Rhodas Ehemann hat schreckliche Angst um seine Frau

Die Christin Rhoda Ya’u Jatau sitzt wegen fragwürdigen Blasphemie-Vorwürfen seit Monaten im Gefängnis im nordöstlichen Staat Bauchi. Im Interview mit CSI erklärt Ehemann Adamu Ya’u, welches Martyrium er und die Kinder seit Rhodas Verhaftung durchmachen. CSI setzt sich für Rhodas Freiheit ein.

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Zwischen Hoffen und Bangen: Adamu (rechts) mit seinen Kindern und CSI-Partner Solomon Mwantiri. csi

Die 45-jährige Christin Rhoda wird beschuldigt, über den Propheten Mohammed gelästert zu haben. Sie hatte eine Nachricht über die getötete Christin Deborah Yakubu (Sokoto) per WhatsApp geteilt. Rhoda wurde deswegen am 20. Mai 2022 verhaftet. Seit ihrer Anklage von Anfang Juni sitzt Rhoda ohne Kontakt zur Aussenwelt im Gefängnis. Anträge auf Kaution wurden bisher abgelehnt, so ihr Anwalt.

Im Interview mit CSI schildert Rhodas Gatte Adamu die Geschehnisse rund die Verhaftung seiner geliebten Frau. Sicherheitskräfte hätten sie am Arbeitsplatz aufgesucht und abgeführt. Nach dem Verhör in der Stadt Warji habe Rhoda unter Zwang einen Entschuldigungsbrief verfasst und unterschrieben. «Nachdem auch die zuständigen Behörden unterschrieben hatten, dachten wir, dass die Sache gelaufen sei», so Adamu.

Angriff des Mobs

Das Ehepaar kehrte in seine Heimatstadt Katanga zurück. In der Zwischenzeit hatte sich ein Mob gebildet, der von den Behörden informiert worden war. Kaum waren Rhoda und Adamu zuhause, attackierte der Mob das mehrheitlich von Christen bewohnte Viertel der Stadt Katanga. Die aufgebrachten Muslime brannten Häuser nieder und griffen die Anwohner an. Auch Adamus Familie war Zielscheibe der Angreifer: «Sie gingen mit Messern und anderen Waffen auf uns los. Mir war sofort klar, dass wir sterben sollten.»

Vermietung verweigert

Während Rhoda verhaftet wurde, wurden Adamu und die sieben Kinder aus Katanga geschmuggelt und in die Grossstadt Bauchi gebracht. «Als ich dort ankam, wollte ich ein Haus mieten. Doch die Besitzer befürchteten, dass man bei einer Zusage das Haus abreissen würde», berichtet er. Einmal hatte Adamu die Miete sogar im Voraus bezahlt. «Als wir dann ins Haus einziehen wollten, warfen sie uns hinaus. Die Eigentümer hatten in der Zwischenzeit erfahren, wer wir sind.»

Schliesslich überliess ein Pastor in Bauchi eines seiner leerstehenden Häuser Adamus Familie. Dafür ist er dankbar. Doch zugleich ist er der Verzweiflung nahe. «Ich habe fürchterliche Angst um Rhodas Leben.» Adamu kann es kaum fassen, dass er seine Frau im Gefängnis nicht mehr besuchen darf. «Ich konnte sie zwei Mal sehen. Doch seitdem bleibt mir der Zutritt verwehrt, weil für sie ein Besuchsverbot erlassen wurde.

Die fünf gemeinsamen Kinder und zwei Waisenkinder, die Adamu nach dem Tod von Geschwistern zu sich genommen hat, vermissen ihre Mutter schmerzlich. «Manchmal versuche ich einfach, sie zu trösten. Fast jeden Tag sehe ich, wie sie weinen müssen.»

Ersparnisse aufgebraucht

Rhodas Festnahme hat Adamu finanziell in den Ruin getrieben. «Um meine Frau zu befreien und für die Familie zu sorgen, habe ich mein Haus, meine Felder und die Ernte verkauft.» Zudem hat er über 30 Säcke Dünger, die er für die Landwirtschaft besorgt hatte, wieder verkauft.

Doch all dies habe nur wenig gebracht. Rhoda wartet immer noch im Gefängnis auf den Gerichtsprozess. Und die Kinder können wegen des fehlenden Geldes nicht mehr zur Schule. Immerhin konnte Adamu dank der finanziellen Hilfe von CSI, Lebensmittel für die Familie kaufen und seiner ältesten Tochter weiterhin den Schulbesuch ermöglichen. «Sie war kurz davor, die Schule abzubrechen», bemerkt er.

Adamu ist unendlich dankbar für die Unterstützung von CSI: «Sie hat mein Leben gerettet.» Zugleich fleht er die Internationale Gemeinschaft an, alles zu tun, dass Rhoda von den Blasphemie-Vorwürfen freigesprochen wird. 

Offener Brief an US-Aussenminister Blinken

Zusammen mit anderen Organisationen setzt sich CSI juristisch und politisch für die Freilassung von Rhoda Ya’u Jatau ein. In einem offenen Brief an US-Aussenminister Anthony Blinken vom 13. Dezember 2022 bitten ihn die Verfasser, sich für Rhodas Freilassung zu engagieren. «Wir bitten Sie eindringlich, bei den nigerianischen Behörden auf höchster Ebene zu intervenieren, um Rhodas Freiheit zu gewährleisten.» Blinken soll ausserdem den nigerianischen Behörden gegenüber deutlich machen, welch schlimme Folgen die Blasphemiegesetze in Nigeria nach sich ziehen.

Reto Baliarda

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