Osterfest um 6 Uhr mit 5000 Personen aus 21 Kirchen

Trotz eines Überfalls im Jahr 2014 versammeln sich die Christen in Dhaka zu Tausenden auf der Strasse für den Ostergottesdienst. CSI-Projektpartner und Pastor William Samadder berichtet.

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Wegen der Corona-Krise können die Oster-Gottesdienste nicht wie vorgesehen durchgeführt werden.

CSI: Welche Bedeutung hat Ostern für Euch Christen in Bangladesch?

William Samadder: Ostern ist für uns ein wichtiges Fest. Im Gegensatz zu Weihnachten, das mit viel Freude, aber auch Kommerz gefeiert wird, ist Ostern besinnlicher und stärker mit Gebet verbunden.

Wie feiert Ihr Ostern?

Am Karfreitag feiern wir einen dreistündigen Gottesdienst, der an das Leiden Jesu erinnert. Am Samstagabend gehen viele Jugendliche und Kinder in kleinen Gruppen singend von Tür zu Tür. Sie verkünden die frohe Botschaft der bevorstehenden Auferstehung.

Der wichtigste Tag ist für uns der Auferstehungssonntag. Zusammen mit 21 Kirchen verschiedener Konfessionen feiern wir morgens um 6 Uhr gemeinsam den Auferstehungsgottesdienst. Waren es früher bis zu 500 Teilnehmende, nahmen in den letzten Jahren immer mehr Menschen teil.

Der Gottesdienst findet auf der Strasse statt, wo Stühle und eine kleine Bühne aufgestellt werden. Die katholische Kirche, Anglikaner, Methodisten, Baptisten und viele weitere nehmen am ökumenischen Gottesdienst teil. Dieses Jahr leitet ihn der anglikanische Bischof. Wir beten für unser Land, für die Politiker, für den Frieden und auch für Religionsfreiheit.

Ist so eine grosse Ansammlung von Christen nicht gefährlich?

2014 wurden wir an einem Ostersonntagsgottesdienst angegriffen und es gab viele Verletzte. Doch dies hält die Menschen nicht davon ab, gemeinsam zu feiern. Natürlich müssen wir Sicherheitsvorkehrungen treffen. Am Tag selber werden auch viele Polizisten aufgeboten.

Wie geht es danach weiter?

Bangladesch ist ein muslimisches Land, frei hat man am Freitag und am Samstag. Ostersonntag ist ein ganz normaler Arbeitstag. Nach dem eineinhalbstündigen Morgengottesdienst gehen viele Christen zur Arbeit oder in die Schule. Wer frei nehmen kann, geht nach Hause, um dort den speziellen Osterkuchen Pitha zu geniessen, den die Frauen am Ostersamstag zubereiten. Danach gehen die Leute nochmals zum Gebet in ihre eigenen Kirchen. Da viele Menschen sehr arm sind und sich kein richtiges Ostermittagessen leisten können, verteilen die Kirchen eine warme Mahlzeit. Das ist sehr gemeinschaftsbildend.

Was bedeutet Ostern Dir persönlich?

Ostern ist für mich sehr wichtig. Es ist die einzigartige Geschichte von jemandem, der den Tod überwunden hat. Das ist für mich die Garantie für meine Rettung und meine Freiheit. Ostern ist für mich ein grosses Fest der Hoffnung. 

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