11. Februar 2012

Islamisten missachten Oberstes Gericht

Das Oberste Gericht entschied: Die Christen in Bogor dürfen sich in ihrer Kirche versammeln. Der Stadtpräsident schert sich jedoch keinen Deut um das Urteil.

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Die Yasmin-Kirche war beinahe fertig gestellt. Da ordnete Diani Budiarto bei seinem Amtsantritt den sofortigen Stopp der Bauarbeiten an. Diani Budiarto war im April 2009 Präsident der westjavanischen Stadt Bogor geworden. Zusammen mit seinen islamistischen Wählern behauptete er nun, einige Unterschriften der muslimischen Nachbarn zugunsten des Kirchenbaus seien gefälscht worden. Für die Genehmigung des Baugesuchs hatten die muslimischen Nachbarn nämlich unterschreiben müssen, dass sie mit dem Bau der Kirche einverstanden seien.

Gläubige ausgesperrt

Im April 2010 ließ der Stadtpräsident die Yasmin-Kirche völlig abriegeln und verweigert den Christen (Presbyterianern) seither den Zugang zu ihrer Kirche. Er warf ihnen vor, sie hätten Muslime gezwungen, zum Christentum überzutreten.

Angesichts dieser Situation sahen sich die Gläubigen gezwungen, ihre Gottesdienste im Freien abzuhalten. Im September 2010 wurde ihnen auch das verboten: Eine christliche Kirche dürfe sich nicht auf einer Straße mit islamischem Namen (Abdulla-bin-Nuh-Straße) versammeln! Der Stadtpräsident ließ Straße und Trottoir von seinen islamistischen Anhängern absperren. Seither müssen die presbyterianischen Gemeindeangehörigen in überfüllten Privathäusern  zusammenkommen.

In ihrer Verzweiflung ersuchten die Christen den lokalen Ombudsmann um Hilfe. Dieser wandte sich an den Präsidenten, an das Oberste Gericht und an das nationale Parlament in der Hauptstadt Jakarta. Er verlangte die Durchsetzung des Rechts der Bogor-Christen auf Gottesdienste in der eigenen Kirche.

Oberstes Gericht urteilt zugunsten der Christen

Das Oberste Gericht bestätigte am 9.  Dezember 2010 das Recht der Christen auf die uneingeschränkte Benutzung der Yasmin-Kirche. Die Christen, so die Richter, hätten sämtliche für eine Kirchenbewilligung erforderlichen staatlichen Bedingungen erfüllt. Doch bis heute missachtet Stadtpräsident Budiarto diesen Entscheid.

Dass es den indonesischen Behörden allein gelingen wird, ihn umzustimmen, ist unwahrscheinlich. Zwar wurde Anfang 2011 bekannt, dass sich nun auch das Parlament mit dem Schicksal der Yasmin-Kirche befassen werde. Doch dafür steht noch immer kein Termin fest. Es ist zu befürchten, dass die Diskussion auf unbestimmte Zeit vertagt wird.

Zudem hat der mit Stadtpräsident Budiarto liierte lokale Polizeivorsteher Bogors bereits mit dem Kirchenabriss gedroht, um in der Zwischenzeit vollendete Tatsachen zu schaffen! Christen aus dem Ausland können den Druck auf Stadtpräsident Budiarto verstärken. Wenn Budiarto in die Schranken gewiesen wird und die Christen endlich wieder Zutritt zu ihrer Kirche erhalten, wäre das ein deutliches Signal für Religionsfreiheit und gegen die Islamisten, die den jahrzehntelangen Religionsfrieden stören wollen. 

Beängstigende  Statistiken

88 Prozent der indonesischen Bevölkerung sind Muslime. Islamistische Bewegungen gewinnen in dem lange toleranten Land an Bedeutung. Nach Angaben der Indonesischen Protestantischen Kirchenunion (PSI) verdoppelte sich die Anzahl der Gewalttaten gegen Christen 2011 im Vergleich zum Vorjahr. Gewaltsame Übergriffe gegen Nichtmuslime allgemein (inklusive jener gegen Christen) stiegen von 198 im Jahr 2010 auf 279 im Jahr 2011.

Autor: Maxpeter Stüssi

 

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