25. Juni 2017

Dorfschule für viele Kinder

CSI unterstützt seit Juli 2016 eine Dorfschule mit rund 100 Kindern. In drei Schulzimmern werden im Zwei-Schichtbetrieb sechs Klassen unterrichtet. Ohne CSI gäbe es die Schule heute wohl nicht mehr.

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«Hier beginnt unser Dorf», sagt CSI-Projektpartner William, als wir nach rund dreistündiger Fahrt einen Fluss überqueren. Eine schöne Landschaft: saftiges Grün, abgeerntete Reisfelder, Palmen, Bäume mit riesigen Früchten, die ich noch nie gesehen habe (Jackfrucht). Die Dorfbewohner arbeiten daran, ihre Straße zu asphaltieren, damit sie auch während des Monsuns befahrbar bleibt. Monsun bedeutet für das Dorf Überschwemmung, weitgehende Isolation von der Außenwelt und Stromausfall.

Wir sind auf dem Weg zur Schule, die CSI unterstützt. Der Stromausfall ist dort ein Sicherheitsrisiko. «Wir sollten einen Generator haben», sagt William. «Im Dunkeln sind die Kinder vor unliebsamen Besuchern nicht sicher und fürchten sich.»

100 Kinder im Zwei-Schichtbetrieb

In den drei Schulzimmern ist es schwül und dunkel. Hier gehen jeden Tag rund hundert Schulkinder ein und aus. Kindergarten, 1. und 2. Klasse kommen am Vormittag, 3., 4. und 5. Klasse am Nachmittag. Sie lernen Bangla, Englisch, Mathematik, Kunst, Natur- und Geisteswissenschaften. Die älteren Kinder besuchen zusätzlich den Religionsunterricht, muslimische Kinder bei muslimischen Lehrern, christliche Kinder bei christlichen Lehrpersonen. Die Lehrmittel sind von der Regierung vorgeschrieben, staatliche Beiträge erhält die Schule jedoch nicht – im Gegenteil: Sie muss sogar die Prüfungsexperten der Regierung bezahlen. «80 % unserer Kinder bestehen die Prüfungen auf Anhieb», erzählt der Schulleiter stolz. Die anderen bekommen eine zweite Chance.

Für den Besuch aus der Schweiz haben die Kinder alle ihre Schulbücher mitgenommen. Vielen sieht man an, dass sie rege gebraucht werden.

Froh um ihre Schule sind sie alle. Heute wäre ihr freier Tag – Sonntag. Wegen des Besuchs aus der Schweiz sind trotzdem viele zur Schule gekommen. Sie bereuen es nicht: Die Schulverantwortlichen machen aus diesem Tag ein Fest. Die Kinder bekommen eine Schultasche und ein schmackhaftes Mittagessen: Curry-Reis, Ei und Chilischoten.

CSI ermöglicht Weiterführung der Schule

Die Kinder kommen aus armen Familien. Viele Eltern sind Tagelöhner. Sie verdienen vielleicht 300 Taka am Tag, rund fünf Franken. Für den Schulunterricht müssen sie nichts bezahlen. Auch die Unterrichtsmaterialien, Schuluniformen und Mahlzeiten werden gratis zur Verfügung gestellt.

CSI unterstützt die Schule seit Juli 2016. Gegründet wurde sie 2007 von einem christlichen Hilfswerk, das sich später aus strategischen Überlegungen zurückzog. Mit ihrem bescheidenen Einkommen hatten die Dorfbewohner keine Chance, die Schule selbstständig weiterzuführen. Sie wollten ihre Kinder aber auf keinen Fall in eine der vier oder fünf Koranschulen im Dorf schicken. In ihrer Verzweiflung wandten sie sich an William, dessen Familie im Dorf ein großes Grundstück besitzt. Kurz darauf war ein CSI-Team in Bangladesch unterwegs und lernte William kennen.

Für den Schulkommissionspräsidenten ist es ein Geschenk Gottes, dass die Schule weiter betrieben werden kann. «Wir sind überaus dankbar, dass CSI kam», sagte er vor versammelter Kinderschar. Ich machte klar, wem der Dank gebührt: In meiner Heimat gebe es Leute, die ein gutes Herz haben und Geld spenden, damit sie in die Schule gehen können.

 


 

Warum es christliche Schulen braucht

Nach der Unabhängigkeit von Pakistan im Jahr 1971 gab sich Bangladesch eine eigene Verfassung. Unter den Grundrechten ist unentgeltlicher obligatorischer Schulunterricht aufgeführt (Artikel 17). Doch bis heute lernen mehr als ein Drittel der Kinder nie lesen und schreiben. Viele besuchen zudem private Schulen – meistens Koranschulen.

Ein christlicher Anwalt aus Dhaka erklärt, wie wichtig christliche Schulen sind: Nur hier könnten auch Mädchen bedenkenlos den Unterricht besuchen. Zudem sei es wichtig, dass christliche Kinder Religionsunterricht von einem Christen erhalten. In einer christlichen Schule seien alle gleichberechtigt, egal welcher Religion sie angehörten. Das ist nicht selbstverständlich. William hat bis heute nicht vergessen, wie ihm als einzigem Christ in seiner Klasse verboten wurde, aus dem gleichen Becher zu trinken wie die Muslime. Als er es einmal gedankenlos doch tat, wurde er hart bestraft.

 

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