Kirchen im Visier: In Nepal greifen Hindu-Nationalisten Christen an

Angriffe extremistischer Gruppen auf Christen nehmen in Nepal in alarmierendem Ausmass zu. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Kirchen angegriffen und beschädigt. Die Christen wurden fälschlicherweise beschuldigt, Kühe zu schlachten, die den Hindus heilig sind.

Pastoren und weitere Christen wurden von extremistischen Hindus mit schwarzer Farbe im Gesicht beschmiert. csi

Die lokalen Partner von CSI in Nepal berichten von einer besorgniserregenden Zunahme von Angriffen auf christliche Gemeinschaften. Die Flut der gewalttätigen Übergriffe hat in der Umgebung der Stadt Dharan im Osten Nepals begonnen. Auslöser war der Bau einer neuen Kirche im August. Radikale Hindu-Gruppen erhoben Einwände gegen den Standort der Kirche in der Nähe eines Hindu-Tempels und sprachen Drohungen gegen den Pastor aus. Der Fall wurde an die Bezirksregierung verwiesen, wo sich die Beamten auf die Seite der Hindu-Gruppen stellten und die Kirche schlossen.

Ausschreitungen wegen Essen von Rindfleisch

Unmittelbar danach flammte die Gewalt erneut auf, als Videos in den sozialen Medien verbreitet wurden: Darin war zu sehen, wie eine indigene Stammesgruppe, die Limbus, Kühe in Dharan schlachteten. Obwohl die Limbus traditionell Rindfleisch essen, hat die nepalesische Regierung dessen Verzehr verboten. Die Kuh ist das Nationaltier Nepals und gilt im Hinduismus als heilig. Verärgerte Hindus erstatteten Anzeige bei der Polizei, was zur Verhaftung von Mitgliedern der ethnischen Gruppe führte. Als dann auch noch Christen beschuldigt wurden, heilige Kühe zu schlachten, brachen in der gesamten Region Hindu-Proteste aus. Die lokale Verwaltung reagierte auf die zunehmende Gewalt mit der Verhängung einer Ausgangssperre.

Hindu-nationalistische Kundgebung löst Gewalt aus

Ende August kam es im Süden Nepals, nahe der indischen Grenze, zu weiteren gewalttätigen Zwischenfällen. Im ehemaligen Distrikt Nawalparasi hielt ein umstrittener Hindu-Priester aus Indien eine Kundgebung ab, auf der er die Menschen dazu aufrief, andere Religionen aus dem Land zu vertreiben und eine Hindu-Nation zu errichten. Viele junge Hindu-Extremisten, die an der Kundgebung teilgenommen hatten, randalierten anschliessend und beschädigten nach Angaben unserer Partner sieben Kirchen an verschiedenen Orten. Pastoren und Kirchenmitglieder wurden brutal angegriffen und mit schwarzer Farbe beschmiert, um darauf hinzuweisen, dass sie als sozial Ausgestossene gelten.

Pastorin und ihre Familie aus dem Haus vertrieben

«Am 30. August, gegen 12.40 Uhr, kamen einige Hindus mit dem Fahrrad und griffen uns und unsere Kirche an», erzählte ein örtlicher Pastor. «Sie zertrümmerten alle Fenster und Stühle. Uns bewarfen sie mit Steinen und Ziegeln, aber wir konnten entkommen und sind in Sicherheit.» Pastorin Nabin Tharu und ihre Familie wurden mit schwarzer Farbe beschmiert und aus dem Dorf, in dem sie lebten, verschleppt. Sie durften nicht in ihr Haus und ihre Kirche zurückkehren. Der CSI-Projektpartner ist besorgt über die schwierige Lage, in der sich Christen wie Nabin befinden. Er versucht, mit den örtlichen Führern zu vermitteln. Über unseren Partner bietet CSI den Opfern von Angriffen, die medizinische Hilfe, geistlichen Beistand oder Seelsorge benötigen, Unterstützung an. Pastoren, die aus ihren Dörfern vertrieben wurden, erhalten finanzielle Hilfe.

Einfluss aus Indien

Eine zunehmende Christenverfolgung ist vor allem im Tiefland Nepals zu beobachten, einer Region, die an Indien grenzt. Hier wird die Bevölkerung von hindu-nationalistischer Rhetorik beeinflusst. Die Regierung scheint nicht an einer Lösung interessiert zu sein, berichtet unser Partner. Im Gegenteil: Im Parlament werden zunehmend Stimmen laut, die für eine Hindu-Nation eintreten. Obwohl die christliche Gemeinschaft weniger als zwei Prozent der Bevölkerung Nepals ausmacht, wächst sie schnell – insbesondere durch die Evangeliumsverbreitung durch Christen aus Südkorea. Hindu-Nationalisten bezeichnen dies als «unerwünschten ausländischen Einfluss». Seit 2017 ist in Nepal ein Anti-Konversionsgesetz in Kraft, das die Lage der religiösen Minderheiten im Land noch prekärer macht.

Morven McLean

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