20. April 2018

CSI-Besuch bei Flüchtlingskindern in Erbil

In einem Flüchtlingslager in der kurdischen Stadt Erbil wurden die CSI-Vertreter von tanzenden Kindern begrüsst. Ihre Gesichter blitzten noch mehr auf, als sie bei der Verteilungsaktion eine Winterjacke erhielten. Natürlich hoffen auch ihre Familien, eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren.

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Wir betreten das Gebäude eines geschäftigen Einkaufszentrums in Erbil. Im ersten Moment deutet wenig darauf hin, dass in den oberen Stockwerken lebhafte Kinder auf uns warten. Denn in den Gängen oberhalb des Warenhauses herrscht gespenstische Leere. Hie und dort nehmen wir ein Lebenszeichen wahr: eine Kinderzeichnung an einer Tür, zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Plötzlich um die Ecke ein hell erleuchteter Korridor. Das Kindergelächter wird mit jedem Schritt lauter, bis uns die Tür geöffnet wird.

Aufwachsen im Flüchtlingslager

An diesem Winterabend besuche ich mit unseren lokalen Partnern den Kindergarten, der zu einer Art Flüchtlingslager gehört, das sich auf drei Stockwerken von Nishtiman, einem großen Einkaufszentrum in Erbil im irakischen Kurdistan, befindet. Die Flüchtlingsunterkunft wurde 2014 eingerichtet, um vom Islamischen Staat (IS) vertriebene Familien aus der Ninive-Ebene aufzunehmen.

Etwa 35 Kinder dieser Familien heißen uns mit strahlenden Gesichtern willkommen. Für die Besucher haben sie alle ihre schönsten Kleider angezogen. Sie führen uns Tänze vor und singen Lieder – einige auf Arabisch, andere in ihrer Muttersprache Soureth, einem Dialekt des Aramäischen. Es war alles ein bisschen chaotisch, aber mit solch einer Liebe, Hingabe und Freude dargeboten, dass es mich sehr berührt hat.

Dies erst recht, wenn ich bedenke, dass diese Kinder nun über drei Jahre in temporären Unterkünften verbracht haben und manche von ihnen gar nichts anderes kennen. Sie sind zu jung, als dass sie sich an die Zeit vor ihrer Vertreibung erinnern könnten.

Kein Zuhause

Der Kindergarten wird von Dominikanerinnen der heiligen Katharina von Siena geleitet, die selber aus der Ninive-Ebene vertrieben wurden. Auch sie leben in Nishtiman.

Die meisten Familien, die in Ni­shtiman untergebracht sind, stam­­men aus Karakosch, mit ehemals 50 000 Einwohnern die größte christliche Stadt im Irak. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren bereits viele in ihre Häuser zurückgekehrt. Doch nicht alle waren dazu in der Lage: Ihre Häuser sind zu stark beschädigt. Diese Familien brauchen noch mehr Zeit für die Wiederinstandsetzung.

«Wir haben 6826 beschädigte Häuser in Karakosch registriert», berichtete uns Pater Georges Jahoula, ein Priester aus Karakosch, der nach zehn Jahren Aufenthalt in Italien in seine Heimat zurückgekehrt ist, um seinen Landsleuten zu helfen. Er beaufsichtigt den Wiederaufbau der Häuser in Karakosch.

Der Wiederaufbau konzentriert sich auf Häuser, die rasch instand gestellt werden können, damit möglichst viele Familien schnell nach Karakosch zurückkehren können. Die meisten Arbeiten erledigen die Bewohner selber. Bis Ende 2017 waren 4000 Familien in die Stadt zurückgekehrt.

«Die christlichen Städte der Ninive-Ebene können für alle Christen im Irak ein mächtiges Zeichen der Hoffnung sein», meinte Pater Georges mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen. Hélène Rey

 


 

Mit Winterjacken doppelt helfen

Auf Bitten der Dominikanerinnen, die den Kindergarten des Flüchtlingslagers von Nishtiman in Erbil leiten, brachte ein CSI-Team, begleitet von Mitgliedern unserer lokalen Partnerorganisation Hammurabi, Winterkleidung für die Flüchtlingskinder. Was für eine Freude für die Kinder! Und das erst recht, als sie erfuhren, dass wir einige der Jacken in neu eröffneten Läden ihrer Heimatstadt Karakosch gekauft hatten.

Indem wir die Kleidung vor Ort kaufen, können wir auf doppelte Weise helfen: einerseits den Flüchtlingskindern, andererseits den Ladenbesitzern, die erst kürzlich nach Karakosch zurückgekehrt sind und ihr Geschäft wieder aufbauen.

 

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