
Pastor Kamena und seine Familie mussten aus ihrem bombardierten Dorf Igy fliehen. Wie andere Geflüchtete liessen sie sich in der Provinzhauptstadt Wamena nieder. Während Kamena wieder in seine Heimat will, schreckt seine Frau davor zurück. CSI traf Kamena in Wamena.
Pastor Kamena hat mit seiner Familie eine strapaziöse Flucht hinter sich. Doch er will in sein Heimatdorf Igy zurückkehren. csi
Dass Kamenas Familie noch am Leben ist, grenze an ein Wunder. Der Pastor erzählt dem angereisten CSI-Team aus der Schweiz: «Als 2019 das indonesische Militär unsere Heimat Igy bombardierte, wurden auch wir von Bomben getroffen. Doch die Geschosse detonierten nicht.»
Voller Panik rannten die Bewohner in alle Richtungen. Eltern und Kinder hatten sich aus den Augen verloren. Mit Hilfe anderer brachte Pastor Kamena die verstreuten Dorfbewohner wieder zusammen. Gemeinsam flohen sie in Richtung Wamena.
Die Menschen aus Igy waren einen Monat lang unterwegs und mussten unter anderem das hohe Zentralgebirge überqueren. Bei all den körperlichen Strapazen kam die Angst dazu, vom Militär entdeckt zu werden. «Wir mussten ständig auf der Hut sein. Die Soldaten unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Freiheitskämpfern der OPM (Organisation für ein freies Papua)», berichtet Kamena.
In Wamena schlossen sich die Ankömmlinge Verwandten oder Freunden an. Diese zeigten sich in der Regel hilfsbereit und überliessen ihren Bekannten aus Igy ein Stück Land, das sie bewirtschaften können. Da auch unzählige Menschen aus anderen Regionen West Papuas in Wamena strandeten, entstanden hier in den letzten Jahren viele neue Kirchen.
Für die Geflüchteten aus Igy ist es schwierig, sich in der Provinzhauptstadt West Papuas heimisch zu fühlen. Dazu Pastor Kamena: «Fast jeder von uns spielt mit dem Gedanken, in die Heimat zurückzukehren.» In Wamena seien die Bewohner von Igy mit vielen sozialen Problemen konfrontiert: Hier würden viele Kinder der Alkoholsucht verfallen. Nicht wenige seien daran gestorben.
Immer wieder fahren einige Geflüchtete für kurze Zeit nach Igy, um sich ein Bild vom Zustand ihres zerbombten Dorfes zu machen. Aber bisher sei niemand dauerhaft zurückgekehrt.
Auch Pastor Kamena hat Igy seit der Flucht mehrmals besucht. Er will definitiv wieder zurück. Doch seine Frau weigert sich aus Angst bis heute, mitzukommen. Als das Pastorenpaar auf der Flucht war, hatte es ihr Kind einmal aus den Augen verloren. Zwar wurde es nach kurzer Zeit wieder gefunden. «Doch meine Frau ist von diesem Erlebnis immer noch traumatisiert», erklärt Kamena, der klarstellt, dass er ohne seine Frau nicht permanent nach Igy zurückkehren wird.
Zudem räumt er ein, dass ein Neustart in seinem zerstörten Dorf problematisch sei. Auch in den Diaspora-Kirchen in Wamena finden Einige, dass eine Rückkehr zu gefährlich sei. Trotzdem hält Pastor Kamena an seinen Rückkehr-Plänen fest: «Ich bin in Igy geboren. Gott hat mich dort als Pastor eingesetzt.»
CSI unterstützt Menschen wie Pastor Kamena, damit sie ihre Geschichte erzählen und so auf das Schicksal der vertriebenen christlichen Papuas hinweisen können. Denn internationalen Journalisten bleibt die Einreise nach West Papua verwehrt.
Reto Baliarda
Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.