Krebskranker Christ schöpft wieder Hoffnung

Der 20-jährige Christian B. aus Aleppo hatte eine wohlbehütete Kindheit, bis er durch den Krieg und den Tod seines Vaters erschüttert wurde. Es kam noch schlimmer: Christian erkrankte an Krebs. Der Glaube seiner Mutter und die von CSI mitunterstützte Krebsbehandlung schenkten ihm neuen Mut. Er berichtet:

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«Als junger Christ in den Zwanzigern sollte ich jeden Morgen mit einem unbändigen Lebensdrang aufwachen. Ich sollte das Leben mit all seiner blendenden Pracht geniessen. Doch meine Realität sah lange anders aus.

Not und Elend wegen Krieg

Ich hatte in jeder Hinsicht eine glückliche Kindheit. Ich wuchs wohlbehütet in einer intakten Familie auf und war von Liebe umgeben. Unsere Eltern gaben alles für uns. Als junger Teenager führte ich ein unbeschwertes Leben, bis der Krieg ausbrach. Es ist ein hässlicher Krieg voller Leiden, der das Leben von Geliebten und Verwandten forderte, eine Massenvertreibung verursachte und tausende Häuser zerstörte. Wir wurden zu Überlebenden in einem bitteren Konflikt. Wir litten unter dem Mangel an Wasser, Elektrizität, Nahrungsmittel und Schutz.

Mein Vater verlor sein Geschäft, unsere Lebensgrundlage. Mein älterer Bruder verliess Syrien unmittelbar nach Ende seines Studiums. Er floh über das Mittelmeer, welches so viele junge Menschen verschluckte, die auf eine bessere Zukunft in einem fernen Land hoffen. Er überlebte die Flucht.

Ich selbst blieb in meiner Schule in Syrien. Dass wir in diesen dunklen Zeiten immer noch als Familie zusammen waren und ein Dach über dem Kopf hatten, das nicht Tag und Nacht unter Raketenbeschuss stand, gewährte uns eine Atempause. Ich lebte in der Hoffnung, dass dieser schmutzige Krieg bald ein Ende haben würde.

Doch plötzlich, ohne Vorwarnung, starb mein Vater an einem Herzinfarkt. Dieser Vater, der mir stets Liebe und Geborgenheit geschenkt hat, war auf einmal nicht mehr da! Nach schweren, dunklen Tagen kam ich zum Schluss, dass ich nicht leben kann ohne Standhaftigkeit, Geduld und den Willen, Hindernisse zu überwinden.

Ich bestand die Maturitätsprüfungen und nahm an der Universität mein Jura-Studium in Angriff. Alles deutete auf eine leuchtende Zukunft hin. Ich ahnte nicht, dass das Schlimmste noch bevorstand.

Schockdiagnose

Nur wenige Monate nach Beginn meiner akademischen Laufbahn wurde ich krank und musste hospitalisiert werden. Zunächst glaubte ich, dass alles schnell vorbei sein würde. War ich nicht ein junger kräftiger Mann, der in der Blüte seines Lebens stand und vor Lebensenergie strotzte? Stattdessen nahmen die Schmerzen weiter zu.

Die Diagnose der Ärzte war ein Schock: Ich hatte Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Es gab keine Hoffnung auf ein dauerhaftes Nachlassen der Symptome. Der Krebs hatte meinen Körper befallen, ohne um Erlaubnis zu bitten.

Plötzlich hatte ich den Tod vor Augen. Gefangen im kalten Spitalbett fühlte ich mich total deprimiert. Nebst meinen Schmerzen musste ich ertragen, dass mein Körper mit Medikamenten vollgepumpt wurde. All meine Kraft wurde von Angst und Schmerzen aufgebraucht. Ich musste Blut husten und konnte nur noch dank Maschinen atmen. Noch immer sehe ich meine Mutter neben mir sitzen, wie sie mit ihrem tränenüberströmten Gesicht ihre Augen gegen den Himmel richtete und unseren Herrn um Gnade und Heilung für mich anflehte. «Oh Herr, hast du uns nicht verheissen: ‹Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab (Hebräer 13,5)?› Warum also hast du mich dieser tödlichen Krankheit ausgesetzt? Hast du nicht gesagt, Herr, dass die Versuchung nicht grösser sein wird, als wir ertragen können (1.Kor 10,13)?»

Neue Hoffnung

Meine Mutter und ihr unerschütterliches Vertrauen, dass ihre Gebete erhört werden, gaben mir viel Kraft. Nach einigen Wochen machten sich die ersten Anzeichen einer Besserung bemerkbar. Hoffnung keimte wieder auf.

In den Augen der Kirchenmitglieder, die mich unterstützten, sah ich das liebende Gesicht von Christus und hörte ihn flüstern: «Hab keine Angst. Ich bin bei dir (Jesaja 41,10).» Ich sah die grosszügigen Hände Jesu, als die Kirche mir anbot, die Kosten für die bestmögliche Behandlung zu tragen.

Monate nach der Behandlung war ich immer noch im Spital. In diesen Momenten, in denen alles verloren schien, kehrten bei mir die Hoffnung und der unbändige Lebenswille zurück. Furcht ist wahrhaftig der grösste Feind, der immer wieder bekämpft werden muss. Jetzt habe ich einen Ozean des Willens, der Entschlossenheit und des Vertrauens in mir, dass Gott mich nicht im Stich lassen wird.

Nach schmerzhaften Monaten kann ich mich endlich erholen. Der Krebs wird schwächer. Ich habe mich zurückgekämpft und das Studium wieder aufgenommen. Ich bin entschlossen, die Krebsbehandlung durchzuziehen und träume davon, dass die Krankheitsymptome komplett verschwinden. Ich will mein Studium beenden, arbeiten und eine erfolgreiche Zukunft aufbauen, in der ich mich auch um meine Mutter kümmern kann.

Ich kann meine Dankbarkeit für all jene, die so grosszügig mit mir gewesen sind und die Verheissungen unseres himmlischen Vaters in die Tat umgesetzt haben, nicht in Worte fassen. Ihr wart leuchtende Sterne in meinen dunkelsten Tagen. Möge Gott euch dafür reichlich belohnen!» 

Reto Baliarda

 


CSI-Hilfe für Krebskranke

Seit Jahren unterstützt CSI in Syrien diverse Gesundheitsprogramme. In einem unserer neusten Projekte bieten wir zusammen mit der maronitischen Kirche in Aleppo finanzielle Hilfe für Menschen mit Krebsleiden. Wir können die schreckliche Diagnose nicht abwenden, aber wir können verhindern, dass die betroffenen Familien zusätzlich noch von erdrückenden finanziellen Sorgen wegen der Behandlungskosten belastet werden. In der aktuellen Situation – jahrelanger Krieg, galoppierende Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und drakonische Sanktionen mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung – sind für viele schon die Lebenshaltungskosten eine grosse Herausforderung.

 

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