
An Stelle eines erhofften Freispruchs wurde die junge iranische Christin Mary (Fatemeh) Mohammadi am 21. April 2020 zu einer dreimonatigen Haftstrafe mit aufschiebender Wirkung verurteilt. Als zusätzliche Strafe wurden zehn Peitschenhiebe gegen sie ausgesprochen. Das Gericht verurteilte die 21-Jährige wegen «Störung der öffentlichen Ordnung».
Weil sie gegen den Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeuges durch die Islamische Revolutionäre Garde protestiert hatte, wurde Mary Mohammadi am 12. Januar 2020 verhaftet. Während der Untersuchungshaft wurde sie körperlich und psychisch misshandelt, bevor sie ins Qarchak-Gefängnis verlegt wurde. 46 Tage lang war sie unmenschlichen Haftbedingungen ausgesetzt. Mehrere Wochen drangen keine Nachrichten über Marys Aufenthalt und ihren Zustand nach aussen. Dies hatte bei ihrer Familie und Freunden grosse Ängste und tiefe Besorgnis ausgelöst.
Am 26. Februar wurde Mary gegen eine Kaution von umgerechnet 2000 Dollar freigelassen. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie wurde die ursprünglich auf den 2. März angesetzte gerichtliche Anhörung verschoben. Sie fand schliesslich am 14. April statt. Wie Mary selbst berichtet, soll sie der Richter auch über ihren christlichen Glauben ausgequetscht haben, obwohl ihr Glaube mit den Anklagepunkten gegen sie nichts zu tun hatte.
Schliesslich verurteilte sie das Gericht wegen «Störung der öffentlichen Ordnung» zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten und zehn Peitschenhieben. Das Urteil wurde mit einer aufschiebenden Wirkung von einem Jahr verhängt.
Über das Gerichtsurteil wurde Mary am 21. April in Kenntnis gesetzt. Sie äussert sich dazu auf ihrem Instagram-Konto: «Ich wurde zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und einem Tag, wie auch zu zehn Peitschenhieben verurteilt. Wofür? Weil ich gegen das Abschlachten von Menschen protestiert und Sympathie für die Familien der getöteten Passagiere des ukrainische Flugzeuges gezeigt habe. Weil ich die Rechte aller Menschen verteidige, weil… Es gab keine Beweise gegen mich. Ich hätte also freigesprochen werden sollen.»
Gegen das Urteil will Mary Mohammadi jedoch keine Berufung einlegen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die mutige Menschenrechtsaktivistin mit einem nicht nachvollziehbaren Gerichtsurteil konfrontiert wird. Im November 2017 war Mary Mohammadi zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Ihr wurde damals «Mitgliedschaft in einer evangelikalen Gruppe», «Teilnahme an christlichen Aktivitäten» und «Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Anti-Regierungs-Propaganda» zur Last gelegt. Die junge Christin wurde am 9. Juli 2019 erneut festgenommen. Eine Muslimin hatte sie beschuldigt, sie würde ihr Kopftuch nicht richtig tragen. Seit Dezember 2019 wird Mary der Zugang zur Universität verwehrt.
Mary ist eine der wenigen christlichen Aktivisten aus dem Iran, die noch in ihrer Heimat wohnen.
Reto Baliarda
Quellen: mec, inst
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