01. September 2017

Dem Tode entronnen

Im Bundesstaat Kaduna kommt es immer häufiger zu gezielten Angriffen der muslimischen Fulani-Nomaden gegen christliche Dörfer. Die Region gehört zur katholischen Diözese Kafanchan, mit der CSI bei der Hilfe an die Opfer von extremistischer Gewalt zusammenarbeitet.

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Die Ortschaft Godogodo liegt im nordzentralen Bundesstaat Kaduna. Seit längerer Zeit leben die Menschen hier in Unsicherheit und Angst, denn die brutalen Übergriffe durch religiös-fanatisierte Fulani-Nomaden nehmen zu. Doch viele wollen sich nicht einfach vertreiben lassen. So auch Samuel Danjuma und seine Familie. Täglich setzte sich Samuel als Bauer für den Lebensunterhalt seiner Familie ein und sorgte dafür, dass seine Kinder die Schule besuchen konnten.

Aus dem Versteck gezerrt

Doch der 24. September 2016 veränderte das Leben von Samuels Familie und den anderen Dorfbewohnern komplett. An diesem Samstagmorgen drangen extremistische Muslime der Fulani-Ethnie ins mehrheitlich christliche Dorf ein. Panik brach aus. Den meisten gelang es, rechtzeitig ins Nachbardorf zu fliehen, so auch Samuels Frau und den vier Kindern.

Doch für Samuel war es zu spät. Er konnte sich gerade noch in seine Hütte zurückziehen und unter sein Bett kriechen, als die Angreifer herannahten. Unter «Allahu Akbar»-Rufen fielen sie über das Dorf her. Einige drangen in die Hütte von Samuel ein und begannen, sie zu durchsuchen. Einer der Fulani zerrte die Matratze weg und entdeckte ihn unter dem Bett. Sie schleiften ihn aus dem Versteck. Mit Buschmessern stachen sie auf ihn ein und fügten ihm tiefe Schnittwunden am Kopf und den Schultern zu.

Da er in Ohnmacht fiel und sich nicht mehr rührte, hielten ihn die Angreifer für tot. Sie ließen ihn liegen und setzten das Haus in Brand. «Als ich wieder zu mir kam, stand das Haus in Flammen. Ich hatte furchtbare Schmerzen wegen der Verletzungen und der Brandwunden an den Beinen. Trotzdem gelang es mir, mich aus dem brennenden Haus zu retten», berichtet Samuel.

Draußen sank er am Straßenrand vor seinem Haus nieder. Am nächsten Tag fand ihn ein anderer Überlebender, ein «guter Samariter», wie Samuel bemerkt. Dieser brachte den Schwerverletzten nach Kafanchan ins Spital, wo er sogleich medizinisch versorgt wurde. Dort wurde auch seine Familie benachrichtigt.

Angriff aufs Spital

Das Unheil war jedoch noch nicht vorbei. Schon am zweiten Tag löste die Nachricht, dass Fulani-Nomaden das Spital angreifen würden, eine Panik aus. Während einige Angestellte das Krankenhaus fluchtartig verließen, bewahrten andere in dem Tumult die Ruhe und konnten wenigstens ein paar Patienten in ein nahegelegenes anderes Spital verlegen. «Für mich und viele weitere Patienten gab es aber keinen Platz. Wir wurden auf die Straße gesetzt und mussten selbst zurechtkommen», erinnert sich Samuel.

Seine Frau schaffte es, ihn zu einem Bekannten in der Stadt zu schaffen. Doch Samuel war weiterhin dringend auf medizinische Behandlung angewiesen. Die Erleichterung war groß, als er nach vier Tagen wieder in eine andere Klinik eingeliefert werden konnte. So konnte das Leben von Samuel gerettet und die Familie wieder vereint werden.

In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, wie der Diözese von Kafanchan, unterstützt CSI Menschen wie Samuel und seine Familie, etwa mit der Finanzierung von medizinischer Behandlung. Die Einwohner der verwüsteten Ortschaft Godogodo wurden mit Lebensmittellieferungen und medizinischer Hilfe versorgt. Auch Samuel ist mit seiner Familie zurückgekehrt. Der vierfache Familienvater hofft, dass er sein abgebranntes Haus wieder aufbauen und möglichst bald wieder als Bauer arbeiten kann, damit er in der Lage ist, wieder für seine Familie zu sorgen.

Reto Baliarda

 


 

Massaker von Godogodo – CSI hilft

Samuel Danjumas Familie gehört zu jenen 2819 Bewohnern von Godogodo, die beim brutalen Angriff der Fulani vom 24. September 2016 vertrieben wurden. Die Extremisten ermordeten 30 Bewohner des christlichen Dorfes, verletzten 16 Menschen und zerstörten 326 Häuser und eine Kirche.

CSI versucht, so weit wie möglich, die Not in Godogodo und anderen überfallenen Dörfern im Süden des Bundesstaates Kaduna zu lindern. Zusammen mit der Diözese von Kafanchan wurden unter anderem 50 große Reissäcke und 250 Liter Palmöl an die Opfer verteilt. Ebenso erhielten die Überlebenden Kleider, Medikamente und Schulmaterial.

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