Eine Woche vor Weihnachten kam der Tod

Im nigerianischen Mallagum wird Weihnachten überdeckt von der Trauer um 40 getötete Menschen. Der Schock über das Massaker sitzt tief. Hunderte von Menschen versammelten sich zu einem überkonfessionellen Trauergottesdienst.

Lastwagen Särge Kran

Dieser LKW brachte 23 Särge zur Trauerfeier. csi

 

+++ update 4. Januar 2023 +++

Auf dem Fussballplatz der örtlichen Schule von Mallagum, rund 240 Kilometer von Nigerias Hauptstadt Abuja entfernt, versammelten sich am 22. Dezember hunderte von Christen. Es war aber nicht die Vorfreude auf Weihnachten, die sie hierher geführt hatte, sondern es waren Trauer und Wut. Als gegen Mittag ein grosser LKW voll beladen mit Särgen auf den Platz fuhr, brach die Menge in ohrenbetäubendes Wehklagen aus. Am Ende lagen 23 Särge in einer Reihe auf der Wiese. Die Toten stammten aus dem Dorf Mallagum selbst, sowie acht umliegenden Orten. Die Leichen von weiteren 17 Opfern waren bereits vorgängig begraben worden.

“Wie einst in Bethlehem und Rama!”

In der Trauerpredigt schilderte Pater Benjamin Bala, was am 18. Dezember, einem Sonntagabend, passiert ist. Die ersten Schüsse fielen kurz nach 23 Uhr. Die Dorfbevölkerung versuchte erfolglos, die staatlichen Sicherheitskräfte zu alarmieren. Innerhalb weniger Minuten standen viele Häuser bereits in Flammen. Man hörte, wie eingeschlossene Menschen um Hilfe schrien. Als Angreifer werden militante Fulani-Hirten genannt.

Der Pater griff zu Vergleichen mit in der Bibel geschilderten Massakern: “In dieser Nacht konnte man hören, wie das Land Mallagum, genau wie einst Bethlehem und Rama, vor Angst weinte und klagte, weil seine unschuldigen Kinder massakriert wurden” (vgl. Matth. 2,16-18; Jer. 31,15). Sie seien hilflos dagestanden und hätten gehofft, dass von irgendwoher Hilfe kommen würde“, sagte Benjamin Bala. Dann hätten sie das Geknatter eines Maschinengewehrs gehört, das näherkam. Sie hätten sich versteckt. Es seien mutige Polizisten gewesen, welche die Angreifer zurückdrängen konnten.

40 Tote, 102 Häuser niedergebrannt, Felder zerstört

Am anderen Morgen zeigte sich das schreckliche Ausmass des nächtlichen Angriffs. 40 Leichen wurden geborgen, mehr als 100 Häuser waren niedergebrannt und dazu viele Getreidefelder. Unzählige Menschen wurden vertrieben. Der jüngste der Getöteten war 16, das älteste Opfer war die 105-jährige Monica Kunai Anyway. Mehrere Zeugen sagen aus, dass die Armee am koordiniert ausgeführten Angriff mitbeteiligt war. Ein Pfarrer, der mit dem Leben davonkam, dessen Haus aber niedergebrannt wurde, zeigte Patronenhülsen von grosskalibrigen Geschossen in den Armeefarben. Man habe viele davon gesammelt, sagte er. Die Kugeln seien von Panzern abgefeuert worden.

Schwere Vorwürfe an die Adresse der Armee

Am 23. Dezember veröffentlichte die Southern Kaduna Peoples Union (SOKAPU) eine Presseerklärung, in der sie die nigerianische Armee aufforderte, die Vorwürfe eingehend zu untersuchen. Bislang hat die Armeeführung sich nicht dazu geäussert. Die Regierung des Bundesstaates Kaduna und die Landesregierung haben nicht an der Trauerfeier teilgenommen.

Die Menschen der Gemeinden Mallagum und Sakong sind überzeugt, dass dieser Angriff rein religiöser Natur war, sagt Aaron Tanko von der katholischen Diözese Kafanchan. «Sie wurden angegriffen, weil sie Christen sind; es ist eine reine Christenverfolgung. Sie hatten in der Vergangenheit nie einen Zusammenstoss mit den Fulani, der einen solchen Angriff hätte auslösen können.»

Die schwer getroffenen Menschen sind auf die Unterstützung anderer angewiesen. CSI unterstützt in Nigeria entsprechende Nothilfeprogramme. Unter anderem arbeitet Christian Solidarity International in Kaduna mit der Diözese Kafanchan zusammen, um den Opfern der Attacken medizinische Hilfe und Nahrungsmittel zukommen zu lassen.

Luka Binniyat

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