
Es ist eine Bilanz des Schreckens: Seit 2009 wurden in Nigeria 35.000 Menschen getötet und 1,8 Millionen aus ihren Häusern vertrieben. «Das Morden muss gestoppt werden!», fordert nun die nigerianische Juristin Gloria Mabeiam Ballason in einem dramatischen Aufruf. Schon 2020 gab CSI eine Genozid-Warnung für Nigeria heraus.
Die durch Bomben zerstörte Kirche von Maikori, einemm Dorf in der Nähe von Kaduna. csi
Im Jahr 2009 begannen die Islamisten von Boko Haram ihren radikalen Feldzug im Nordosten und in Zentralnigeria. Nach Angaben des Global Centre for the Responsibility to Protect (Global R2P, New York) wurden seither mehr als 35.000 Menschen getötet und 1,8 Millionen Menschen in den Bundesstaaten Adamawa, Yobe und Borno aus ihren Dörfern vertrieben. Dabei wurden Handel und Gewerbe, Schulen und Gesundheitseinrichtungen in diesen Gebieten weitgehend lahmgelegt.
Die Juristin Gloria Mabeiam Ballason zitierte aus diesem Report und forderte, dass die Gräueltaten endlich untersucht und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Das Ausmass der Massaker erfordere auch eine forensische Beweissicherung. Nach 2011 sei die Gewalt eskaliert und habe weitere Regionen erfasst, sagte Gloria Mabeiam Ballason am 29. September in einem in Kaduna gehaltenen Vortrag. Ursprünglich habe man die Gewalt auf die Verknappung der Ressourcen zurückgeführt. Doch Ausmass und Art der Angriffe zeigten, dass es sich um Terrorismus in unterschiedlichen Schattierungen handle. Zu den Attacken von Boko Haram gehörten Massenmorde, sexuelle Gewalt, Verstümmelungen, Folter, Entführungen, Plünderungen, Brandstiftung und Verwüstung von Ackerland. Der Terror habe eine Dimension angenommen, wo man von «ethnischer Säuberung» und «Völkermord» sprechen müsse.
Die Folgen sind katastrophal. Ballason zitierte das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten: «Die prekäre Sicherheitslage brachte 8,4 Millionen Menschen in eine humanitäre Notlage. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen und Kinder. Sie benötigen Hilfe.» Das nigerianische Magazin «Leadership» veröffentlichte einen Aufruf Ballasons: „Die Gräueltaten im Nordwesten und Nordosten, ja in allen Staaten Nigerias, müssen endlich gestoppt werden!». Man müsse damit beginnen, die Massaker und Anschläge zu untersuchen und die Beweise sammeln, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Christian Solidarity International (CSI) setzt sich seit Jahren für die Menschenrechte und Religionsfreiheit in Nigeria ein. Am 30. Januar 2020 veröffentliche CSI eine Genozid-Warnung und rief den UNO-Sicherheitsrat zum Handeln auf. „In Nigeria sind die Voraussetzungen für einen Völkermord gegeben“, sagt Dr. John Eibner, der internationale Präsident von CSI. «Christen, friedliebende Muslime und Anhänger von Stammesreligionen sind besonders gefährdet. Die zunehmend gewalttätigen Angriffe und das Versagen der nigerianischen Regierung, diese zu verhindern und die Täter zu bestrafen, sind alarmierend.“
Dr. Franklyne Ogbunwezeh leitet bei CSI die Genozid-Prävention für Afrika. Er sagt: «Nigeria ist heute einer der weltweit gefährlichsten Orte für Christen.» Inzwischen sei nicht allein Nigeria kritisch, sondern es drohe eine Destabilisierung von ganz Westafrika. Mit dem Webportal Nigeria-report informiert und kommentiert CSI die aktuellen Ereignisse. Gleichzeitig hilft CSI den Opfern von Terroranschlägen und unterstützt vertriebene Familien, damit sie sich eine neue Existenz aufbauen können und erteilt an die Kinder von Gewaltopfern Stipendien.
Rolf Höneisen
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