Zwangsheirat eines Teenagermädchens in extremis abgewendet

Die 16-jährige Jasmin ist klein, dünn und wortkarg. Doch sie ist entschlossen, gegen Kinderheirat zu kämpfen. Um ein Haar wäre sie selbst Opfer einer Zwangsvermählung mit einem doppelt so alten Mann geworden. CSI-Partner in Indien konnten sie im Januar 2023 davor bewahren.

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Jasmin (Name geändert) lebt in einem kleinen Dorf im Distrikt Murshidabad, Bundesstaat Westbengalien. Von der Armut getrieben, stimmten ihre Eltern dem Antrag eines Geschäftsmannes zu, Jasmin zu heiraten. Im Gegenzug hatte er ihnen Geld versprochen.

«Ich war entsetzt»

Als Jasmin erfuhr, dass sie ihre Schule abbrechen und verheiratet werden sollte, reagierte sie prompt: «Ich war entsetzt, dass meine eigenen Eltern meine Heirat mit einem Mann arrangierten, der doppelt so alt war wie ich», betont sie.

Jasmin lehnte die Heirat entschieden ab und wurde dafür von ihren Eltern beschimpft und geschlagen. Sie bewies jedoch Mut und wandte sich an eine Selbsthilfegruppe der CSI-Partner. Das Team des Partners zur Bekämpfung des Menschenhandels versuchte, Jasmins Eltern zu kontaktieren. Doch diese lehnten ein Treffen ab.

Daraufhin besuchte das Team Jasmins Dorf mit dem Ziel, das Mädchen aus dem Haus ihrer Eltern zu befreien, ohne Erfolg. Die Eltern bezeichneten die Besucher als unerwünschte Betrüger, was viele Dorfbewohner gegen das Team aufbrachte. Trotz dieses Widerstands blieb das Rettungsteam hartnäckig. «Wir wandten uns u.a. an die Polizei und den Schuldirektor des Mädchens», so der Leiter des Teams.

Begleitet von der örtlichen Polizei führte das Team im Januar 2023 eine Razzia in Jasmins Haus durch. Die Eltern behaupteten zunächst, Jasmin sei nicht da. Doch sie wurde bei der Durchsuchung gefunden. Jasmin war sichtlich verängstigt und zitterte am ganzen Körper.

Die Polizei warnte Jasmins Eltern, dass sie verhaftet und wegen Kinderheirat angeklagt würden, sollten sie ihre Tochter weiterhin zur Heirat zwingen. Das brachte sie zur Einsicht. Jasmin geht nun wieder in die Schule, die Kinderheirat wurde abgesagt.

Die 16-Jährige ist sehr dankbar: «Ich bin gerührt von der Liebe und Sorge, mit der das Team mir geholfen hat, obwohl meine eigenen Eltern mich verraten haben. Ich möchte zukünftig an der Seite des Teams für den Kampf gegen die Kinderheirat eintreten.»

Finanzielle Last

Mädchen aus Murshidabad sind wegen der Armut von Zwangsheirat bedroht. Viele Familien sind bereit, sie in jungen Jahren gegen Geld zu verheiraten. Die Bevorzugung von Söhnen ist tief in der indischen Tradition verwurzelt. Auch besteht das Mitgift-System, bei dem die Familie der Braut jener des Bräutigams Geld oder Eigentum für die Heirat zahlen muss. Einige Familien führen geschlechtsselektive Abtreibungen durch, wenn sie mehrere Töchter haben. Nach Angaben von UNICEF lebt eine von drei Kinderbräuten weltweit in Indien, 223 Millionen an der Zahl.

Anugrah Kumar

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