20. März 2014

Kishan Manocha: «Menschenrechte bei allen Verhandlungen mit dem Iran thematisieren»

Der Iran führe eine «systematische Kampagne zur Ausrottung der Bahai», sagte der Bahai Kishan Manocha gestern in Zürich. Sein Referat – «Ausserhalb des Gesetzes? Die Bahai und der politische Wandel im Iran» – war der neunte Beitrag in der Vortragsreihe von Christian Solidarity International zu den religiösen Minderheiten im Nahen/Mittleren Osten.

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Menschenrechtslage im Iran weiterhin «haarsträubend»

Trotz Reformrhetorik von Präsident Hassan Rohani und einem Übergangsabkommen mit westlichen Regierungen im Atomstreit sei die Situation der Religionsfreiheit weiterhin «haarsträubend», sagte Dr. Kishan Manocha gestern Abend in Zürich. Manocha ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der National Spiritual Assembly of the Baha’is in Grossbritannien. «Der Iran könnte das Übergangsabkommen dazu nutzen, um von der zunehmenden Misshandlung religiöser Minderheiten abzulenken», sagte Manocha. «Die Menschenrechte müssen bei allen Kontakten mit dem Iran thematisiert werden. Sie dürfen nicht auf dem Altar des politischen Opportunismus geopfert werden.»

Bahai ohne jegliche Rechte

Im Iran seien zwar viele Bevölkerungsgruppen von staatlicher Repression betroffen: Christen, Kurden, Ahwazi, Gewerkschafter, Homosexuelle, Frauenrechtlerinnen, Studierende, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten. Die Situation der Bahai sei jedoch «einzigartig»: Im Gegensatz zu anderen religiösen Minderheiten (Christen, Juden und Zoroastriern) werden die Bahai von der iranischen Verfassung nicht geschützt und haben deshalb keinerlei Rechte. Häufig ahnden iranische Gerichte Übergriffe auf Bahais nicht, da diese als «Ungläubige, die keinen rechtlichen Schutz geniessen» betrachtet werden, sagte Manocha. Manocha zeigte die allumfassende Diskriminierung der Bahai auf: Der Besuch weiterführender Schulen wird ihnen verwehrt, staatliche Arbeitsplätze und Heiratsurkunden werden ihnen verweigert, ebenso das Recht, eigene Schulen und Geschäfte zu eröffnen oder Land zu besitzen. Die Kinder werden in der Schule beschimpft und misshandelt, die Häuser von Bahais sind immer wieder Ziel polizeilicher Razzien, Bahai-Friedhöfe werden geschändet oder zerstört. Beinahe die Hälfte – 136 Personen – der bekannten religiösen Gefangen im Iran sind Bahai.

Deeskalierende Reaktion der Bahai auf die «Kampagne zu ihrer Ausrottung»

Manocha bezeichnete die Reaktion der Bahai auf diese «anhaltende und systematische Kampagne zu ihrer Ausrottung» als «konstruktiv und friedlich». So hätten es die Bahai bisher vermeiden können, «den Behörden einen Vorwand für einen grossangelegten endgültigen Vernichtungsschlag» zu geben.

Informationen und Videos zur CSI-Reihe «Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen/Mittleren Osten»: http://www.middle-east-minorities.com

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