
Die Christin Fade Sale hat unfassbares Leid erlebt: Ihr Mann wurde von Boko-Haram-Islamisten getötet. Sie selbst war jahrelang eine Gefangene. Drei ihrer fünf Kinder sind immer noch in der Gewalt der Terroristen. Bei all ihrer Not ist Fade dankbar für die Lebensmittelhilfe von CSI.
CSI-Projektmanager Franco Majok traf Fade mit ihren beiden Töchtern kürzlich im christlichen Flüchtlingslager Shagari. Dieses befindet sich in der Stadt Maiduguri im nordöstlichen Bundesstaat Borno, in dem die islamistische Terrorgruppe Boko Haram beheimatet ist.
Die fünffache Mutter hat als Geisel von Boko Haram Entsetzliches erlebt und leidet nach wie vor an dem schrecklichen Trauma. Trotzdem ist sie bereit, über ihr Schicksal zu sprechen.
Aufgewachsen ist Fade Sale im Dorf Waraba in Borno. Sie stammt aus sehr einfachen Verhältnissen und hat weder lesen noch schreiben gelernt. «Auch meine Töchter Hawa und Momi haben noch nie eine Schule besucht», fügt sie an. Als kleines Mädchen half sie ihrer Mutter beim Kochen und Sammeln von Brennholz.
Später heiratete Fade einen Lehrer und gründetet mit ihm eine grosse Familie. Zusammen mit seinen zwei Söhnen und drei Töchtern verbrachte das Ehepaar eine glückliche Zeit im mehrheitlich muslimischen Dorf Waraba, wo Christen und Muslime in Frieden miteinander lebten.
Ihr Familienleben geriet jedoch an einem Tag im August 2014 aus den Fugen. Fade arbeitete auf dem Feld, als sie plötzlich Schüsse hörte. «Die Schüsse wurden lauter und die Menschen auf dem Feld flohen in alle Richtungen. Voller Panik rannte ich nach Hause, um meine Kinder in Sicherheit zu bringen», erzählt sie.
Doch sie kam nicht weit. Boko-Haram-Terroristen nahmen Fade und ihre Kinder gefangen und verschleppten sie ins Dorf Chikede, das heute noch eine Hochburg der Terroristen ist. «Meine beiden Söhne wurden mir weggenommen. Aisha, meine älteste Tochter, musste einen Kämpfer von Boko Haram heiraten. Hawa, Momi und ich blieben zwar zusammen. Doch wir wurden zum Islam gezwungen.»
Sieben Jahre lang lebten Fade und ihre beiden jüngeren Töchter als rechtlose Gefangene. Fluchtgedanken kreisten immer wieder in ihrem Kopf. Schliesslich entkamen die drei an einem Freitag, während sämtliche Boko-Haram-Mitglieder in der Moschee beteten. Ihre Flucht endete im Auffanglager von Pulka, wo sie ein Jahr bleiben konnten. Danach wurden sie nach Maiduguri ins Shagari-Lager gebracht.
Hier fühlt sich Fade sicher. Zudem kann sie mit Lohnarbeiten bei diversen Farmern ein kleines Einkommen erwirtschaften. Doch die Folgen des Boko-Haram-Überfalls wiegen schwer. Ihr Mann wurde beim Versuch, nach Kamerun zu fliehen, getötet. Das war vier Monate nach dem Überfall. Fades zwei Söhne und Aisha sind nach wie vor in der Gewalt von Boko Haram. «Einer hat sich den Terroristen gar als Kämpfer angeschlossen», klagt sie. «Ich bete jeden Tag zu Gott, dass er mir hilft, meine drei Kinder zurückzubekommen.»
Bei all den drückenden Sorgen gibt Fade die Hoffnung nicht auf. Auch ist sie CSI dankbar, dass sie, Hawa und Momi regelmässig mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt werden.
Die Grossstadt Maiduguri wurde jahrelang vom islamistischen Terrorismus heimgesucht. Die Gefahr eines Anschlags war erheblich. Bei seinem Besuch in Maiduguri versicherten die CSI-Partner Franco Majok, dass die Lage gegenwärtig ruhig sei. Etwas Sorgenfalten auf die Stirn treibt sie ein Beschluss des Gouverneurs von Borno, wonach alle Binnenvertriebenenlager in Maiduguri geschlossen werden sollen. Bereits haben einige Lager ihren Betrieb eingestellt, auch solche mit Geflüchteten, die von CSI Hilfe erhalten haben. Betroffene haben von den CSI-Partnern eine Anschubfinanzierung erhalten», um ein Kleingewerbe aufzubauen. Auch Fade Sale würde diese Unterstützung erhalten, wenn das Vertriebenenlager Shagali schliessen müsste.
Reto Baliarda
Bitte helfen Sie geflüchteten und notleidenden Christen in Nigeria. Herzlichen Dank.
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