Christliche Blasphemie-Angeklagte erfährt am 27. November ihr Schicksal

Seit 20. Mai 2022 sitzt die Christin Rhoda Jatau aus dem nordöstlichen Bundesstaat Bauchi wegen Blasphemie-Vorwürfen in Untersuchungshaft. Nach mehrmaligem Verschieben fand am 16. Oktober 2023 die Gerichtsanhörung statt. Nun werden die Richter am 27. November über Rhodas Schicksal entscheiden – fast ein Jahr nach Beginn des Prozesses.

Rhoda Jatau (Zweite von links) muss vor dem Gerichtssaal ihre Tränen wegwischen. csi

Die christliche Sozialarbeiterin Rhoda Jatau befindet sich seit dem 20. Mai 2022 in Haft. Die Mutter von fünf Kindern wurde wegen Blasphemie angeklagt, weil sie angeblich ein Video mit Kollegen geteilt hatte, in dem sie den Lynchmord an der christlichen Studentin Deborah Yakubu im Bundesstaat Sokoto eine Woche zuvor verurteilte. Nach ihrer Verhaftung tauchte Rhodas Familie zu ihrer eigenen Sicherheit unter.

Immer wieder wurde die gerichtliche Anhörung von Rhodas Anwälten durch die Staatanwaltschaft vertagt, was Menschenrechtsaktivisten als Verzögerungstaktik taxieren. Diese ziele darauf ab, Rhoda Gerechtigkeit zu verweigern und sie in Haft zu halten. Die Staatsanwaltschaft hätte keine Argumente, die einer Prüfung vor Gericht standhalten könnten.

Familie im Gerichtssaal anwesend

Nun fand am 16. Oktober 2023 die Gerichtsanhörung im Beisein der Presse und Menschenrechtsbeobachter statt, sodass Rhodas Verteidigung endlich ihren Antrag auf Freispruch geltend machen konnte. An der Anhörung war auch Rhodas Ehemann, Ya’u Adamu, anwesend. Seit der Verhaftung seiner Frau kümmert er sich allein um die fünf gemeinsamen Kinder.

«Es war ein bewegender Anblick, als sich das Paar nach vielen Monaten wiedersah», so CSI-Partner und Menschenrechtsverteidiger Solomon Mwantiri, der ebenso der Anhörung beiwohnte. CSI setzt sich seit Rhodas Verhaftung für einen Freispruch ein.

Entscheid Ende November

Das Gericht hat nun den Prozess im Fall Rhoda Jatau auf den 27. November angesetzt. Rhodas Verteidiger hoffen, dass alle von Bauchis Behörden erhobenen Anklagen abgewiesen werden.

Sollten die Anklagen nicht fallen gelassen werden, wird die Verteidigung das Gericht davon überzeugen müssen, dass sie sich nicht der Blasphemie gegen den Islam schuldig gemacht hat.

Verzögerungen im Gerichtsverfahren

Vertagungen und Aufschübe von Gerichtsanhörungen sind in Nigeria keine Seltenheit. Ein weiterer bekannter Fall ist die Anklage gegen Luka Binniyat, einen christlichen Journalisten aus dem zentralen Bundesstaat Kaduna, der 2022 des Cyberstalkings angeklagt wurde. Binniyat wurde schliesslich aus dem Gefängnis entlassen, da sein Fall internationale Medienaufmerksamkeit erregte.

 Todesstrafe bei Verurteilung

Nach den Scharia-Gesetzen im Norden Nigerias ist Blasphemie ein Kapitalverbrechen, auf das bei Verurteilung die Todesstrafe steht. Seit 1999, als 12 nördliche Bundesstaaten – darunter Bauchi – das islamische Recht in ihr Strafgesetzbuch aufnahmen, wurden vor allem nigerianische Christen Opfer solcher Gesetze. Die Änderung des Strafgesetzbuchs bedeutet, dass in diesen Bundesstaaten sowohl staatliche Gerichte als auch Schari’a-Gerichte Angeklagte nach Schari’a-Recht verurteilen können.

Franklyne Ogbunwezeh

 

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