
Vor sieben Wochen drangen bewaffnete Terroristen im Nordwesten Nigerias in einen Gottesdienst ein. Sie bedrohten die Männer und entführten die Frauen. Inzwischen sind zwei Frauen und ein Baby gegen Lösegeld freigekommen. Doch noch immer sind 24 Frauen und ein Baby in der Gewalt der Entführer. Sie fordern ein Lösegeld, welches die Angehörigen niemals aufbringen können.
Terroristen überfielen diese Kirche im nigerianischen Dorf Gidan Haruna und entführten die Frauen. csi
Es war nicht der erste Angriff auf die Mitglieder der Global Mission Church in Gidan Haruna im nigerianischen Bundesstaat Katsina. Doch die Attacke durch Islamisten am 15. Januar war die brutalste. Während 50 Christen Gottesdienst feierten, umzingelten die Angreifer die Kirche. Am Dorfeingang hatten sich weitere Kämpfer postiert, um während des Überfalls niemanden ins Dorf hinein zu lassen.
Saidu Ahmadu konnte den Angreifern entkommen. Er erzählt: «Plötzlich schossen sie wild um sich und riefen ‘Allahu Akhbar!” Und weiter: «Sie blockierten die Eingänge der Kirche und befahlen allen, sich hinzulegen.“ Ahmadu und einigen anderen gelang es, durch ein schmales Fenster zu fliehen. Von seinem Versteck aus beobachtete er, wie die Terroristen mit 26 Frauen und zwei Babys auf Motorrädern wegführten. Unter den Entführten sind auch Ahmadus Frau und eine Schwägerin. «Wir waren hilflos!», sagt er. «Der örtliche Sicherheitsdienst griff nicht ein.»
Als die Entführer 50 Mio. Naira Lösegeld (ca. 100’000 Franken) forderten, legten die Dorfbewohner so viel Geld zusammen, wie sie konnten. Schliesslich boten sie den Entführern 800’000 Naira (1600 Franken) an. Diese viel geringere Summe erzürnte die Täter, worauf sie das Dorf ein weiteres Mal angriffen. Am 17. Februar 2023 verliessen die letzten 50 bis 60 christlichen Bewohner fluchtartig das Dorf, während die entführten Frauen noch immer in den Händen der Entführer sind. Die Polizei gab bekannt, dass sie den Tätern auf der Spur sei.
Die Massenentführung in Gidan Haruna ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Attacken im Süden von Katsina, die von militanten Islamisten der Fulani-Nomaden verübt wurden. Inzwischen sind Fulani-Extremisten für Tausende von Toten in Nigeria verantwortlich. Laut dem Journalisten Lado Kambai richten sich die Angriffe im Süden von Katsina häufig gegen die christliche Minderheit. «Sogar die Muslime geben das zu», sagt Kambai. Im Dorf Gidan Haruna habe im ein muslimischer Einwohner gesagt, die Christen im Ort täten ihm leid. Während die Muslime frei leben könnten, seien die Christen in grosser Angst. Es gibt kaum Entführungen von Muslimen und wenn, dann werden sie in der Regel bald wieder freigelassen, oft ohne Lösegeld oder nur gegen einen kleinen Betrag. Die wiederholten Angriffe auf Christen in der Region deuten Beobachter als Versuch, die christliche Minderheit im Bundesstaat Katsina auszulöschen.
Gegen eine Lösegeldzahlung wurden inzwischen vier Frauen und ein Baby freigelassen. Nach wie vor sind 24 Frauen und ein Baby in der Gewalt der Terroristen. Die Bewohner von Gidan Haruna haben keine Mittel mehr, um den Lösegeldforderungen nachzukommen. Nun hoffen sie auf ein Wunder.
Masara Kim
Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.