Pastor Keshab Raj Acharya wurde am 30. November 2021 wegen Evangelisation zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. CSI-Partner Stephen Adhikari ist befremdet: Das Recht auf Religionsfreiheit werde im Fall von Keshab schwer verletzt. CSI unterstützt die Familie des Pastors, der im mehrheitlich hinduistischen Nepal mehrere Monate im Gefängnis sass.
Pastor Keshab stammt aus Pokhara, der zweitgrössten Stadt Nepals, die 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Kathmandu liegt. Zusammen mit seiner Frau Junu leitet er zwei Kirchgemeinden in Pokhara mit insgesamt rund 500 Besuchern.
Keshabs jüngste Vergangenheit ist geprägt von einem beispiellosen juristischen Hickhack gegen ihn als unliebsamen Andersgläubigen. Der 33-Jährige wurde erstmals am 23. März 2020 ohne Haftbefehl in seinem Haus von der Polizei festgenommen. Diese erhob erst eine Woche später offiziell Anklage gegen den Prediger, als ein Bezirksverwaltungsamt ihn beschuldigte, in einem Gottesdienst falsche Informationen verbreitet zu haben.
Freigelassen und gleich wieder verhaftet
Die Verwaltung des Distriktes Kaski (dessen Hauptstadt Pokhara ist) liess Pastor Keshab am 8. April 2020 gegen eine Kaution von 5‘000 nepalesischen Rupien (CHF 40) frei. In den darauf folgenden Wochen wurde er immer wieder unter fadenscheinigen Anschuldigungen wie «Verletzung religiöser Gefühle» inhaftiert, einmal auch im abgelegenen Bezirk Dolpa, rund 700 Kilometer von seinem Zuhause entfernt.
Pastor Keshab wurde schliesslich am 3. Juli 2020 gegen eine exorbitante Kaution von CHF 2500 freigelassen. Und obwohl er danach über ein Jahr lang auf freiem Fuss war, musste er mehrmals vor Gericht erscheinen, auch im entlegenen Bezirk Dolpa. «Die daraus entstandenen Kosten belasten uns enorm», so seine Frau Junu Acharya.
Wegen Evangelisation verurteilt
Bei der Gerichtsanhörung vom 22. November 2021 wurde Pastor Keshab für schuldig befunden und sogleich verhaftet. Am 30. November erfolgte die Verurteilung. Indem der Pastor über seinen Glauben geredet habe, habe er gegen das Anti-Konversionsgesetz verstossen, das im August 2018 in Nepal in Kraft getreten war. Das Bezirksgericht in Dolpa verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis.
Ehegattin Junu drückt ihr Entsetzen aus: «Wir waren erschüttert über die Nachricht von seiner Verhaftung. Mein Mann hat niemanden gezwungen, seine Religion zu wechseln.»
Die Verurteilung ihres Gatten widerspiegelt für Junu die zunehmende Angst vor dem Wachstum des Christenums in Nepal. «Viele haben den Eindruck, dass ihre Religion aussterben könnte, wenn immer mehr Menschen Christen werden.»
Im Moment auf freiem Fuss
Nachdem Pastor Keshab gegen das Urteil des Bezirksgerichts Berufung eingelegt hatte, wurde er am 19. Dezember 2021 vom Obersten Gericht in Jumla auf Kaution freigelassen. Er kam am 24. Dezember zuhause in Pokhara an und konnte so wenigstens mit seiner Familie Heiligabend feiern.
Eine traurige Tatsache ist aber auch, dass er seit seiner ersten Verhaftung im März 2020 fast vier Monate im Gefängnis verbringen musste und seither in drei verschiedenen Fällen sehr hohe Kautionsbeträge gezahlt hat.
«Besorgt über diskriminierende Behandlung»
CSI-Partner Stephen Adhikari (Name geändert) besuchte Anfang Januar 2022 Pastor Keshab und seine Gattin Junu. «Ich war tief beeindruckt vom unerschütterlichen Gottvertrauen, das die beiden ausstrahlten», berichtet er. Doch die Last des juristischen Feldzugs gegen Keshab wiege schwer. Dazu Adhikari: «Wir begrüssen seine Freilassung auf Kaution durch das Oberste Gericht. Doch wir sind besorgt darüber, dass die Anklagen gegen ihn noch nicht fallen gelassen wurden. Zudem macht uns die diskriminierende Behandlung von Pastor Keshab während des gesamten Prozesses zu schaffen.»
Angst vor erneuter Inhaftierung
Gemäss Adhikari muss sich Keshab Raj Acharya nun in drei Fällen bei Behörden in verschiedenen Bezirken verantworten. Er muss unter anderem am 25. Februar 2022 vor dem Gericht in Pokhara und am 12. März 2022 vor dem Gericht in Jumla (Bezirk Dolpa) erscheinen. Die Gefahr ist gross, dass er erneut verhaftet wird. Selbst wenn er den Fall vor dem Obersten Gericht in Jumla gewinnt, kann die Regierung Berufung einlegen. Gleichzeitig hat er noch ein weiteres Verfahren im Bezirk Kaski am Hals.
Das in der nepalesischen Verfassung garantierte Grundrecht auf Religionsfreiheit bzw. das Recht, zu beten und zu predigen, werde im Fall von Keshab ernsthaft verletzt, bemerkt Adhikari. «Beten wir dafür, dass Pastor Keshab schlussendlich vollumfänglich ohne Auflagen freigesprochen wird und seine Familie mit ihrem wertvollen Dienst in Ruhe gelassen wird.»
Hilfe von CSI
CSI unterstützt die Familie von Pastor Keshab bei den täglichen Ausgaben für Essen, Unterkunft, den sehr belastenden Fahrkosten für die Anhörungen wie auch Schulausgaben für ihre Kinder.
Reto Baliarda
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