Gewalt in Manipur: Kirchen zerstört, Tausende vertrieben

Drei Tage dauerte der Gewaltexzess gegen Christen im Bundesstaat Manipur im Nordosten von Indien. Die von Hindu-Nationalisten angeheizten Unruhen hinterlassen ein Bild des Schreckens: Eine noch nicht bekannte Zahl von Christen wurde getötet, Tausende vertrieben, 50 Kirchen angezündet. CSI prüft die Rechtslage, um die Opfer zu unterstützen und unterstützt die Nothilfe.

Gewalt gegen Christen in Manipur. csi

Gewaltexzess in Manipur: Kirchen angezündet, Menschen vertrieben. csi

 

Die Angriffe begannen am 3. Mai 2023. Die ersten Meldungen kamen aus dem Imphal-Tal und der Region Churachandpur. Die Angreifer gehören der überwiegend hinduistischen Ethnie der Meitei an, die seit langem ein gespanntes Verhältnis mit den lokalen Christen hat. Es geht um Landbesitz und die Politik der Regierung, die Minderheiten ungleich fördert. Die Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen sind eskaliert. Inzwischen werden 70 Tote gemeldet, gegen 50’000 Menschen wurden vertrieben; die Rede ist von 35’000 Christen.

Enorme Gewalt

Das Ausmass der Unruhen ist enorm. Nach unbestätigten Berichten vom 4. Mai wurden mindestens 15 Christen getötet, sowie Häuser und Kirchen in 27 Dörfern beschädigt, zerstört oder niedergebrannt. Obwohl die Regierung des Bundesstaates eine Ausgangssperre in den betroffenen Regionen verhängte und den Internetzugang sperrte, setzte der Mob seine Angriffe auf Christen fort. Wie eine mit CSI in Kontakt stehende, aber aus Sicherheitsgründen nicht genannte Person, berichtete, wurden die Christen trotz Anwesenheit der staatlichen Polizei und der Kommandotruppen angegriffen. «Man konnte nicht erkennen, dass eine Ausgangssperre verhängt wurde. Der Mob zog noch immer durch die Strassen. Alle meine Familienmitglieder und Freunde sind in den Wald geflüchtet», erzählte der Informant. Im Teilstaat Manipur sind Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen eskaliert. Die Armee schickt Tausende Soldaten, der Premierminister Modi schweigt.

Tausende mussten fliehen

Aufgrund der unterbrochenen Telekommunikation im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, ist es nach wie vor schwierig, das Ausmass der Gewalt und Zerstörung, die der christlichen Gemeinschaft zugefügt wurde, genau zu beurteilen. Die Intensität und Häufigkeit der Angriffe nahm am späten Abend des 4. Mai ab, nachdem das Militär in den betroffenen Gebieten aufmarschiert war und die Polizei den Befehl erhielt, auf Sicht zu schiessen. Berichten zufolge evakuierte das Militär Tausende von Menschen an sichere Orte. «Der von uns befürchtete Pogrom hat letztlich nicht stattgefunden», sagte der Informant gegenüber CSI am Morgen des 5. Mai. Dabei fügte er an, dass die Spannungen weiter anhielten und es noch immer zu kleineren Zwischenfällen komme. Gemäss Medienberichten sollen im Gegenzug auch einige christliche Mitglieder der Meitei-Gemeinschaft angegriffen worden sein. 

Christen rufen zum Frieden auf

Das «United Christian Forum of North East India» rief inzwischen zum Frieden auf. «Als christliche Organisation glauben wir an den einmaligen Wert des menschlichen Lebens und an die Bedeutung der Achtung der Würde jedes Einzelnen», so das Forum in einer Erklärung. «Wir rufen alle Mitglieder der Gesellschaft auf, von Gewalt abzusehen und stattdessen in einen friedlichen Dialog einzutreten und über alle Anliegen zu reden.»

Ungleichbehandlung führt zu Spannungen

Zur Erklärung des Hintergrunds der Gewalt sagte die CSI-Quelle, dass die Meiteis hauptsächlich im Imphal-Tal leben, während die Christen, die verschiedenen Stammesgemeinschaften angehören, in den umliegenden Hügeln wohnen. Obwohl Hindus und Christen jeweils etwa 42 Prozent der Bevölkerung im Bundesstaat Maninpur ausmachen, beherrschen die Meiteis das politische und wirtschaftliche Milieu.

In einer Zeit, in der die Christen um Gleichberechtigung kämpften, gewann die hindu-nationalistische Bharatiya-Janata Partei 2017 die Wahlen in Manipur. Mit seiner Ernennung hat der Ministerpräsident des Bundesstaates, N. Biren Singh, damit begonnen, seine «Anti-Stammes-Agenda» voranzutreiben, fügte die Quelle hinzu und verwies darauf, dass Singh einen Grossteil der Gebiete, wo die Siedlungen der christlichen Stämme liegen, als «reservierte Wälder» neu klassifizierte und damit die dort wohnenden Menschen plötzlich als illegale Einwanderer bezeichnete. Dabei haben die «Tribal people», die Stammesgemeinschaften, seit Generationen dort in den Wäldern gelebt. Verschiedenen Berichten zufolge ordnete Singh auch den Abriss von Kirchen in der Hauptstadt Imphal an, weil sie angeblich auf Regierungsland gebaut worden seien. «Die Politik der Regierung scheint strategisch darauf ausgerichtet zu sein, die Stammesbevölkerung wirtschaftlich zu schwächen und gleichzeitig die Meiteis zu stärken», sagte der lokale Informant gegenüber CSI.

Exklusive Rechte für die Meitei

Im April hatte der Oberste Gerichtshof von Manipur die Regierung des Bundesstaates angewiesen, einem Antrag der Meitei-Gemeinschaft stattzugeben. Dieser hatte verlangt, dass den Meitei besonderer Schutz gewährt wird, einschliesslich reservierter Sitze im Parlament und in der staatlichen Legislative, spezifische Unterstützung in den Bereichen Bildung und Arbeit sowie Schutz des Eigentums.

Die Unruhen brachen am 3. Mai nach einer von Studenten organisierten Kundgebung aus, die gegen die Forderung der Meitei nach rechtlicher Anerkennung als Stammesgruppe protestierten. Berichten zufolge wurde der Protest von Gewalt überschattet. Kurz darauf wurde von tödlichen, wahllosen Angriffen der Meiteis auf Christen berichtet.

CSI hilft den Opfern

Rund 35’000 Christen sind aus ihren Häusern vertrieben worden. Sie leben versteckt im Wald oder in einem der improvisierten Flüchtlingscamps. CSI will rasch juristisch und mit Nothilfe intervenieren. «Nach diesem Ausbruch der Gewalt muss den Opfern jetzt unbedingt geholfen werden, damit sie Gerechtigkeit erfahren. Auch muss der Staat sicherstellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen», so der lokale Partner von CSI.

Anugrah Kumar

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