Blutige Pfingsten in Nigeria – Dutzende Tote bei Anschlag auf Kirche

In einem katholischen Gottesdienst in der südwestnigerianischen Stadt Owo wurde am Pfingstsonntag ein veritables Blutbad angerichtet. Dabei sollen über 70 Menschen gestorben sein. Hinter dem Attentat werden muslimische Fulani-Extremisten vermutet.

Zerstörte Kirchenbänke

Terroristen richteten in einer Kirche im nigerianischen Owo ein Blutbad an. csi/Amaka Okoye

 

Der Gottesdienst in der St. Francis Catholic Church in Owo näherte sich dem Ende, als für 20 Minuten die Hölle losging. Terroristen warfen Sprengsätze gegen das Gebäude, drangen in die Kirche ein und schossen wahllos um sich. Dutzende Menschen starben. Der Kirchenboden färbte sich rot von Blut. Im Internet kursierende Videos zeigen schreckliche Bilder. Unter den Kirchenbänken liegen blutüberströmte Körper, daneben weinen und beten traumatisierte Menschen. Die Zahl der Toten wird mit 70 bis 80 angegeben und könnte noch steigen.

Attentate nun auch im Süden Nigerias

Mit dieser Attacke wird klar, dass der im islamischen Norden seit Jahren wütende Terror in Nigeria den mehrheitlich christlichen Süden endgültig erreicht hat. Der Gouverneur des Bundesstaats Ondo, Arakunrin Oluwarotimi Akeredolu, sprach von einem «schwarzen Sonntag». Man werde alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die Täter zu jagen und sie zur Rechenschaft zu ziehen. Der vorsätzliche Angriff unschuldiger Menschen sei «ein abscheulicher und satanischer Angriff auf die friedliebenden Menschen von Owo».

Fulani-Milizen unter Verdacht

Als Täter verdächtigt werden überwiegend muslimische Fulani-Viehhüter, die nun zunehmend auch im Südwesten mit Gewalt vorgehen und immer mehr Weideland für sich beanspruchen. Die Regierung von Ondo sah sich veranlasst, Weidebeschränkungen gegen sie zu erlassen. Beobachter vermuten im Massaker in der Kirche einen Vergeltungsschlag. So sagte der Parlamentsabgeordnete Adeyemi Olayemi: «Der Anschlag auf die Kirche ist ein Vergeltungsangriff, um dem Gouverneur eine teuflische Botschaft zu senden.»

«Nigeria erlebt eine grosse Christenverfolgung!»

In einem Interview mit CSI äusserte sich Professor Obiora Ike über diese Gräueltat. Er ist ist Gründer und Präsident des Katholischen Instituts für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden sowie Vorsitzender der christlich-muslimischen Dialoggruppe im nigerianischen Bundesstaat Enugu. Zudem ist er Geschäftsführer des Netzwerks globethics.net und Mitglied im CSI-Beratungsausschuss. Ike zeigte sich bestürzt über das Massaker vom Pfingstsonntag: «Wir erleben in Nigeria eine grosse Christenverfolgung! Christen werden vertrieben, entführt und getötet.» Religionsfreiheit und die UNO-Charta der Menschenrechte würden nicht eingehalten. Djhadisten würden instrumentalisiert, Christen zu vertreiben, während die Regierung dabei zuschaue. Ike fordert, dies endlich wahrzunehmen: «Das muss die Weltgemeinschaft wissen!» Gleichzeitig betont er, dass die nigerianischen Christen ihren Glauben nicht aufgeben würden. Sie seien bereit, als Märtyrer zu sterben. Im Interview bittet Ike darum, Menschenrechtsorganisationen wie CSI zu unterstützen und sich für die Religionsfreiheit und den Schutz der Christen in Nigeria stark zu machen.

Die Angriffe gegen Christen werden heruntergespielt

Christian Solidarity International (CSI) macht seit Jahren auf die Verfolgung von Christen in Nigeria aufmerksam. «Die schweren Verstösse gegen die Religionsfreiheit werden von der internationalen Gemeinschaft heruntergespielt, indem die Gewalt als Folge eines Streits um Land und Ressourcen zwischen Hirten und Bauern bezeichnet wird», kritisiert Dr. Franklyne Ogbunwezeh, Senior Research Fellow für Afrika bei CSI. Der Terroranschlag vom Pfingstsonntag und Vorfälle wie der Lynchmord an der christlichen Studentin Deborah Yakubu durch einen muslimischen Mob und viele weitere tödliche Attacken zeigten, wie die Menschenrechte der nigerianischen Christen und Minderheiten mit Füssen getreten werden. Das von CSI betriebene Webportal www.nigeria-report.org berichtet laufend über die Entwicklung in diesem afrikanischen Schlüsselstaat.
(csi/Rolf Höneisen)

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