
Seit Pastor Victors Kirche 2009 geschlossen wurde, kann er nicht mehr öffentlich Ostern feiern. Dennoch ist Ostern für ihn das wichtigste Fest geblieben.
CSI: Wie feiern Sie Ostern im Iran?
Pastor Victor Bet Tamraz: Ab Palmsonntag feiern wir die Passionswoche mit Fasten und Gebet. Am Gründonnerstag feiern wir das Abendmahl, auch am Karfreitag kommen wir zusammen und dann natürlich am Ostermorgen. Ostern ist für uns Christen im Iran überaus wichtig, viel wichtiger noch als Weihnachten.
Warum?
Die Auferstehung ist wegen ihrer Botschaft so wichtig: Jesus hat einen gewaltigen Sieg errungen. Er kam als Retter in die Welt und besiegelte das Heil mit seinem Tod. Mit der Auferstehung hat er den Tod besiegt.
Wie feiern Sie die Auferstehung?
In der Kirche trafen wir uns jeweils bereits am frühen Morgen um 5 Uhr für ein gemeinsames Frühstück. Um 10 Uhr war der Festgottesdienst, um den Sieg über den Tod zu feiern. Seit meine Kirche 2009 geschlossen und ich festgenommen wurde, können wir uns nicht mehr in dieser Art versammeln. Wir treffen uns nur noch in kleinen Gruppen.
Ist Ostern in Ihrem Land ein Feiertag?
Ostern ist im Iran wie Weihnachten ein ganz normaler Arbeitstag. Donnerstage und Freitage sind Feiertage, an Samstagen und Sonntagen wird gearbeitet.
Welches ist Ihre Oster-Botschaft?
«In der Zukunft leben», das ist der Gedanke, der mich dieses Jahr beschäftigt. Nach Ostern leben wir nicht länger in der Zeit der Trübsal und Gefangenschaft. Wir leben in der Zukunft und für die Zukunft.
Im Himmel?
Nein, auf Erden! Als Hiob todkrank war und alles verloren hatte, sagte er dennoch: «Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.» Hiob lebte durch seinen Erlöser. Ostern bedeutet, mit unserem Erlöser zu leben, er ist lebendig. Wenn du mit ihm lebst, bist du ein Sieger. Du bist nicht im Gefängnis, du bist erlöst.
Wir wünschen Ihnen frohe Ostern und beten für Sie und Ihre Familie.
Adrian Hartmann
Pastor Victor Bet Tamraz wurde im Juli 2017 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, seine Frau Shamiram Isavi Khabizeh im Januar 2018 zu fünf Jahren. Ihr Sohn Ramiel wurde im Juli 2018 zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Alle drei haben Berufung eingelegt. Die einzige Tochter, Dabrina Schwan-Bet Tamraz, flüchtete 2010 in die Schweiz, um einer mehrjährigen Gefängnisstrafe zu entgehen. Sie bekam Asyl und arbeitet heute als Pfarrerin im Kanton Aargau.
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