
Tamara floh während des aserbaidschanischen Angriffskriegs im Herbst 2020 von Berg-Karabach nach Armenien. Die Angreifer machten ihr Heimatdorf dem Erdboden gleich. Trotz des unfassbaren Leids, das ihr zugefügt wurde, betont sie gegenüber CSI: «Die Aserbaidschaner sind Menschen wie wir.»
Tamara leidet unter dem Druck Aserbaidschans. Doch für sie sind die Aserbaidschaner in erster Linie Menschen. csi
CSI-Mitarbeiter Joel Veldkamp traf Tamara Ende März im Dorf Tegh nahe der ostarmenischen Stadt Goris. Die rüstige Grossmutter war am ersten Tag des aserbaidschanischen Angriffskriegs von Ende September 2020 mit ihrer Familie aus Karabach geflohen. «Unser Dorf blühte. Es war wie der Garten Eden. Selbst wenn man nicht arbeiten ging, konnte man den persönlichen Bedarf an Nahrungsmitteln mit dem eigenen Stück Land decken», blickt sie mit Wehmut auf ihr Leben in Berg-Karabach zurück.
Heute lebt Tamara mit ihren Kindern und Enkelkindern in einem kleinen Haus in der Nähe des Ortes, an dem die Blockade der einzigen Verbindungsstrasse zwischen Berg-Karabach und der Aussenwelt beginnt. Von ihrer Haustür aus können Tamara und die anderen Familienmitglieder über die Grenze auf die grünen Hügel von Berg-Karabach blicken.
Doch sie wissen auch, dass sie nicht nach Hause gehen können. Aserbaidschanische Kämpfer hatten vor drei Jahren ihr Dorf dem Erdboden gleichgemacht.
Nicht nur Berg-Karabach, sondern auch die Republik Armenien selbst ist bedroht. Zwei Wochen nach dem Besuch von Joel Veldkamp in Tegh, am 11. April, bombardierte das aserbaidschanische Militär das Dorf. Die Partner von CSI halfen bei der Evakuierung von Frauen, Kindern und älteren Menschen aus dem Gebiet.
Hundert Jahre, nachdem das armenische Volk beim Völkermord von 1915 fast ausgelöscht wurde, ist seine Zukunft erneut in Gefahr.
Bei seinem Besuch in Tegh fragte Joel Veldkamp Tamara, was sie über Aserbaidschaner denkt. Schliesslich hat Aserbaidschans Regierung ihr und ihrer Familie so viel Gewalt und Leid zugefügt.
Tamara hielt kurz inne und meinte dann: «Wissen Sie, das sind ganz normale Menschen wie wir. Sie leiden genauso wie wir. Ich kann sie nicht hassen. Lasst sie zur Vernunft kommen, damit wir als Nachbarn leben können.»
CSI arbeitet in Armenien, um Flüchtlingen aus Berg-Karabach zu helfen, sichere Unterkünfte zu finden und neue Arbeitsplätze und Unternehmen zu gründen. CSI unterstützt auch Hilfsprojekte in Berg-Karabach, darunter das Caroline-Cox-Rehazentrum im Hauptort Stepanakert,
wo Menschen mit Beeinträchtigungen und Kriegsverletzungen modernste Pflege erhalten. Seit dem 12. Dezember 2022 werden die 120 000 Christen, die in Berg-Karabach geblieben sind, von Aserbaidschan blockiert.
Die Aserbaidschaner leiden genauso wie wir. Ich kann sie nicht hassen. Tamara aus Berg-Karabach
Joel Veldkamp
Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.