Herr Guterres, wir müssen einen Genozid verhindern! – Appell

Während bei uns das Coronavirus die Schlagzeilen dominiert, nimmt die Gewalt in Nigeria kein Ende. Islamistische Fulani-Milizen überfallen unaufhörlich christliche Dörfer und verbreiten Tod und Zerstörung. CSI appelliert an den UNO-Generalsekretär.

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Diese Protestaktion wurde beendet. Den aktuellen Protest finden Sie hier.

Islamistische Fulani-Milizen setzen ihren brutalen Feldzug gegen Christen auch während Coronavirus-Zeiten fort und überfallen deren Dörfer. Im Nordosten verbreiten die islamistischen Terrorgruppen Boko Haram und ISWAP (Islamischer Staat Provinz Westafrika) weiterhin Angst und Schrecken.

Drei Überfälle an einem Tag

Ein besonders schlimmer Tag war der 1. April, wie Morning Star News berichtet: Fulani-Islamisten überfielen gleich drei christliche Dörfer des Irigwe-Stammes im Distrikt (Local Government Area) Bassa, Bundesstaat Plateau. In Hukke wurden sieben Christen ermordet und 24 Häuser niedergebrannt. In Nkiedoro brannten die Fulani-Kämpfer 15 Häuser nieder. In Ancha töteten sie drei Christen.

Sunday Abdu, Präsident der Irigwe Development Association und selber vom Irigwe-Stamm, sagt verzweifelt: «Während wir uns wegen des Coronavirus an die Vorgaben der Regierung halten und zu Hause bleiben, richteten die Fulani-Viehhüter in unseren Dörfern in den letzten zwei Wochen weiterhin jeden Tag grosses Unheil an.»

«Mörderhirten ohne Gottesfurcht»

Auch auf hoher politischer Ebene ist der Ärger gross. «Es ist traurig und beunruhigend: Während alle Länder – unter ihnen auch Nigeria – darum kämpfen, die Coronavirus-Plage zu überwinden, greifen die Mörderhirten weiterhin hilflose Dörfer (…) an», beklagt Istifanus Gyang, Senator im nigerianischen Parlament. Er ist Vizepräsident der Verteidigungskommission des Senats. «In einer Zeit, in der die gesamte Menschheit sich besinnt und in Gebeten gegen Covid-19 Gott sucht, empfinden die Mörderhirten keine Gottesfurcht und keine Wertschätzung für das menschliche Leben.»

«Alleine, schwanger und mit zwei kleinen Kindern»

Im Laufe des April 2020 attackierten Fulani-Milizen zahlreiche weitere Dörfer. Dutzende Christen wurden getötet. Unsere Partner besuchten das Dorf Ngbrazongo, ebenfalls im Distrikt Bassa, das am 4. April überfallen wurde. Die Fulani-Islamisten töteten vier Christen, darunter einen Teenager und den Pastor des Dorfs. Dessen Frau, die 25-jährige Rose Matthew, berichtete unserem Partner unter Tränen:

«Ich bin schockiert über die Ermordung unschuldiger Menschen, darunter auch meines Mannes. Ich bin nun alleine, schwanger und mit zwei kleinen Kindern, um die ich mich kümmern muss. Ich kann nicht für sie sorgen, denn ich bin am Boden zerstört wegen diesem unerwarteten Ende meines lieben Ehemanns.» Rose Matthew bat um Gebet und Hilfe in ihrer schwierigen Situation. Besonders tragisch: Nachdem Rose zu ihren Schwiegereltern gezogen war, griffen Fulani-Milizen am 19. April 2020 auch dieses Dorf an. Rose ist erneut heimatlos.

Appell an die UNO

CSI versucht, so vielen Opfern wie nur möglich zu helfen. Doch beinahe täglich werden weitere Dörfer angegriffen, weitere Familien zerstört. Dieser Tragödie kann mit humanitärer Hilfe nicht ausreichend begegnet werden.

CSI hat im Januar 2020 eine Genozid-Warnung verbreitet und an den UNO-Sicherheitsrat appelliert, einen Genozid in Nigeria zu verhindern. Mit der beiliegenden Karte wollen wir den UNO-Generalsekretär António Guterres darum bitten, ebenfalls aktiv zu werden. Adama Dieng, sein Sonderberater zur Verhütung von Völkermord, soll der Situation in Nigeria höchste Priorität geben.

Adrian Hartmann | Reto Baliarda

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«Nach der Wahl von Präsident Buhari haben sich die muslimischen Fulani-Nomaden radikalisiert»

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Bernhard Wanner
05. May 2022
Danke für den Artikel. Vielleicht könnte noch ergänzt werde, dass es sich beim Jihad in Nigeria "nur" vordergründig um eine Islamisierung handelt, treibender Motor aber ein ethnisches Motiv ist: Es ist Funalisierung. Buhari errichtet ein Kalifat für seine Ethnie aus dem ganzen Sahel.
CSI
10. May 2022
Sehr geehrter Herr Wanner Vielen Dank für Ihren Kommentar. Da haben Sie sicher recht. Sowohl das ethnische als auch das religiöse Motiv spielen bei diesen Übergriffen eine Rolle. Unter den Fulani gibt es ausserdem auch Christen, die wegen ihres Glaubens von der eigenen Ethnie verfolgt werden. Wir haben dazu vor einiger Zeit einen Bericht veröffentlicht https://www.csi-schweiz.ch/news/nigeria-fulani-christen-beten-im-verborgenen/
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