
Nach den verheerenden Verwüstungen in Jaranwala wurden über 20 Christen illegal verhaftet. Polizeichef Usman Anwar macht «ausländische Verschwörungen» für die angebliche Blasphemie verantwortlich. Gleichwohl gibt es auch Friedensinitiativen von Christen und Muslimen. CSI leistet juristische und humanitäre Hilfe vor Ort.
Nach den Randalen in Jaranwala am 16. August 2023, als Kirchen angezündet und Häuser und Geschäfte von Christen geplündert wurden, bleibt die Lage im Land weiterhin angespannt. Ende August bestätigte Khalid Mukhtar, katholischer Priester in Jaranwala, dass über 20 Christen illegal von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden: «Wir haben beim Obersten Gericht Anträge auf ihre Freilassung gestellt. Es ist uns gelungen, 14 Personen zu befreien. Diese sind mit der Familie der beiden angeklagten Brüder sowie zweier weiterer Christen verwandt, denen die Polizei die Entweihung des Korans vorwirft.»
Usman Anwar, Generalinspekteur der Polizei in der Provinz Punjab, hat nun eine weitere angebliche Koranschändung vom 19. und 20. August als Beweis für eine Verschwörung pakistanischer Christen mit Beamten in Indien erachtet. Der Präsident der Reformierten Kirchen in Pakistan, Bischof Azad Marshall, bezeichnet diese Behauptung des Polizeichefs als lächerlich und betont: «Statt die zugrunde liegenden Gründe für solche Angriffe zu untersuchen und die eigentliche Ursache anzugehen, nämlich den Missbrauch der strengen Blasphemiegesetze, verhaftet und schikaniert die Polizei unschuldige Christen.»
Zudem versuche Anwar, die Wahrheit hinter den gewalttätigen Angriffen in Jaranwala zu vertuschen, indem er ausländische Geheimdienste dafür verantwortlich mache. Kirchenverantwortliche und Menschenrechtsaktivisten in Pakistan fordern eine Untersuchung der antichristlichen Ausschreitungen in Jaranwala.
Handkehrum wurden bis heute 230 Muslime festgenommen, die mutmasslich an den Randalen mitbeteiligt waren. Im Weiteren wurden innerhalb der beiden religiösen Gemeinschaften Friedensinitiativen gestartet, um den sozialen Zusammenhalt und die friedliche Koexistenz zu fördern.
Inmitten dieser Unruhen in Pakistan leisten CSI-Partner Hilfe vor Ort. Neben der Nahrungsmittelverteilung und der finanziellen Hilfe werden die attackierten Christen auch mit medizinischer Versorgung und juristischer Hilfe unterstützt.
Dr. Shoaib Suddle, gegenwärtig eingesetzt als «Vorsitzender der vom Obersten Gerichtshof Pakistans eingerichteten Kommission», hat ferner einen der angegriffenen christlichen Quartiere in Jaranwala besucht. Begleitet wurde er vom CSI-Partner Anjum, der ihn auf die Dringlichkeit angesprochen hat, allen betroffenen Christen die Strom- und Gasrechnungen für die nächsten drei Monate zu streichen. Zudem soll ermöglicht werden, dass alle verbrannten Schulzeugnisse und Dokumente von Studierenden gratis wiederhergestellt werden.
Auch hat Anjum erwähnt, dass das von der Regierung versprochene Finanzpaket für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser zu klein ist und unbedingt erhöht werden muss. Shoaib Suddle wird sich diesbezüglich an den Premierminister Pakistans wenden.
Selina Messmer
Quelle: msn
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