03. April 2017

Freispruch – falls sie zum Islam konvertieren

Ein pakistanischer Anwalt soll Christen einen Freispruch angeboten haben, falls sie sich zum Islam bekehren. Sie werden beschuldigt, in Lahore zwei Muslime getötet zu haben. Zuvor starben 14 Christen bei einem islamistischen Attentat auf zwei Kirchen.

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42 Christen werden für einen Lynchmord an zwei Muslimen angeklagt. Diese wurden im März 2015 von einem Mob verbrannt, nachdem 14 Christen bei einem Anschlag auf zwei Sonntagsgottesdienste getötet worden waren. Für das Attentat wurde bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen.

Nun soll der stellvertretende Staatsanwalt von Lahore, Syed Anees Shah, den beschuldigten Christen die Freilassung angeboten haben, falls sie zum Islam konvertieren. Anwalt Joseph Francis, juristischer Vertreter der Angeklagten, betont: «Syed hat die betroffenen Christen ausserhalb des Gerichtssaals zusammengerufen und sie aufgefordert, sich zum Islam zu bekehren. Falls sie dies tun, könne er ihnen einen Freispruch in allen Punkten garantieren.» Die angeklagten Christen hätten auf dieses erpresserische Angebot verdutzt reagiert. Doch einer, Irfan Iasih, erhob seine Stimme und stellte klar, dass er lieber erhängt werde, als den Islam anzunehmen.

Eingeständnis erst nach Videobeweis

Staatsanwalt Syed Anees Shah bestritt zunächst den Vorwurf, er hätte die Angeklagten aufgefordert, Muslime zu werden. Doch als ihn ein Journalist darauf aufmerksam machte, dass die Beschuldigten einen Videobeweis seiner Bekehrungsversuche hätten, gab er zu, dass er ihnen eine Wahl anbot. Danach hängte Syed den Hörer auf, um weiteren, unangenehmen Fragen auszuweichen.

Gerechtigkeit nicht mit Religion verwechseln

Ein weiterer Anwalt der Angeklagten, Naseeb Anjum, erklärte gegenüber der Zeitung «The Express Tribune», dass solche Angebote nicht neu seien. Schon vor sechs Monate hätten einige der beschuldigten Christen derartige zweifelhafte Angebote erhalten. Doch sie hätten diese allesamt ignoriert. «Als Anwälte sollten wir an die Unabhängigkeit des Gerichts glauben können. Doch warum macht die Staatsanwaltschaft solche Erpressungsversuche? Die Regierung darf so etwas nicht dulden. Es untergräbt die Glaubwürdigkeit von Pakistan.»

Auch der christliche Anwalt Nasir Saeed von «Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement (CLAAS)» ist empört: «Diese schändlichen Versuche, Gerechtigkeit mit der Religion zu verwechseln, sind besorgniserregend. Die Regierung sollte Massnahmen gegen Staatsanwälte ergreifen, die durch das erpresserische Vorgehen ihr Amt missbrauchen.»

Saeed erinnerte zudem an den Fall Rubina Bibi, die wegen einer Blasphemieklage inhaftiert war. «Auch ihr wurde ein Freispruch zugesichert, wenn sie zum Islam konvertieren würde.» Sie verzichtete darauf und kam noch im selben Jahr frei, weil ihre Unschuld bewiesen werden konnte.

Gesetz gegen Zwangsbekehrung gefordert

Seit Jahren fordern religiöse Minderheiten in Pakistan das Verbot von Zwangsbekehrungen. Vor kurzem billigte das Parlament der Provinz Sindh ein solches Gesetz. Doch Proteste muslimischer Gegner verhinderten bisher, dass der Gouverneur das Gesetz unterzeichnete.

 

Reto Baliarda

Quellen: The Express Tribune, Fides. Pakistan Christian Post

 

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