02. August 2013

CSI-Partner gewinnen Menschenrechtspreis

Die Menschenrechtsorganisation Hammurabi wurde vom US-Außenministerium mit dem Preis für Menschenrechtsverteidiger 2012 ausgezeichnet. Für ihn sei das Ermutigung und Herausforderung zugleich, sagt William Warda, Co-Leiter von Hammurabi und CSI-Partner im Irak.

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Der Preis für Menschenrechtsverteidiger, der jedes Jahr vom US-Außenministerium vergeben wird, ging für das Jahr 2012 an die Hammurabi-Menschenrechtsorganisation, dem CSI-Partner im Irak. Die US-Botschaft in Bagdad hatte sie für die Auszeichnung vorgeschlagen.

Mutig und unerschrocken

Verliehen wird der Preis für «außergewöhnlichen Mut und beispielhaften Einsatz für den Schutz von Menschenrechten und Demokratie bei staatlicher Unterdrückung», so die offizielle Stellungnahme des US-Außenministeriums. Die Hammurabi-Menschenrechtsorganisation habe sich furchtlos für Menschenrechte eingesetzt und eine entscheidende Rolle gespielt, dass Frauen in Gefängnissen besser geschützt werden. Zudem habe sich Hammurabi maßgeblich für eine

Reform der Lehrpläne eingesetzt, um Religionsfreiheit zu fördern.

Hammurabi wird von den beiden irakischen Christen William und Pascale Warda geleitet. Letztere war 2004 und 2005 Ministerin für Immigrations- und Flüchtlingsfragen. William Warda schrieb die Erfolge von Hammurabi in seiner Dankesrede «der unermüdlichen Arbeit von mehr als 80 Freiwilligen» zu. Das Ziel von Hammurabi sei es, einen demokratischen Rechtsstaat zu schaffen, in dem die Menschenrechte und die Freiheit des Bürgers respektiert und geschützt werden.

Trotz Drohungen

Der stellvertretende Außenminister der USA, William J.  Burns, übergab den Preis am 29.  Juni 2013 in Bagdad. Trotz Einschüchterungsversuchen und Gewaltandrohungen habe Hammurabi sich als Verteidiger der Verwundbarsten erzeigt, insbesondere der religiösen Minderheiten, sagte er.

Viele der Mitarbeiter von Hammurabi werden bedroht und müssen um ihre Sicherheit fürchten. Der erste Vorsitzende musste 2007 mit seiner Familie sogar das Land verlassen. Angesichts dieser Schwierigkeiten sei der Preis gleichzeitig Ermutigung und Herausforderung, sagte William Warda:

«Dieser Preis ist für uns eine moralische Unterstützung und stellt uns auch vor neue Aufgaben. Die Anerkennung wird auch andere irakische Organisationen ermutigen, eine stärkere Rolle auf unserem Weg zu einer demokratischen Gesellschaft zu spielen.»

Der Vize-Außenminister zeigte sich beeindruckt vom Potenzial von Hammurabi: «Was Hammurabi wirklich außergewöhnlich macht, ist, dass sie Menschenrechtsverletzungen nicht nur aufdeckt, sondern auch Lösungen vorschlägt.» Ihm falle niemand ein, der den Preis mehr verdient hätte.

Autorin Luise Fast

 


 

Die Rückkehr des Terrors – Christen in der Falle

Nach dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Saddam Hussein schwappte über den Irak eine Welle der Gewalt: Splittergruppen, kriminelle Banden und Terroristen sorgten für anarchische Zustände. Beinahe täglich gab es Berichte über Terroranschläge und Angriffe auf Minderheiten. Besonders betroffen waren die Schiiten und die Christen. In der Folge flohen mehr als die Hälfte der irakischen Christen aus ihrer Heimat, weil sie dort nicht mehr in Sicherheit waren. Obwohl e seit etwa 2008 schien, als habe die Häufigkeit der Anschläge und die Anzahl der Todesopfer etwas abgenommen, kam es doch zu furchtbaren Angriffen, wie im Oktober 2010, als Dschihadisten eine assyrische Kirche in Bagdad stürmten, meh als 50 Kirchgänger töteten und mehr als 70 Menschen verletzten und verstümmelten.

Seit diesem Jahr ist der Terror mit voller Wucht zurückgekehrt. Allein im Juli, während des Ramadan, wurden im Irak mehr als 1000 Menschen getötet und etwa 2300 bei Anschlägen verletzt berichtet die UNO. Die meisten Opfer sind Zivilisten. Wieder ist die Motivation für die Gewalt hauptsächlich religiöser Natur. Di Angriffe gehen meist von sunnitischen Extremisten aus, die gezielt gegen Schiiten und Christen vorgehen. Vor allem in der Gegend von Bagdad kam es gehäuft zu tödlichen Anschlägen.

Besonders tragisch ist das Schicksal der irakischen Christen, di in Syrien Zuflucht vor der islamistischen Gewalt gesucht hatte Jetzt, wo auch dort die Christen durch den Bürgerkrieg ins Fadenkreuz der Islamisten gerückt sind, kehren viele zurück in den Irak. Für sie scheint es keinen Ausweg zu geben: In Syrie sind sie Zielscheibe der islamistischen Rebellen, doch auch im Irak sind sie nicht in Sicherheit und die Situation verschlechter sich zusehends.

 


 

CSI im Irak

Seit 2007 ist CSI im Irak aktiv. Wir konzentrieren uns auf die christlichen Gebiete im Nordirak, in der sogenannten Ninive- Ebene. Nach dem Sturz von Saddam Hussein (2003) flohen viele Christen aus Bagdad und Mosul vor dem islamistischen Terror hierher. Sie leben oft in bitterer Armut und schauen gerade dem Winter mit großer Sorge entgegen. Besonders elend ist die Situation der irakischen Christen, die damals nach Syrien flohen und wegen des syrischen Bürgerkriegs nun wied in den Irak zurückkehren mussten. Sie sind gleich doppelt entwurzelt.

CSI finanziert Lebensmittelpakete, Jacken und Kerosinöfen, die CSI-Mitarbeiter und Mitarbeitende der Hammurabi- Menschenrechtsorganisation in den christlichen Dörfern Bedürftigen übergeben. Auch Medikamente und Rollstühle sind im Irak Mangelware. Nach dem verheerenden Anschlag auf dre Buße mit Studierenden im Mai 2010 war die medizinische Unterstützung ein weiterer Schwerpunkt. Dank großzügigen Spenden von mehreren zehntausend Franken kann zum Beispi Farah Habeeb Hassoo aus Karakosh heute wieder gehen. Ihr war beim Bombenattentat ein Bein abgerissen worden.

Neben der humanitären Hilfe unterstützt CSI die politische Arbeit von Hammurabi. Wir finanzierten mehrere Konferenzen, auf denen wichtige Repräsentanten aus der Zivilgesellschaft di aktuelle Situation für religiöse Minderheiten besprachen und Vorschläge für die irakische Regierung erarbeiteten.

 

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