Christin wegen Blasphemie-Vorwürfen seit Monaten in Haft

Sie hatte eine Nachricht über die getötete Christin Deborah Yakubu weitergeleitet. Fanatische Muslime versuchten daraufhin, die 45-jährige Nigerianerin Rhoda Ya’u Jatau zu töten. Einige Tage später wurde sie wegen Blasphemie-Vorwürfen verhaftet. CSI unterstützt ihre Familie finanziell.

Die nigerianische Christin Rhoda sitzt seit Monaten wegen Blasphemie-Vorwürfen im Gefängnis. fb

Diese Schreckenstat hatte internationales Aufsehen erregt: Am 12. Mai 2022 wurde die christliche Studentin Deborah Yakubu aus dem nordwestlichen Staat Sokoto von Mitstudenten auf dem Unicampus mit Stöcken und Steinen zu Tode geprügelt und dann verbrannt. Die Täter hatten ihr vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben.

Tötungsversuch vereitelt

Diese grausame Tötung beschäftigte auch Rhoda Ya’u Jatau. Die Christin aus Bauchi im Nordosten Nigerias hatte noch am selben Tag eine WhatsApp-Nachricht aus Ghana erhalten, in welcher der Mord an Deborah verurteilt wurde. Rhoda teilte die Nachricht mit Kollegen.

Muslime, die die Mitteilung sahen, beschuldigten Rhoda daraufhin der Blasphemie und versuchten, sie zu töten. Sicherheitsbeamte der nigerianischen Geheimpolizei nahmen die angeschuldigte Christin am 20. Mai fest, als muslimische Mobs ihr Haus stürmen wollten.

Verzweifelter Ehemann

Bis heute wird Rhoda wegen Blasphemie-Vorwürfen in einer Einzelzelle festgehalten. «Meine Mandantin wird der Anstiftung zu öffentlichem Aufruhr, Verachtung religiöser Überzeugungen und Cyber Stalking angeklagt», so Rhodas Anwalt Joshua Nasara. Seit ihrer Anklage, die zwei Wochen nach der Verhaftung erfolgte, wird Rhoda ohne Kontakt zur Aussenwelt im Gefängnis festgehalten. «Anträge auf Kaution wurden bislang abgelehnt», erklärt Nasara weiter.

Unter der Inhaftierung der fünffachen Mutter leidet vor allem auch Rhodas Ehemann Ya’u Adamu, der vom Islam zum Christentum konvertiert war. «Ich bin traumatisiert und kann nicht mehr schlafen, seit meine Frau wegen Blasphemie inhaftiert wurde.»

Freilassung «zu riskant»

Rhoda Ya’u Jatau wartet in ihrer Einzelzelle weiterhin auf den Gerichtsprozess. Doch nachdem dieser mehrmals vertagt wurde, entschied der vorsitzende Richter in Bauchi am 13. Oktober 2022, dass es zu riskant sei, Rhoda freizulassen. «Der Richter behauptete, ihre Freilassung könnte die Gewalt wieder entfachen und Rhoda einer grossen Gefahr aussetzen», so Anwalt Nasara. Tatsächlich führten aufgebrachte Muslime Kampagnen durch, um Rhoda zu töten.

CSI ist tief besorgt über Rhodas Gesundheitszustand und greift ihrer Familie finanziell unter die Arme. «Die Familie von Rhoda hat ihr ganzes Erspartes für die bisherigen Verfahrenskosten aufgebraucht», bemerkt dazu Franklyne Ogbunwezeh, Leiter der CSI-Genozid-Prävention in Afrika. n Reto Baliarda, Masara Kim, msn

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