
Im Nachgang des «Arabischen Frühlings» startete Christian Solidarity International 2012 die Vortragsreihe «Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen Osten». 20 Experten aus Wissenschaft, Journalismus und Politik referierten zum Thema. Fast alle Vorträge fanden in der Schweiz statt. Nun liegen sie als Buch vor.
Haben die religiösen Minderheiten im Nahen Osten eine Zukunft? «Wäre diese Frage in Konstantinopel Ende des siebten Jahrhunderts gestellt worden», so Herausgeber John Eibner in der Einleitung des kürzlich erschienenen Sammelbands, «hätten griechisch-orthodoxe Gelehrte über die Überlebenschancen der jüngsten religiösen Minderheit in der Region debattiert»: die muslimische.
Heute sieht der Nahe Osten ganz anders aus: Über 90% der Bevölkerung im Nahen Osten sind Muslime. Christen – einst die Mehrheit – stellen weniger als 5%, die Juden sind bis auf Israel vollständig verschwunden.
«Gemeinschaften wie die Alawiten, Jesiden, Drusen, Kakai und Sabäer-Mandäer kämpfen wie die Christen ums Überleben», schreibt John Eibner. Der schweizerisch-amerikanische Historiker Dr. John Eibner ist bei der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) für den Nahen Osten verantwortlich.
CSI hatte bereits Ende 2011 vor einem Genozid an den religiösen Minderheiten im Nahen Osten gewarnt und zum Handeln aufgefordert. In ähnlich dramatischer Weise hatten sich vorgängig Nicholas Sarkozy, damals Präsident Frankreichs, und der ehemalige Präsident des Libanon, Amine Gemayel geäussert. Damals fand die Warnung kaum Gehör. Im März 2016 bezeichneten dagegen die amerikanische Regierung (Aussenminister John Kerry) und andere das Vorgehen des Islamischen Staats gegen Christen, Jesiden und schiitische Muslime als «Genozid».
Unter dem Eindruck des «Arabischen Frühlings», der sehr bald von Islamisten dominiert wurde und sich als Winter – nicht nur, aber insbesondere – für religiöse Minderheiten herausstellte, startete CSI 2012 eine Vortragsreihe mit dem Titel, den nun auch das Buch trägt: «The Future of Religious Minorities in the Middle East» («Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen Osten»). 20 Experten aus Wissenschaft, Journalismus und Politik legten ihre Sicht zum Thema dar. Ihr Hintergrund ist ganz verschieden, ebenso ihre Weltanschauung. Manche äussern Hoffnung für die Zukunft, andere beurteilen die Situation pessimistischer.
Die Expertenreferate hat John Eibner im Auftrag von CSI nun in Buchform beim Verlag Lexington Books (Rowman & Littlefield) auf Englisch herausgegeben. «Die Leser dieses Bandes werden am düsteren Horizont nicht viele Silberstreifen ausmachen», schreibt Eibner. «Wenn die institutionalisierte Gewohnheit der massgeblichen Regional- und Grossmächte nicht gebrochen werden kann, ist die Zukunft tatsächlich sehr düster.»
Bilder in hoher Auflösung (zip-Ordner, 20 MB; Verwendung kostenlos, Quelle: CSI)
Buch bestellen oder Rezensionsexemplar anfordern (kostenlos)
Medienmitteilungen zu jedem Vortrag inklusive Medienberichterstattung (deutsch)
Originalvideos, Medienmitteilungen und Informationen zu den Referentinnen und Referenten (englisch)
Taner Akçam, Clark University
Cengiz Aktar, Sabancı-Universität
Madawi Al-Rasheed, London School of Economics and Political Science (LSE)
Fabrice Balanche, Université de Lyon 2, Washington Institute for Near East Policy (ehemals)
Patrick Cockburn, The Independent
Marius Deeb, Johns Hopkins University (emeritiert)
John Eibner, Christian Solidarity International (Herausgeber)
Amine Gemayel, ehemaliger Präsident des Libanon
Joshua Landis, University of Oklahoma
Habib Malik, Lebanese American University
Michael Nazir-Ali, ehemaliger Bischof von Rochester
Daniel Pipes, Middle East Forum
Franck Salameh, Boston College
Mariz Tadros, University of Sussex
Bassam Tibi, Universität Göttingen (emeritiert)
Hannibal Travis, Florida International University
Bat Ye’or, unabhängige Historikerin
William Warda, Vorsitzender der Allianz Irakischer Minderheiten
Daniel Williams, Washington Post, LA Times und andere (ehemals)
Adrian Hartmann (adrian.hartmann@csi-schweiz.ch)
+41 44 982 33 40
+41 78 836 07 47
Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.