Kissenanzüge. Ab und zu tauscht sie ihre Produkte gegen Lebensmittel. «Gerade gestern habe ich Kissenbezüge gegen Käse getauscht», lacht sie. Mit ihrer Qualitäts-Nähmaschine kann sie ganz unterschiedliche Stoffe verarbeiten und auch individuelle Kundenwünsche erfüllen. So wächst ihr Kundenkreis.
Die Dankbarkeit dieser starken Frau ist gross. Es ist bewegend, wenn Armenuhi sagt: «Jetzt fangen wir wieder an zu leben.»
Rolf Höneisen
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert
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