
23 Tage sassen die Christin Mussarat Bibi und ihr muslimischer Arbeitskollege Muhammad Sarmad wegen Blasphemie-Vorwürfen im Gefängnis. Dass sie am 12. Mai 2023 auf Kaution freigelassen wurden, ist vor allem dem beharrlichen Einsatz von CSI-Partner Anjum zu verdanken. Im Gespräch mit CSI drückt Mussarat ihre grosse Dankbarkeit aus. Zugleich offenbart sie ihre Ängste.
«Die 23 Tage im Gefängnis waren schrecklich. Ich wurde an eine Fussfessel gebunden und sass ganz allein in einer Zelle. Da ich ein Blasphemie-Fall war, wurde ich vom Gefängnispersonal extrem schlecht behandelt.» Mit diesen Worten beschreibt Mussarat gegenüber der CSI-Projektmanagerin die Tortur, die sie während der Untersuchungshaft in Arifwala (Provinz Punjab) erlebt hat.
Zusammen mit Muhammad arbeitete die junge Witwe und Mutter zweier Töchter an der Mädchenschule von Arifwala. Sie war für die Reinigung zuständig, während Mohammad den Garten in Schwung hielt. Bei einer Aufräumaktion zündeten sie alles Brennbare an. Den beiden Analphabeten war nicht bewusst, dass im Papierberg auch Seiten aus dem Koran lagen. Einer, der dies beobachtete, informierte die Polizei, welche Mussarat und Muhammad am 19. April 2023 festnahm.
Als CSI-Partner Anjum von der Verhaftung erfuhr, reiste er sofort nach Arifwala. Er konnte einflussreichen Muslimen vor Ort glaubhaft erklären, dass die Koranseiten versehentlich verbrannt worden waren. Wenig hatte gefehlt, und ein Mob wäre auf die ganze christliche Gemeinschaft im Dorf losgegangen. Während die Wogen in Mussarats Nachbarschaft fürs erste geglättet werden konnten, warf die Polizei ihr vor, Muhammad zum Verbrennen der Koranseiten angestiftet zu haben.
Mit der finanziellen Zusicherung von CSI beauftragte Anjum Anwälte, um die beiden zu Unrecht Beschuldigten juristisch zu unterstützen. Der mutige und unentwegte Einsatz zahlte sich aus: Am 12. Mai 2023 wurden Mussarat und Muhammad auf Kaution freigelassen.
Die pakistanische Christin fühlte sich unendlich erleichtert, als sie das Gefängnis verlassen konnte: «Als ich den Fuss in die Freiheit setzte, konnte ich es kaum glauben. Hallelujah, Gott ist gross!»
Nach ihrer Freilassung verbrachte Mussarat zwei Tage in ihrem Dorf. Doch die angespannte Atmosphäre machte ihr schwer zu schaffen: «Viele Nachbarn sprechen nicht mehr mit mir und meiner Familie. Die Leute, bei denen wir jeweils Milch holen, verkaufen uns nun keine Milch mehr. Auch musste ich feststellen, dass viele Frauen über mich lästern.» Kommt dazu, dass die Dorfältesten einen muslimischen Mob vor einem möglichen Angriff auf Mussarat zurückhalten mussten.
Aus Sicherheitsgründen lebt Mussarat vorübergehend bei ihrer Schwester in einem anderen Dorf. Nach Hause getraut sie sich derzeit nicht. «Wer weiss, was die muslimischen Dorfbewohner im Schilde führen? Am liebsten sähen sie mich tot», ist sie überzeugt. Denn in deren Augen ist die freigelassene Christin weiterhin eine Gotteslästerin.
Ihren Ängsten zum Trotz ist Mussarat unendlich dankbar, nicht mehr im Gefängnis zu sein: «Ich danke euch für eure Hilfe und eure Gebete. Gäbe es euch nicht, wäre ich heute noch hinter Gittern.»
Reto Baliarda
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