20. November 2014

Danke: Schule wieder in Betrieb

Mitte August 2013 brach eine Welle der Gewalt über die Christen in Ägypten herein, wie es sie in den letzten hundert Jahren nicht gegeben hat. Unter den zerstörten Gebäuden war auch eine Franziskanerinnen-Schule. Dank der Hilfe von CSI konnte sie den Betrieb kürzlich wieder aufnehmen.

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Islamisten stürmten die Schule der Franziskanerinnen in Beni Suef, hissten auf dem Dach die al-Qaida-Flagge, zündeten die Schule an und trieben die Franziskanerinnen wie Kriegsbeute durch die Straßen. Das geschah Mitte August 2013. Die Schule mit Baujahr 1898 war nur eine von etwa 130 christlichen Institutionen, Kirchen, Schulen, Läden und Wohnhäusern von Christen, die damals von einem islamistischen Mob zerstört wurden.

Die ägyptische Regierung versprach, die zerstörten Gebäude wieder aufzubauen. Was die Schule betrifft, so hielt sie ihr Versprechen – vielleicht, weil General Taher Abdallah, bis vor kurzem Leiter der militärischen Bauabteilung, selber dort zur Schule gegangen war. Er ist einer von Zehntausenden christlichen und muslimischen SchülerInnen, die hier eine gute Ausbildung bekamen.

Während die Regierung zwar den Wiederaufbau finanzierte, fehlten die finanziellen Mittel für die Einrichtung der Schulzimmer, für Uniformen und Unterrichtsmaterialien. CSI-Projektleiter John Eibner besuchte die zerstörte Schule und sagte die nötige Unterstützung zu. Ende September 2014 konnte die Schule nun feierlich eröffnet werden. «Wir sind sehr dankbar, dass CSI die Wiedereröffnung unserer Schule ermöglicht hat», schreibt uns Schwester Angelita, die Ordensvorsteherin der Franziskanerinnen in Ägypten. «Vielen Dank allen, die dazu beigetragen haben, dass die 700 Kinder wieder unterrichtet werden können!»

CSI: Wie ist die Lage in Ägypten nach dem Arabischen Frühling?

John Eibner: Praktisch alle sind erleichtert, dass General Sisi an die Macht kam. Man befürchtete, dass Ägypten unter den Muslimbrüdern auf eine ähnliche Katastrophe zusteuerte wie etwa Libyen, Syrien oder der Irak. In der Wahrnehmung vieler Ägypter hat General Sisi das Land gerettet.

Etwa 10% der Bevölkerung sind Christen. Hat sich ihre Situation verbessert?

Unter der Muslimbruderschaft hat sich die Situation der Kopten stetig verschlechtert. General Sisi hat diese Entwicklung aufgehalten. In der Öffentlichkeit behandelt er die koptischen Kirchenführer und koptischen Führungskräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft sehr respektvoll. Extremismus und blinder religiöser Eifer sind in der ägyptischen Gesellschaft jedoch weiterhin gegenwärtig. Kriminelle und Islamisten gehen weiterhin gewalttätig gegen Christen vor, es gibt auch Entführungen. Führungspositionen im Militär und in der Verwaltung bleiben für Christen nach wie vor praktisch unerreichbar. – Der Einsatz für Religionsfreiheit, hoffentlich in Zusammenarbeit mit den Behörden, bleibt in Ägypten weiterhin unbedingt notwendig. 

Adrian Hartmann

 


 

Ägypten nach Mubarak

  • 25.Januar 2011: Beginder Demonstrationegegedas Regime voHosni Mubarak
  • 11.Februar 2011 Rücktritt Mubaraks, Militärrat unter Mohammed Tantawi übernimmt die Führung
  • 9./10.Oktober 2011: Maspero-Massaker akoptischeChristemit 27 Toteund 329 Verletzten
  • 2.Juni 2012: Mubarak wird zu lebenslanger Haft verurteilt
  • 16./17.Juni 2012: Muslimbruder Mohammed Mursi gewinnt die Stichwahl
  • 30.Juni 2012: Vereidigung Mursis als Präsident
  • 12.August 2012: Mursi beschneidet die Rechte des Militärs stark und schickt Tantawi in den Ruhestand; Feldmarschall Abd al-Fattah as-Sisi wird Verteidigungsminister
  • Dezember 2012: Zwei Drittel der Bevölkerung stimmefür deVerfassungsentwurf der Regierung, gleichzeitig Massenproteste
  • 3.Juli 2013: Das Militär setzt Mursi ab, stellt ihunter Arrest, hebt die Verfassung auf und setzt eine Interimsregierung unter as-Sisi und Adli Mansur ein; es folgeMassenproteste vo Anhängerder Muslimbrüder
  • 14.August 2013: Die Regierung räumt Protestlager der Muslimbrüder gewaltsam, mehr als 900 Menschesterben; es folgt eine landesweite Angriffswelle auf Christen, Kircheund christliche Einrichtungen
  • 26.–28.Mai 2014: Präsidentschaftswahlen
  • 8.Juni 2014: as-Sisi wird als Präsident vereidigt

 

 

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