Trotz fehlendem Schulabschluss: Neue Perspektive für Jesidin

Die Jesidin Sari Karto Qassem (36) kehrte ein Jahr nach der Vertreibung durch die Terrormiliz IS in den Nordirak zurück. Doch da sie nie eine Schule besuchte, konnte sie sich in den letzten Jahren nur mit Mühe durchschlagen. Dank der Hilfe von CSI kann sie nun ihr eigenes Geschäft betreiben.

Dankbare und stolze Ladenbesitzerin: Sari Karto Qassem. csi

Als der IS im August 2014 die von Jesiden bewohnte Stadt Sindschar überrannte, fürchtete die Familie von Sari Karto um ihr Leben. Wie die 36-Jährige der CSI-Nahost-Projektleiterin mitteilte, flüchtete die Familie zunächst ins Sindschar-Gebirge, wo sie acht Tage lang ausharrte. Danach floh sie weiter ins autonome Kurdengebiet. Sie strandete in einem Flüchtlingslager nahe der nördlichen Stadt Zakho.

Mutige Rückkehr

Ein Jahr später fasste sich Sari ein Herz. Während ihre vier verheirateten Geschwister in Zakho blieben, beschloss sie, mit ihrer verwitweten Mutter in ihre Heimat Dohula zurückzukehren. Während die nahegelegenen Ortschaften in der Gewalt des IS waren, war Dohula zu diesem Zeitpunkt befreit. «Trotzdem war die Rückreise für uns sehr gefährlich. Aber wir wus­sten, dass wir zuhause ein besseres Leben haben würden als im Flüchtlingslager», schildert Sari die Beweggründe.

Als der IS 2017 durch die irakische Armee aus Sindschar vertrieben wurde, waren Sari und ihre Mutter erleichtert. Doch da Sari als Kind keine Schule besuchte und keine Arbeit fand, mussten sie mit der staatlichen Witwenrente auskommen, die sie aufgrund des frühen Todes von Saris Vater erhielten (er war im Iran-Irak-Krieg gefallen). Auch konnte Sari im Garten ihres Elternhauses etwas Gemüse anpflanzen. Sie erhielt zudem eine kleine Unterstützung von einheimischen Organisationen.

Vielversprechende Starthilfe

Die irakischen CSI-Partner von Hammurabi (HHRO) wurden auf Sari aufmerksam. Gemeinsam beschlossen CSI und HHRO, einen kleinen Verkaufsladen in Saris Wohnung einzurichten. Hierfür wurde die Stube in zwei Bereiche aufgeteilt und eine mobile Wand dazwischen errichtet. Sari erhielt aus­serdem je einen neuen Kühl- und Gefrierschrank sowie ein Startsortiment für ihr Geschäft. Zudem wird sie vom CSI-Projektpartner regelmässig besucht und betreut.

Sari strahlt, wenn sie über ihre neue Selbständigkeit als Ladenbesitzerin spricht. «Ich danke CSI und Hammurabi herzlich, dass mir dies ermöglicht wurde. Der Erlös aus dem Verkauf reicht, dass ich mich und meine Mutter ernähren kann.»

Reto Baliarda

Ihr Kommentar zum Artikel

Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Kommentar erfolgreich abgesendet.

Der Kommentar wurde erfolgreich abgesendet, sobald er von einem Administrator verifiziert wurde, wird er hier angezeigt.