Gefangen, gequält und missbraucht – doch nun ist Athok frei

Die 30-jährige Athok Bol Geng stand bei der tagelangen Entführung in den Sudan Todesängste aus. Während der über 20 Jahre langen Sklaverei wurde sie von ihrem Gebieter oft beschimpft und ausgebeutet. Als Athok von einem CSI-Befreier im Dorf erfährt, wagt sie die Flucht.

Athok ist dankbar, dass sie in ihrer Heimat ein neues Leben beginnen kann. csi

Athok verbrachte mit ihrer Familie auf ihrem Bauernhof eine glückliche Kindheit. An einem Tag kurz nach der Jahrtausendwende griffen islamistische Kämpfer im Auftrag der sudanesischen Regierung ihr Dorf an. «Wir versteckten uns. Doch die Araber entdeckten uns und nahmen uns gefangen», erzählt sie.

Während der Entführung in den Norden des Sudans liefen die Islamisten ständig neben Athok und den anderen Gefangenen her. «Wir hatten grosse Angst, getötet zu werden», erinnert sie sich. Ihre Furcht war begründet. Zwei Männer aus ihrem Dorf wollten sich den Befehlen widersetzen. Daraufhin wurden sie umgebracht.

Als sie im nördlichen Sudan ankamen, wurde das damals 9-jährige Mädchen dem Bauern Mohammed Hammed übergeben. Täglich musste Athok für die Grossfamilie ihres Gebieters arbeiten. «Ich musste Hirse mahlen, die Kleider waschen und das Haus putzen. Ich kümmerte mich auch um die Ziegen und Schafe.» Doch auch wenn sie sich stets Mohammeds Befehlen fügte, wurde sie verachtet und als «schmutzige Schwarze» beschimpft.

Die zwei Jahrzehnte Sklaverei waren geprägt von Entbehrungen und schlimmen Qualen. Denn zu allem Leid wurde Athok von Mohammed oft sexuell ausgebeutet. Zudem zwang er sie zum Islam und ordnete an, dass an ihr die Genitalverstümmelung vorgenommen wurde.

Die Wende zur Freiheit

Nach 21 Jahren Sklaverei wagte es Athok kaum mehr, an ein freies Leben zu glauben. Doch am 21. Juli 2021 schöpfte sie Hoffnung: Sie erfuhr, dass sich ein sudanesischer Sklavenbefreier im Auftrag von CSI in ihrer Gegend aufhielt.

Die junge Frau fasste sich ein Herz und floh nachts. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis sie den Befreier traf. Er nahm Athok mit in sein Lager, wo andere befreite Sklaven auf die Rückkehr warteten. «Am nächsten Tag brachen wir auf. Zu Beginn überkam mich eine gros-se Angst, dass Mohammed mich noch finden würde», gesteht sie. Doch mit der Zeit konnte sie ihre Furcht ablegen.

Bei der Ankunft im südsudanesischen Bundesstaat Aweil North wurden Athok und die anderen rund 150 ehemaligen Sklaven von CSI empfangen. Sie erhielten einen Startsack, einen Sack mit Hirse und vor allem eine Milchziege, die ihnen eine Zucht und somit ein eigenständiges Leben ermöglicht.

Athok ist Gott dankbar, dass sie wieder in ihrer Heimat sein kann. «Viele schlimme Dinge, die mir in der Sklaverei widerfahren sind, werden mir im Südsudan nicht mehr passieren. Ich bin frei.»

Reto Baliarda

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