
CSI-Geschäftsführer John Eibner blickt im Interview kurz auf das letzte Jahr zurück. Er spricht über die Herausforderungen im Jahr 2020 und kündigt an, wie CSI sich diesen stellen will.
CSI: Welches waren die wichtigsten Entwicklungen im Jahr 2019?
Dr. John Eibner: Wir haben unsere Fähigkeit, rasch zu handeln, verbessert. Manchmal ging es um Naturkatastrophen wie in Nepal und Bangladesch, andere Male um terroristische Anschläge wie an Ostern in Sri Lanka oder immer wieder in Nigeria. Ein anderer Erfolg war die Mahnwache, die 2019 stark gewachsen ist. Es ist ermutigend zu sehen, wie sich unsere Verbindung zur Basis vertieft. Die Gründung von CSI vor mehr als 40 Jahren resultierte aus Schweigemärschen für verfolgte Christen in der Sowjetunion. Diese Form des öffentlichen Protests lebt mit der Mahnwache wieder auf.
Vor welchen Herausforderungen steht CSI im Jahr 2020?
Die grösste Herausforderung für uns ist die zunehmende Glaubensverfolgung. Sie ist weltweit viel präsenter als noch vor 30 Jahren, als ich zu CSI kam. Zudem ist die Öffentlichkeit abgehärtet. Wir werden mit Grausamkeiten bombardiert und gewöhnen uns daran. Was vor 20, 25 Jahren schockiert hätte, ist heute einfach eine Nachricht, die man anschaut und zur Tagesordnung übergeht.
Hat die Verfolgung wirklich zugenommen oder bekommen wir einfach mehr mit?
Wir bekommen mehr mit, aber es geschieht auch mehr. Bevor ich zu CSI kam, setzte ich mich für die verfolgten Christen hinter dem Eisernen Vorhang ein. Es liegt mir fern, diese Zeit zu verklären. Aber damals war die Weltordnung stabiler. Heute ist die Welt sehr instabil und Instabilität ist ein idealer Boden für Terrorgruppen. Ein Resultat der Instabilität ist zunehmende Verfolgung.
Wie reagiert CSI darauf?
Wir müssen unsere Tätigkeit ausweiten. Wo Glaubensverfolgte bedürftig sind, müssen wir die humanitäre Hilfe ausbauen. Gleichzeitig müssen wir unsere Menschenrechtsarbeit verstärken und mit Kampagnen die Regierungen zu verantwortungsvollem Handeln aufrufen. Da stehen wir vor finanziellen Herausforderungen. Weiter muss die Solidarität unter den Christen wachsen. Verfolgung ist nicht das Problem einer bestimmten Konfession, es betrifft alle. Wir müssen stärker zusammenarbeiten und dürfen uns nicht zurückziehen.
Wo kann CSI mit Menschenrechtsarbeit etwas bewirken?
Ich denke besonders an Syrien, Nigeria oder auch Indonesien und Malaysia. Natürlich können wir nicht alleine die Welt verändern, aber wir können Veränderungen anstossen und beschleunigen. Wir können die richtigen Leute zusammenbringen, Allianzen schmieden und die Themen in die Medien bringen.
Adrian Hartmann
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