26. Oktober 2015

Neuer Redaktionsleiter: Reto Baliarda

Seit dem 1. Juni 2015 ist Reto Baliarda neuer Redaktionsleiter bei CSI. Im Interview mit seinem Vorgänger Adrian Hartmann gibt er Auskunft darüber, warum er zu CSI gekommen ist, welche Erfahrungen er bereits gemacht hat und wie er sich die Zukunft vorstellt.

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CSI: Reto, willkommen bei CSI! Du hast im Juni 2015 bei uns angefangen, mit der September-Ausgabe erschien bereits „dein“ erstes CSI-Magazin. Wie hast du den Einstieg erlebt?

Reto Baliarda: Es war intensiv und herausfordernd. Das Schicksal von Glaubensverfolgten liegt mir sehr am Herzen, so habe ich die Arbeit mit Freuden angepackt.

Die letzten Jahre warst du Chefredaktor einer medizinischen Fachzeitschrift. Wie bist du zu CSI gekommen?

Seit etwa einem Vierteljahrhundert ist der Glaube ein zentraler Bestandteil meines Lebens. Ich finde es wichtig, dass man seinen Glauben in Freiheit leben kann. Zudem interessiere ich mich sehr für andere Länder, Kulturen und internationale Beziehungen. Von meiner vorletzten Stelle bei einem anderen christlichen Hilfswerk ist mir die Projektarbeit im Ausland bereits vertraut. Nach siebeneinhalb Jahren bei einer Patientenorganisation habe ich eine neue Herausforderung gesucht und bin so auf das Stelleninserat von CSI gestossen.

Mit einem katalanischen Vater gehörst du in der Schweiz selber zu einer Minderheit. Hat das dein Interesse für religiöse Minderheiten im Ausland beeinflusst?

Das ist gut möglich. Als Kind schämte ich mich, in der Gegenwart von Schweizern mit meinem Vater oder Verwandten Katalanisch zu sprechen. Kategorische Ausgrenzung erlebte ich jedoch nie. Heute bin ich stolz auf meine Abstammung.

Du bist nun bereits drei Monate bei CSI – was ist dir besonders wichtig geworden?

In den letzten Wochen haben mich vor allem die religiösen Minderheiten im Irak stark beschäftigt: dass Zehntausende vor dem Islamischen Staat fliehen mussten und mehrere Orte zu 100 % entchristianisiert wurden; dass sie jetzt eine ungewisse Zukunft haben, wo sie doch seit zwei Jahrtausenden in dieser Region lebten. Das bewegt mich sehr.

Das haben wir bereits gemerkt, bevor du zu CSI gekommen bist: Du hast uns mehrere volle Unterschriftsbögen für unsere Petition an Bundesrat Burkhalter geschickt.

Ich finde es wichtig, dass sich jeder von uns einmal in die Situation eines verfolgten Christen versetzt. Das sind Leute wie du und ich. Als Christ in der Schweiz gerät man allzu schnell in ein Fahrwasser, dass man als selbstverständlich anschaut, was man hat. Wenn ich an die Glaubensverfolgte denke, kann ich fast nicht mehr anders, als Leute zum Unterschreiben dieser Petition zu motivieren.

Welche Erfahrungen machst du dabei?

Ich spreche die Leute im Gottesdienst persönlich an, manchmal gehe ich auch zu Bekannten in unserem Dorf oder nehme die Petition zu einem Besuch bei Freunden mit. Die Unterschriften kommen nicht in Massen herein, sondern „tröpfchenweise“. Bei manchen Bekannten war ich erstaunt, wie wichtig ihnen das Thema war. Natürlich gibt es auch Leute, die nicht unterschreiben wollen, aber neun von zehn unterschreiben, unabhängig davon, welchen Stellenwert der christliche Glaube bei ihnen hat.

Zum Magazin: Was wünschst du dir von den etwa 12 000 Leuten, die jeden Monat unser Magazin bekommen?

Ich hoffe natürlich, dass sie mit dem Magazin zufrieden sind. Ich will für alle schreiben, denen Religionsfreiheit und verfolgte Minderheiten ein Anliegen ist. Ich freue mich über Reaktionen, gerade auch kritische.

Ein „Dauerbrenner“ ist das Zusammenspiel von Gedrucktem und Web-Inhalten. Wie siehst du das?

Das Magazin ist sicher unser Flaggschiff. Die Website und Social Media (zum Beispiel Facebook) sehe ich auch als Unterstützung. Das Magazin muss frisch, pfiffig und überraschend daher kommen und beim Leser Neugier wecken. Wir wollen nicht einfach „aufgewärmte Geschichten“ verbreiten, die man schon von der Website kennt. Von den Online-Auftritten erhoffe ich mir vor allem neue Unterstützer.

Wie erlebst du das CSI-Team hier in der Schweiz?

Die Leute sind aufgestellt, man nimmt sich selber nicht so wichtig. Ich schätze es, dass man auch mal eine andere Meinung haben kann, ohne dass der andere gleich eingeschnappt ist.

Worauf freust du dich und was bereitet dir eher Sorgen?

Ich freue mich auf meine erste Reise, die voraussichtlich nach Indien gehen wird. Ich freue mich darauf, verfolgte Menschen, für die wir uns hier einsetzen, selber kennenzulernen. Gleichzeitig habe ich auch groen Respekt vor solchen Reisen. Ich fühle mich ein bisschen in der Zwickmühle: Am liebsten möchte ich sofort alle unsere Projektländer besuchen. Als Familienvater bin ich jedoch auch sehr auf Sicherheit bedacht. Da ist es für mich beruhigend zu wissen, dass unsere Partner die Situation vor Ort sehr gut kennen.

Adrian Hartmann


Zur Person

Reto Baliarda, geboren am 19. August 1969, ist in Herisau AR aufgewachsen und wohnt heute in Wängi TG. Er ist mit Irene verheiratet und Vater von drei Kindern zwischen elf und vierzehn Jahren. Dank eines katalanischen Vaters wuchs Reto zweisprachig  (Deutsch-Katalanisch) auf. Er spricht zudem Spanisch, Italienisch, Englisch und Französisch. In seiner Freizeit engagiert er sich u.a. in der reformierten Kirche in Wängi, geht mit seiner Frau gerne in den Vita Parcours und feilt im Jongliertreff Winterthur an seiner Koordination.

Nach einem Anglistik- und Hispanistik-Studium sammelte Reto bei verschiedenen Lokalzeitungen und beim Blick Erfahrungen als Journalist. 2003 wechselte er vom Journalismus in die Öffentlichkeitsarbeit von World Vision, wo er sich zum PR-Fachmann mit eidgenössischem Fachausweis weiterbildete. Die letzten siebeneinhalb Jahre arbeitete Reto Baliarda als Chefredaktor bei der Schweizerischen Vereinigung Morbus Bechterew, wo er unter anderem für die vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift vertical verantwortlich war. Am 1. Juni 2015 hat er Adrian Hartmann als Redaktionsleiter von CSI-Schweiz abgelöst.

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