«Die Entführer banden mich an einem Esel fest»

Die Südsudanesin Aker Garang Akec konnte kürzlich aus der Sklaverei befreit werden. Sie hatte eine traumatische Entführung in den Sudan erleben müssen und wurde auch als Sklavin immer wieder misshandelt. Nun beginnt für die noch junge Frau ein neues Leben.

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Nach ihrer glücklichen Rückkehr als befreite Sklavin erzählt Aker Garang Akec dem CSI-Stiftungsratsmitglied Markus Weber die dramatische Geschichte über ihre brutale Versklavung:

«Ich erinnere mich noch genau, was vor vielen Jahren geschah. Ich war noch ein junges Mädchen und hütete wie so oft mit Freundinnen unsere Ziegen draussen auf dem Feld. Von weitem hörte ich, wie gekämpft wurde. Auch fielen immer wieder Schüsse. Und plötzlich waren sie da: Arabische Milizen, die auf Pferden, Eseln und Kamelen ritten, umzingelten uns. Ihre Blicke waren furchterregend. Vergeblich versuchten wir zu fliehen. Die Araber töteten zwei meiner Freundinnen und nahmen und drei gefangen. Sie packten mich, setzten mich auf einen Esel und banden mich fest. Ich konnte dabei meine Beine nicht mehr bewegen.

Es schaudert mich jedes Mal, wenn ich an die traumatische Entführung in den Norden denke. Mehrmals wurde ich geschlagen und vergewaltigt.

Streitende Frauen jagten sie davon

Als wir im Sudan ankamen, banden mich die Entführer endlich los und übergaben mich einem Mann namens Musa Seleman. Jeden Tag musste ich Brennholz suchen, das Korn zerstampfen und für die ganze Familie kochen. Ich musste sehr hart arbeiten.

Immer wieder wurde ich von Musa sexuell missbraucht. Und als ob ich persönlich nicht schon genug unter den Vergewaltigungen litt, musste ich deswegen ständig die Streitereien mit einer von Musas Frauen ertragen. Dies kam soweit, dass sie mich aus dem Haus jagten. Doch während ich davonrennen wollte, fing mich Musa ab und schlug mich erbarmungslos zusammen. Trotzdem war nun der Bann gebrochen: Ich hielt nun am Gedanken fest, einen erneuten Fluchtversuch zu wagen. Zudem hatte ich erfahren, dass sich ein Sklavenbefreier in unserer Gegend aufhielt, was mir zusätzlich Mut gab.

Eines Nachts schlich ich mich aus dem Haus und schaffte es tatsächlich, zu entkommen. Nach kurzer Zeit fand ich den Sklavenbefreier, der mich zu anderen befreiten Sklaven führte. Zusammen machten wir uns tags darauf auf den Weg zurück in den Südsudan. Er behandelte uns sehr gut und gab uns während der Rückkehr auch genug zu essen.

Ich bin so froh und dankbar, dass ich seit Herbst 2016 wieder in meiner Heimat leben kann. Ich hoffe nun, dass ich zumindest einige Mitglieder meiner Familie wieder finden kann.»

Reto Baliarda

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