
Kirchenführer in Nigeria schlagen Alarm: Mehr als ein Dutzend Geistliche sind in diesem Jahr ermordet worden. Vieles deutet darauf hin, dass sie von kriminellen islamistischen Banden gezielt angegriffen werden.
Pater Isaac Achi starb, als sein Pfarrhaus in Brand gesteckt wurde. Foto: Diözese Minna
Die katholischen Bischöfe Nigerias warnen vor gezielten Angriffen und Entführungen auf Priester und Pastoren (zum Artikel auf Crux).
Bei ihrer Vollversammlung warf die katholische Bischofskonferenz den staatlichen Sicherheitskräften vor, bei Angriffen auf Christen wegzuschauen. «Die Regierung hat es versäumt, das Problem der Ermordung von Priestern anzugehen. Das ermutigt andere Kriminelle, dasselbe zu tun», so lautete der Tenor im Rahmen der Bischofskonferenz.
Bereits 13 Priester wurden in diesem Jahr entführt und einige sind noch immer gefangen, wie die Human Rights Writers Association of Nigeria (HURIWA) berichtet. Der Bischof von Sokoto im Nordwesten Nigerias, Matthew Hassan Kukah, bedauerte gegenüber ACI Africa: «Ich habe einen Seminaristen verloren, ich habe einen Priester verloren; wir haben über 30 Millionen Naira (ca. 32’100 Schweizer Franken) ausgegeben – die wir nicht haben – um unsere pastoralen Mitarbeiter aus den Händen ihrer Entführer zu befreien.»
«Während kriminelle Banden am Geld interessiert sind, verfolgen dschihadistische Einheiten bei der Entführung und Ermordung von Priestern und Pastoren einen strategischen Ansatz», erklärt Franklyne Ogbunwezeh, der Menschenrechtsbeauftragte für Subsahara-Afrika bei CSI. Ihre Motivation sei es, ein islamisches Kalifat in Nigeria zu errichten. Dazu müssten die Christen, vor allem in Zentralnigeria, aus dem Land gedrängt werden. «Sie entführen und töten christliche Leiter, die in ihren Gemeinden angesehen sind. Manchmal töten sie diese Führer sogar dann, wenn Lösegeld gezahlt wurde. Dadurch wollen sie die Gemeinschaft von ihren Leitern trennen, was die Zerstörung der christlichen Gemeinschaften erleichtert», so Ogbunwezeh.
«Die meisten der getöteten Priester in Zentralnigeria, wie Pater Isaac Achi, waren nicht nur Pfarrer, sondern hatten auch Einfluss in den umliegenden Gemeinden», sagt Franklyne Ogbunwezeh. Pater Achi beispielsweise war der Vorsitzende der Dachorganisation Christian Association of Nigeria.
Der in Nigeria ansässige Menschenrechtsanwalt Solomon Mwantiri warnt davor, dass es in den kommenden Wochen vermehrt zu Angriffen auf Geistliche in Zentralnigeria kommen könnte. Wie Mwantiri gegenüber CSI berichtete, beabsichtigten die Fulani-Milizen, lokale Schlüsselfiguren zu beseitigen, um anschliessend – in der Vorweihnachtszeit – christliche Gemeinden anzugreifen.
Nach Recherchen von Christian Solidarity International wurden in diesem Jahr bereits 16 Priester und Pastoren getötet. Die meisten Angriffe ereigneten sich in den Bundesstaaten von Zentralnigeria, in denen die dschihadistischen Fulani-Kämpfer am aktivsten sind.
Morven McLean
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