
Der wegen Evangelisation angeklagte Pastor Keshab Raj Acharya hatte gegen das Urteil des Bezirksgerichts Berufung eingelegt. Nun hat das Oberste Gericht von Nepal die Freiheitsstrafe von zwei auf ein Jahr reduziert. Keshab und seine Frau Junu hatten auf einen Freispruch gehofft und machen sich auch wegen ihrer kleinen Kinder schwere Sorgen.
Das junge Pastorenpaar Acharya leitet gemeinsam die «Abundant Harvest Church» in Nepals zweitgrösster Stadt Pokhara. Die beiden haben sich bei den einheimischen Christen einen Namen gemacht. Mit den Video-Botschaften auf ihrem Youtube-Kanal erreichen sie ein Millionenpublikum.
Das Unheil nahm für Pastor Keshab und Junu am 23. März 2020 seinen Anfang, als der heute 35-Jährige in seinem Haus verhaftet wurde. Eine Woche später klagte ihn das örtliche Bezirksverwaltungsamt der bewussten Verbreitung von Falschinformationen an. Nach mehrmaliger kurzzeitiger Inhaftierung wurde Keshab am 3. Juli 2020 gegen eine hohe Kaution von CHF 2500 auf freien Fuss gesetzt.
Knapp eineinhalb Jahre später folgte für die Eltern von zwei kleinen Buben der nächste Tiefschlag: Das Bezirksgericht von Dolpa verurteilte Pastor Keshab am 30. November 2021 zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe. Er habe gegen Nepals Anti-Konversionsgesetz verstossen, weil er das Christentum öffentlich propagiere. Der Beschuldigte legte Berufung ein und konnte am 19. Dezember das Gefängnis gegen eine erneute Kaution verlassen.
Das Oberste Gericht Nepals setzte die Gefängnisstrafe am 13. Juli 2023 auf ein Jahr herab. Dagegen erhob Keshab erneut Einspruch. Doch dieser wurde am 6. Oktober durch den Gerichtshof abgewiesen. Der umtriebige Pastor ist niedergeschlagen: «Unser Antrag wurde vom Obersten Gerichtshof ohne einen Blick auf die Dokumente abgelehnt. Die Richter bestanden darauf, dass die Entscheidung vom 13. Juli endgültig sei und lehnten jede weitere Diskussion ab.»
Keshab bezeichnet das Urteil vom 6. Oktober 2023 als «ungerecht» und fügt an: «Die Zeugen sagten, dass ich sie nicht einmal aufgefordert habe, sich zu bekehren, sondern ihnen nur Traktate gegeben habe; sie haben sie gelesen und weggeworfen.» Er werde für etwas verurteilt, das er nicht getan habe. Sein Anwalt würde deshalb erneut Berufung einlegen. Auf jeden Fall will er seine Kirchgemeinde mit rund 250 Mitgliedern so lange weiterführen, bis er die Haftstrafe antreten muss.
Keshab Raj Acharya ist voller Sorgen wegen seiner Söhne, die gerade mal vier- und fünfjährig sind: «Meine Kinder stehen mir sehr nahe. Sie sind es gewohnt, mich ein paar Tage oder eine Woche lang nicht zu sehen, wenn ich auf Dienstreisen gehe. Aber wie werden sie reagieren, wenn ich ein ganzes Jahr weg bin?» Normalerweise spricht Keshab mit seinen Kindern täglich per Videotelefonat, wenn er auf Reisen ist. Doch das sei vom Gefängnis aus nicht möglich, erklärt er: «Ich darf meine Familie erst ab 10 Uhr vormittags anrufen. Zu dieser Zeit sind meine Söhne in der Schule.»
Ehefrau übernimmt Gemeindeleitung
Pastor Keshabs Frau Junu Acharya wird während seiner langen Abwesenheit die Gottesdienste in der Kirche leiten. Gegenwärtig ist die Angst ihr ständiger Begleiter, weiss sie doch, dass die Polizei jeden Moment auftauchen und ihren Mann abführen kann. «Was kann ich tun ausser beten, wenn dieser Tag kommt? Ich werde mich allein um die Kinder und die Kirche kümmern müssen», meint Junu sorgenvoll.
Derweil klammert sich Keshab selbst an jedem Strohhalm, der ihn vor einer Inhaftierung bewahren könnte: «Obwohl das Urteil verkündet wurde, sind die Gerichtsbeschlüsse noch nicht veröffentlicht worden. Ich betrachte dies als eine Chance und als Gottes Vorsehung.»
CSI-Partner Stephen Adhikari (Name geändert) hatte bei Pastor Keshab und seiner Gattin Junu im Januar 2022 einen Besuch abgestattet. Der unerschütterliche Glaube des bedrängten Ehepaars hatte bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen. Zu jener Zeit erhielt die Familie Unterstützung von CSI, um die täglichen Ausgaben wie auch die Schulkosten für ihre Kinder zu decken.
Reto Baliarda, Quelle: CSI
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